„Also sprach Bellavista” von Luciano De Crescenzo: Neapel, Liebe und Freiheit

by Hofelich
„Also sprach Bellavista” von Luciano De Crescenzo

Perfekte Symbiose aus philosophischem Sachbuch und humorvollem Roman, mit Witz und Tiefgang: Das 1977 in Italien und 1986 erstmals in deutscher Sprache veröffentlichte Buch „Also sprach Bellavista“ hat den Ex-IBM-Manager Luciano De Crescenzo weltweit berühmt und zu einem wichtigen zeitgenössischen Autor Italiens gemacht. Das Werk war der Auftakt von über 25 weiteren internationalen Bestsellern des Neapolitaners. Sein Erfolgsrezept: Komplexe philosophische Gedanken in verständlicher Sprache zu formulieren, einen aktuellen Bezug herzustellen und sie so für die breite Masse zugänglich und attraktiv zu machen. Gewürzt mit Humor und einer Prise Ironie belegt er philosophische Erkenntnisse mit liebevoll-kritischen Anekdoten aus dem chaotischen Umfeld seiner Heimatstadt Neapel. Seine zentralen Themen: Die Gegensätze zwischen Liebe und Freiheit, die Mentalitätsunterschiede Nord- und Süditaliens, Kritik an Konsum und Machstreben.

Wie einst Sokrates auf dem Marktplatz von Athen

Der pensionierte Gymnasiallehrer Professor Bellavista sucht im bunten, prallen Leben von Neapel das Gespräch mit seinen Mitmenschen wie einst Sokrates auf dem Marktplatz von Athen: Mit dem Vizeersatzhausmeister Salvatore Coppola, dem arbeitslosen Saverio genauso wie mit dem Ingenieur De Crescenzo (!), Doktor Passalacqua, dem Hauspoeten Luigino und vielen anderen schillernden Charakteren. Laut und gestikulierend geht es um Politik, Frauen, Essen, Anarchie und Müßiggang, Philosophie und Alltagsdinge. Bellavista parliert über Gut und Böse, erklärt den Unterschied zwischen Epikureern und Stoikern und zeigt das Spannungsfeld auf zwischen der Liebe, die alles zusammenhält, und der Freiheit, die zum Auseinanderstreben drängt.

Neapolitanische Anekdoten als praktische Beweisführung der Philosophie

Das Buch hat der Autor nach eigenen Angaben wie ein Geometriebuch aufgebaut, in denen auf die jeweiligen Lehrsätze praktische Beispiele folgen: „Die neapolitanischen Anekdoten sind also so etwas wie die praktische Beweisführung zu den philosophischen Theorien, die der Professor in seinen Dialogen über die Freiheit und die Liebe aufstellt“, schreibt De Crescenzo im Vorwort („Zwei Worte vorweg“). Eine philosophische Quintessenz des Buches legt De Crescenzo seinem Alter Ego Professor Bellavista im Abschlusskapitel in den Mund: „Wenn wir unser Leben wirklich ausleben wollen, müssen wir ja wohl versuchen, unserem Kopf ebenso wie unserem Herzen gerecht zu werden und einen Mittelweg zu finden. Das Rezept dazu wäre sogar ganz einfach: ebenso viel Liebe wie Freiheit.“

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Fazit:

„Also sprach Bellavista“ von Luciano De Crescenzo ist definitiv ein empfehlenswertes fröhliches Buch mit geistesgeschichtlichem Tiefgang, die den Anfänger gut und mit viel Lesefreude in die Welt philosophischen Denkens einführt. Dabei verbindet er die Lebensart und Mentalität seiner Heimatstadt Neapel mit ihren Gaunern und Schnorrern, Tagedieben und ehrbaren Kleinbürgern humorvoll mit philosophischen Themen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung bringt es auf den Punkt: „Ein neapolitanisches Kunststück: Unterhaltungsroman und philosophisches Lehrbuch in einem.“

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Zum Autor: Luciano De Crescenzo

Luciano De Crescenzo wurde am 20. August 1928 im Stadtteil Santa Lucia von Neapel als Sohn eines Handschuhmachers geboren. Ursprünglich wollte er Philosophie studieren, doch auf Wunsch seines Vaters schrieb er sich an der Universität Neapel für Ingenieurwissenschaften ein. Danach arbeitete sich der Ingenieur bei der italienischen Tochtergesellschaft des amerikanischen Computerkonzerns IBM auf der Karriereleiter bis ganz nach oben empor: vom einfachen Vertreter in seiner Heimatstadt Neapel bis zum Marketingdirektor in Rom. Gegen den Rat von Familie und Freunden hatte sich De Crescenco jedoch Mitte der 1970er Jahre dazu entschieden, dem Manager-Dasein bei IBM den Rücken zu kehren, um sich vollständig dem Schreiben und der Philosophie zu widmen. Schließlich war die Entscheidung von Erfolg gekrönt: Bis heute hat er über 25 Bücher veröffentlicht, viele davon wurden zu internationalen Bestsellern.

Vom IBM-Manager zum Philosophen

Der große Durchbruch kam bereits mit seinem ersten Buch „Also sprach Bellavista“, das 1977 im Original („Così parlò Bellavista“) erschien und 1986 erstmals in deutscher Sprache vom Diogenes Verlag veröffentlicht wurde. Danach folgten weitere Bücher über Philosophie, in denen er auf humoristische Weise antike Motive aufgriff: Unter anderem die Werke „Geschichte der griechischen Philosophie – Die Vorsokratiker“ und „Geschichte der griechischen Philosophie – Von Sokrates bis Plotin“. Doch damit nicht genug: Luciano De Crescenzo wurde nicht nur Schriftsteller, sondern betätigte sich auch als Drehbuchautor, Regisseur, Schauspieler und Talkmaster. Die Verflimung seines großen Werkes „Also sprach Bellavista“ nahm er 1986 selbst in die Hand, schrieb das Drehbuch, führte Regie und übernahm die Titelrolle. De Crescenzo ist geschieden, hat eine Tochter und lebt in Rom und Neapel, dessen Lebensart und Mentalität er in seinen Büchern immer wieder aufgegriffen hat.

Bilder: Pixabay, Amazon

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