Was ist der Sinn des Lebens? Die besten Antworten

by Hofelich
Was ist der Sinn des Lebens Universum 1

Was ist eigentlich der Sinn des Lebens? Diese brennende Frage beschäftigt die Menschen seit Jahrtausenden. Warum sind wir hier? Welche Rolle spielen Gott, Zufall, Schicksal oder Bestimmung? Welchen Sinn hat die Existenz an sich? Wie gebe ich meinem eigenen Leben Sinn? Letztendlich muss jeder Mensch die Antwort selbst für sich herausfinden. Aber wie? Ein Blick auf die wichtigsten Lebensweisheiten und Zitate aus Philosophie, Religion und Psychologie geben uns Orientierung dabei, wie wir das Beste aus unserem Leben machen können. Das Ziel: Sinn suchen und Glück finden!  

Gibt es einen Sinn des Lebens – oder ist alles nur Zufall?

Der Zweck des Lebens ist das Leben selbst“, schrieb einst Johann Wolfgang von Goethe. Doch so klar und eindeutig scheint es vielen nicht zu sein. Hat unsere Existenz denn überhaupt einen Sinn? Diese provokante Frage stellte u.a. der österreichische Philosoph Günther Anders: „Warum setzen Sie eigentlich voraus, dass ein Leben, außer da zu sein, auch noch etwas haben müsste oder auch nur könnte – eben das, was Sie Sinn nennen?“

Ja, warum eigentlich? Rein naturwissenschaftlich betrachtet, könnte der Sinn des Lebens in einer zufällig entstandenen Welt auch nur in der biologischen und sozio-kulturellen Evolution liegen, gesteuert von Selbsterhaltungs- und Fortpflanzungstrieb.

In einem Online-Forum schreibt ein Diskussionsteilnehmer über den Sinn des Lebens: „Schaut Euch die Tierwelt an. Die Tiere sind glücklich, da sie sich keine Gedanken wie wir Menschen machen und keine Religion brauchen. Sie leben und wissen gar nicht warum. Nur der Mensch fragt nach dem Sinn.“ Doch ist das Leben des Menschen wirklich nichts weiter als eine rein zufällige Existenz? Auf dem winzigen Sandkorn Erde in den Weiten des Weltalls? Nichts anderes als ein bedeutungsloser Wimpernschlag in der Unendlichkeit in Zeit und Raum?

 

Midlife Crisis Frau Job

Das einzige, was der Mensch sicher weiß…

Diese Vorstellung vom Sinn des Lebens wäre düster. Doch für die Wissenschaft ist es nicht möglich, dieses Rätsel zu lösen. Weder eine göttliche Schöpfung, noch eine rein zufällige Entstehung des Universums können bewiesen werden. Sie sind reine Glaubenssache, inspiriert von unserer Intuition und unserem Gefühl. Ganz sicher weiß der Mensch nur eines wirklich über seine Existenz: Dass er ohne seinen Willen geboren wurde, irgendwann sterben wird und dass er nur eine kurze Lebensspanne vor sich hat, sagt der Psychoanalytiker Erich Fromm.

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Zitat:

„Mit der Geburt wird der Mensch… in eine Situation hinein geschleudert, die nicht festgelegt, sondern ungewiss und offen ist. Nur in Bezug auf die Vergangenheit herrscht Gewissheit, und für die Zukunft ist nur der Tod gewiss. Er besitzt ein Bewusstsein seiner selbst, seiner Mitmenschen, seiner Vergangenheit und der Möglichkeiten seiner Zukunft.“

Erich Fromm

Innerer Kompass und Schutzschild: Warum die Sinnfrage wichtig ist

 

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Dank seines Verstandes ist der Mensch als einziges Lebewesen dazu in der Lage, über sich selbst nachzudenken. Und deswegen taucht die Frage nach dem Grund der Existenz seit Urzeiten in seinem Bewusstsein auf. Warum ist es so wichtig für jeden Einzelnen, eine tiefe, befriedigende Antwort auf den Sinn des Lebens zu finden?

Ein echter Sinn im Leben gibt dem Menschen Sicherheit und bildet die Basis für Zufriedenheit und Glück. An einer völlig sinnlosen Welt würde der Mensch verzweifeln. Der eigene Sinn des Lebens dient ihm als innerer Kompass im Sturm der Welt, als Schutzschild, die Höhen und Tiefen des Lebens zu meistern.

Das Wissen um eine Lebensaufgabe hat einen eminent psychotherapeutischen und psychohygienischen Wert“, sagt etwa der österreichische Neurologe und Psychiater Viktor Frankl. „Wer um einen Sinn seines Lebens weiß, dem verhilft dieses Bewusstsein mehr als alles andere dazu, äußere Schwierigkeiten und innere Beschwerden zu überwinden!“.

 

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Zitate:

„Wer ein WARUM zum Leben hat, erträgt fast jedes WIE.“

Friedrich Nietzsche

.

„Die beiden wichtigsten Tage deines Lebens sind der Tag an dem du geboren wurdest, und der Tag, an dem du herausfindest, WARUM!“

Mark Twain

 

Was ist der Sinn des Lebens 2 Mann sucht Sinn

 

Die Menschen in Deutschland denken regelmäßig über die Sinnfrage nach

Zweifelsohne ist die Frage nach dem Sinn des Lebens bedeutungsvoll und berührt tief in der Seele. Für jeden einzelnen ist es wichtig, eine persönliche Antwort auf diese Mutter aller Fragen zu finden. Der Löwenanteil der Menschen in Deutschland setzt sich regelmäßig mit dem Sinn des Lebens auseinander, geht aus einer von Statista veröffentlichten Umfrage hervor. Etwa 70 % der Befragten denken „sehr oft“, „oft“ oder „manchmal“ darüber nach. Nur rund 30 % „selten“ oder „nie“.

Viele Menschen stellen sich die Frage nach dem Sinn des Lebens erst dann, wenn das Leben durch Enttäuschungen, Krisen oder ein Unglück aus den Fugen geraten ist. Auch bevorstehende einschneidende Veränderungen oder wichtige Weichenstellungen können ein Auslöser dafür sein, über den Lebenssinn nachzudenken.

Andere Menschen dagegen verdrängen es einfach, sich mit der Sinnfrage auseinanderzusetzen. Diese Gruppe nennt die österreichische Sinnforscherin Tatjana Schnell die „existenziell Indifferenten“, die ein Leben ohne echte Tiefen und Höhen führen. „Das sinnerfüllte Leben dagegen wird aktiv gestaltet durch das, was der Mensch kann und will“, erklärt Schnell in einem Focus-Interview. „Im Idealfall ergibt sich ein Lebensentwurf, der stimmig ist und sich subjektiv richtig anfühlt.“ Doch gehen wir die Sinnfrage zuerst systematisch an und zerlegen sie in zwei wichtige Bestandteile.

Zwei Aspekte der Existenzfrage: der Sinn des Lebens an sich und der Sinn des eigenen Lebens

Die Frage nach dem Sinn des Lebens hat grundsätzlich zwei verschiedene Aspekte, die aufeinander aufbauen. Erstens: Welchen Sinn hat das Leben an sich? Hier geht es um die äußeren Rahmenbedingungen, die generelle Bedeutung der Welt und der Existenz von Leben überhaupt. Und zweitens: Welchen Sinn gebe ich meinem Leben? Hier geht es um die persönliche Existenz jedes einzelnen Menschen und was er daraus macht. Sehen wir uns die beiden Fragen genauer an.

 

Der Sinn des Lebens Zwei Wege der Sinnfrage

 

1. Welchen Sinn hat das Leben an sich?

  • Ist das Universum und alles Leben nur aus purem Zufall heraus entstanden?
  • Oder steckt ein Schöpfer, ein göttlicher Plan dahinter?
  • Regiert auch im Leben der Zufall? Bin ich allein der Schöpfer meines Schicksals?
  • Oder wird mein Schicksal von einer göttlichen Hand oder dem Karma gelenkt?
  • Gibt es ein Leben nach dem Tod und hat mein Handeln Auswirkungen darauf?
  • Oder ist danach alles aus, als hätten wir nie gelebt?

Im Kern gibt es nur die zwei grundlegenden Prämissen: Es gibt einen Gott oder ein höheres Wesen – in welcher Form auch immer –, der die Welt und uns erschaffen hat und ein Leben nach dem Tod. Oder es ist alles zufällig entstanden und nach dem Tod ist unsere Existenz, unser Bewusstsein für immer erloschen. Unsere Antwort auf diese elementare Grundfrage hat einen starken Einfluss darauf, wie wir unsere persönliche Sinnfindung angehen.

So ist für den Gläubigen der generelle Sinn des Lebens durch Gott gegeben, der das Universum, die Welt und den Menschen geschaffen hat. Hier ist grundsätzlich also schon mal Sinn in der Welt vorhanden. Dagegen ist für Agnostiker – Zweifler – und Atheisten die Sinnfrage in einer für sie rein zufällig entstandenen, rein naturwissenschaftlichen Welt schwieriger zu beantworten. Unsere eigene Grundeinstellung über Gott und die Welt beeinflusst natürlich, wie wir an den zweiten Aspekt der Existenzfrage herangehen: welchen persönlichen Sinn wir unserem eigenen Leben geben.

2. Welchen Sinn gebe ich meinem Leben?

 

Meinen Sinn des Lebens finden

 

Der zweite Aspekt der Sinnfrage ist persönlicher Art: welchen Sinn ich selbst meinem eigenen, individuellen Leben gebe. Das heißt: Wie soll ich konkret leben? Was soll ich aus meinem eigenen Leben machen? Welche Ziele soll ich anstreben? Welchen Weg soll ich einschlagen? Wie soll ich mich verhalten? Welche Gebote soll ich einhalten?

Zitat:

„Wir verlangen, das Leben müsse einen Sinn haben – aber es hat nur ganz genau so viel Sinn, als wir selber ihm zu geben imstande sind.“

Hermann Hesse

Genau darum geht es für jeden einzelnen Menschen. Welche Ziele und Bedeutung wir unserem Leben geben, ist höchst individuell. Im Zentrum des persönlichen Lebenssinns kann die Befriedigung körperlicher, materieller, sozialer oder geistiger Bedürfnisse stehen. Im Streben nach materiellen Dingen, nach Macht, Besitz, Ansehen oder nach erfüllter Partnerschaft und Familie. Oder nach altruistischen Motiven, anderen zu helfen, die Welt zu verbessern. Bei den meisten Menschen dürfte es eine Mischung aus allen Aspekten sein, wobei jeder die einzelnen Punkte natürlich unterschiedlich gewichtet.

Eine andere Ausprägung liegt vielleicht in der Suche nach Erkenntnis oder persönlicher Entwicklung und Selbstverwirklichung. Der Philosoph Spinoza bringt es in diesem Zitat schön auf den Punkt:

Zitat:

„Sein, was wir sind, und werden, was wir werden können, das ist das Ziel unseres Lebens.“

Baruch de Spinoza

Ein zentraler Aspekt für das Glück jedes einzelnen Menschen ist es sicherlich, eine möglichst erfüllende und sinnstiftende Lebensaufgabe zu finden: im Beruf, in der Familie, in der Freizeit oder in einer Mischung aus allem. Unsere Lebensaufgabe sollte in Bereichen liegen, in denen wir unsere Stärken einsetzen können. Möglichst dort, wo wir unsere Talente entfalten und weiterentwickeln können. Wo wir etwas tun, das uns liegt und Freude bereitet.

 

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Was den Menschen antreibt: Die Maslowsche Bedürfnishierarchie

 

Sinn des Lebens Motivation Maslow Infografik

 

Was die Menschen im Kern antreibt und motiviert, hat der Psychologe Abraham Maslow erforscht. In seiner Bedürfnispyramide hat er die Wünsche des Menschen hierarchisch gegliedert. Demnach müssen wir zuallererst die Grundbedürfnisse, die das Überleben sichern, stillen: Atmen, Trinken, Essen, Schlafen. Dann beginnen wir nach Sicherheit und sozialen Bedürfnissen zu streben: nach Gemeinschaft, Freundschaft, Liebe und Anerkennung. Erst wenn wir die Bedürfnisse einer Stufe befriedigt haben, zieht es uns zur nächsten.

Sind die Grundbedürfnisse befriedigt, so geht es dem Menschen im inneren Bereich um sein Selbstbild, um Selbstachtung und Selbstvertrauen, den eigenen Wunsch nach mentaler, körperlicher Stärke, Erfolg, Unabhängigkeit und Freiheit. Im äußeren Bereich dreht sich alles um die Anerkennung durch andere Menschen, um Ansehen, Prestige, Wertschätzung, Achtung und Wichtigkeit.

Ganz oben an die Spitze der Bedürfnispyramide hat Maslow das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung gestellt: Sie hat zum Ziel, das eigene Wesen völlig zur Entfaltung zu bringen. Der Mensch möchte seine individuell gegebenen Möglichkeiten und Talente möglichst umfassend ausschöpfen. Er hat den innigen Wunsch, sein eigenes Potential zu entfalten. Also das zu werden, was ihm anlagebedingt überhaupt möglich ist.

 

Später hat Maslow noch eine weitere Stufe über die Selbstverwirklichung gesetzt, das Bedürfnis nach „Transzendenz“: die Suche nach Gott oder nach einer das individuelle Selbst überschreitenden Dimension.

 

Umfrage: Worin die Deutschen den Zweck des Daseins sehen

 

Umfrage worin die Deutschen den Sinn des Lebens sehen

 

Werfen wir nun einen Blick ins echte Leben auf die konkreten Ziele, Werte und Bedürfnisse der Durchschnittsbürger. Was die Menschen in Deutschland wirklich über den Sinn des Lebens denken. Was sie antreibt, was ihnen wichtig ist und wonach sie streben. Um das herauszufinden, hat das Allensbacher Institut eine Langzeitstudie durchgeführt und von 1974 bis 2002 Menschen in Deutschland regelmäßig gefragt: „Worin sehen Sie vor allem den Sinn Ihres Lebens?“ Hier die wichtigsten Ergebnisse der Studie im Überblick:

 

Infografik Umfrage was ist der Sinn des Lebens

 

Was sagt uns das? 2002 sahen die meisten Deutschen den höchsten Sinn des Lebens darin, glücklich zu sein und Freude zu haben. Das war nicht immer so. Die Werte der Menschen haben sich seit den frühen 70er Jahren deutlich gewandelt. 1974 hatten soziale, altruistische und religiöse Motive noch einen hohen Stellenwert, haben jedoch bis 2002 deutlich abgenommen, geht aus der Langzeitstudie hervor. Gleichzeitig gab es einen starken Trend in Richtung Hedonismus und „Spaßgesellschaft“. 2002 stand das Streben nach möglichst viel Glück für 67 Prozent der Befragten im Vordergrund, 1974 für nur 27 Prozent. Damals waren für die Mehrheit der Deutschen andere Werte wichtiger:

  • „Tun, was mein Gewissen mir sagt“
  • „Das tun, was Gott von mir erwartet“
  • „Mithelfen, eine bessere Gesellschaft zu schaffen“.

Einen starken Trend zum Hedonismus haben auch aktuellere Studien festgestellt, die sich mit ähnlichen Themen – Werte, Glück, Glaube – beschäftigen. Gleichzeitig legen aber auch altruistische Werte wieder etwas zu.

 

Sinnstifter Religion: Gott verleiht dem Leben Sinn

 

Sinn des Lebens, Gott, Jesus Christus

 

Doch kommen wir wieder zurück auf den ersten Teil der Sinnfrage, nach der Bedeutung der Existenz an sich. Dabei spielt das Thema Gott eine entscheidende Rolle. Schauen wir uns das genauer an. „An Gott glauben, heißt sehen, dass das Leben einen Sinn hat“, schrieb Ludwig Wittgenstein, einer der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Glaubt der Mensch an Gott, so scheint er in den Religionen und dem Glauben den tieferen Sinn seines Seins und Orientierung zu finden.

Zweifel an Kirche und Religion

Doch in den letzten Jahrzehnten ist die Zahl der Gläubigen hierzulande immer weiter zurückgegangen, die Zahl der Kirchenaustritte nahm zu. Nach aktuellen Statistiken glauben heute noch 58 Prozent der deutschen Bevölkerung an Gott. Warum ist das so?

„Zu Zeiten der Volkskirche taten die Menschen, was die Mehrheit tat, sie gingen in die Kirche“, sagt Moraltheologe Peter Schallenberg, der die Katholische Sozialwissenschaftliche Zentralstelle leitet, in einem Focus-Artikel. „Aber in den hochindustrialisierten, hochemanzipierten postmodernen Gesellschaften sind Religion und Glaube extrem privatisiert. Von persönlichen Erweckungserlebnissen abgesehen wird Transzendenz ausgeblendet.“

Zitat:

„In einem gesättigten Alltagsleben mit unbegrenzten Angeboten wird es schwer, den Sinn für Gott zu entdecken. Es muss erst eine Erschütterung durchs Leben gehen, sonst kommt niemand auf die Idee, an Gott zu glauben.

Peter Schallenberg, Moraltheologe

Auch eine Studie der Evangelischen Kirche aus dem Jahr 2014 stellt einen zunehmenden Glaubensverlust fest. Fast ein Drittel der evangelischen Kirchenmitglieder habe weder Interesse an der Institution noch Berührung mit deren religiöser Praxis. Wer sich für einen Austritt aus der Kirche entschieden hat, führt folgende Hauptgründe dafür an: dass die kirchlichen Argumente nicht zugänglich seien oder dass man „Religion fürs Leben nicht brauche“.

Zwei Drittel der befragten evangelischen Menschen, die sich aktiv am kirchlichen Leben beteiligen und an Gott glauben, „sprechen sich gegen eine wortwörtliche Auslegung der Bibel aus“, bejahen also die Erkenntnisverfahren der modernen Naturwissenschaften und die Abkehr vom Sexualitätsverständnis biblischer Zeiten.

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Doch der Glaube an Gott muss nicht unbedingt an eine religiöse Institution geknüpft sein. Manche Menschen stimmen nicht mit dem kirchlichen Weltbild überein, glauben aber dennoch an Gott. Dass etwa Teenager ihren gesuchten Sinn nicht mehr zwingend in einer Religion oder Kirche finden, geht aus der Sinus Jugendstudie 2016 hervor.

Stattdessen entwickeln sie aus verschiedenen Quellen einen persönlichen Glauben. „Jugendliche haben ein Bedürfnis nach Sinnfindung, das sie jedoch häufig als „religiöse Touristen“ befriedigen, mit einem individuell zusammengestellten Patchwork aus einer Vielzahl von religiösen, quasireligiösen oder spirituellen Angeboten“, so die Studie. Trotzdem gehört nach wie vor die Mehrheit junger Menschen in Deutschland einer Glaubensgemeinschaft oder Kirche an.

Göttliche Schöpfung und ein Leben nach dem Tod

 

Sinn des Lebens Schöpfung

 

Was heißt das alles nun für die Bedeutung der Existenz, für den Sinn des Lebens? Für den Gläubigen welcher Religion auch immer hat Gott das Universum, die Welt und den Menschen erschaffen und damit allem einen grundlegenden Sinn gegeben. Die Prämisse: Das Leben geht nach dem Tod weiter und unsere Handlungen in diesem Leben auf der Erde haben Folgen für die Zeit danach. Wir müssen uns für unsere Taten verantworten und werden von Gott, unserem Karma oder uns selbst zur Rechenschaft gezogen. Jede Religion hat ihre Regeln, Gebote und Pflichten aufgestellt, die der Gläubige für das „richtige“ Leben befolgen muss.

Christentum: Die Bibel und Jesus als Sinnstifter

 

Sinn des Lebens finden Religion Bibel Jesus Christus

 

So ist der Sinn des Lebens im Christentum, an Gott zu glauben und dessen Gebote einzuhalten (z.B. die zehn Gebote), um nach dem Tod „in den Himmel“ zu kommen. Zentrale Aspekte der Bibel sind die praktizierte Nächstenliebe, Buße und der Glaube an die Erlösung durch Jesus Christus. Nach dem Tod wägt Gott die Taten der Menschen ab, belohnt die Gerechten mit dem ewigen Leben im Paradies und bestraft die Sünder in der Hölle.

Sinn des Lebens im Buddhismus: den Kreislauf der Wiedergeburten verlassen

In der Weltsicht des Buddhismus ist das Leben durch Alter, Krankheit und Tod von Leid geprägt. Alle Wesen sind einem endlosen leidvollen Kreislauf von Geburt und Wiedergeburt, dem Samsara unterworfen. Die guten und schlechten Taten wirken sich auf unser nächstes Leben aus (Karma). Der Sinn des Lebens besteht im Buddhismus darin, dem Kreislauf der Wiedergeburten zu entkommen und als Erleuchteter in das Nirvana einzugehen. Um dies zu erreichen, muss der Mensch Gier, Hass, Verblendung vermeiden und sich auf den Edlen Achtfachen Pfad begeben: rechte Erkenntnis, rechte Absicht, rechte Rede, rechtes Handeln, rechter Lebenserwerb, rechte Übung, rechte Achtsamkeit und rechte Meditation.

 

Sinn des Lebens Religion Gott Buddhismus

Hinduismus: Brahman – der höchste kosmische Geist

Ähnliche Vorstellungen findet man auch im Hinduismus wieder. Diese Religion ist zwar einerseits geprägt von einer Vielfalt an Göttern, Halbgöttern und himmlischen Wesen. Aber andererseits auch von der Vorstellung eines unpersönlichen Gottes.

So ist einer der wichtigsten Begriffe im Hinduismus das Brahman – der höchste kosmische Geist. Brahman ist die unbeschreibbare, unerschöpfliche, allwissende, allmächtige, nicht körperliche, allgegenwärtige, ursprüngliche, erste, ewige und absolute Kraft. Es ist ohne einen Anfang, ohne ein Ende, in allen Dingen enthalten und die Ursache, die Quelle und das Material aller bekannten Schöpfung, rational unfassbar und doch dem gesamten Universum immanent.

Die Upanishaden beschreiben es als das Eine und unteilbare ewige Universalselbst, das in allem anwesend ist und in dem alle anwesend sind.

Nach Auffassung des Advaita Vedanta ist der Mensch in seinem innersten Wesenskern mit dem Brahman identisch. Dieser innere Wesenskern wird auch Atman genannt. Diese Identität von Brahman und Atman kann prinzipiell jeder Mensch erfahren. Nach Lehre des Vishishtadvaita von Ramanuja dagegen ist Gott alles was existiert, es besteht jedoch ein qualitativer Unterschied zwischen individueller Seele und höchstem Gott.

 

Das Theodizee-Problem: Warum lässt Gott das Böse zu?

 

Der Sinn des Lebens, warum läßt Gott das Böse zu

 

Der Glaube an Gott kann für viele Menschen ein unerschöpflicher wichtiger Kraftquell in schwierigen Situationen sein. Und eine klare Antwort auf den Sinn des Lebens. Doch in schweren Krisen beginnen auch manche gläubige Menschen, an Gott zu zweifeln. Die entscheidende Frage: Warum lässt Gott das Böse zu? Warum verhindert Gott das Leiden in der Welt trotz seiner Allmacht und Güte nicht? Daraus schließen manche, dass es Gott nicht geben kann. Die Annahme: Die Existenz des Bösen in der Welt und die Existenz eines gleichzeitig allmächtigen, allwissenden und guten Gottes schließen sich gegenseitig aus.

Bisher konnte dieser Widerspruch von keinem Philosophen logisch und plausibel aufgehoben werden. Der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz hat dafür den Begriff Theodizee (griechisch, „Gerechtigkeit Gottes“) geprägt. Nach Leibniz müsse die Welt, die Gott hervorgebracht hat, „die beste aller möglichen Welten“ sein, und jede Form des Übels sei letztlich notwendig und erklärbar. Diese Argumentation haben viele Philosophen torpediert.

So vertrat etwa Bertrand Russell die Meinung, ein allmächtiger Gott sei für alles verantwortlich. Es sei sinnlos anzuführen, das Leiden in der Welt sei durch die Sünde verursacht. Selbst wenn das wahr wäre, würde es nichts bedeuten. Wenn Gott im Voraus gewusst hätte, welche Sünden die Menschen begehen würden, so wäre er eindeutig für alle Folgen dieser Sünden verantwortlich, durch seinen Beschluss, den Menschen zu erschaffen.

Andere versuchen die Theodizee-Frage mit der Annahme zu lösen, dass Gott dem Menschen Freiheit und Eigenverantwortung in seinem Handeln lasse.

Der römisch-katholische Theologe Hans Küng fordert von den Menschen „unbedingtes und restloses Vertrauen“ zu Gott, trotz der „Unfähigkeit, das Rätsel des Leids und des Bösen enträtseln zu können“.

 

Gott lässt sich nicht beweisen

 

Gottesbeweis

 

Alles in allem bleibt die Frage nach Gott eine Frage des Glaubens. „Über die Götter allerdings habe ich keine Möglichkeit zu wissen, weder, dass sie sind, noch, dass sie nicht sind“, sagte bereits Protagoras. Daran hat sich bis heute nichts geändert und wird sich vermutlich auch in Zukunft nichts ändern. Wir werden zu Lebzeiten nie erfahren, ob Gott die Menschen geschaffen, oder die Menschen die Vorstellung von Gott nur selbst geschaffen haben.

Alle Versuche, mit Hilfe der Vernunft die Existenz eines Gottes zu beweisen, schlugen fehl. Aber ist wichtig, sich die Argumente noch einmal anzusehen. Die wichtigsten Annahmen: Es muss Gott geben, weil…

  • …wir uns etwas wie Gott vorstellen können,
  • …Alles eine erste Ursache haben muss,
  • jedes Volk von Anbeginn der Zeit an eine Form von Gott glaubte.

Zitate:

„Gott ist das, wovon etwas Größeres nicht gedacht werden kann“

Anselm von Canterbury

.

„Nichts wird von sich selbst verursacht. Jede Wirkung hat eine vorausgehende Ursache…Diese muss durch eine erste Ursache beendet werden, die wir Gott nennen.“

Thomas von Aquin

Cicero schloss aus der gemeinsamen Gotteserfahrung aller Völker, das heißt, dass es kein religionsloses Volk gibt, auf die reale Existenz von Göttlichem:

„Es gibt kein Volk, das so wild, und niemanden unter allen, der so roh wäre, dass er in seinem Geist nicht einen Gedanken an die Götter trüge … dennoch glauben alle, dass es eine göttliche Kraft und Natur gibt … die Übereinstimmung aller Völker in der ganzen Sache muss für ein Naturgesetz genommen werden.“

Marcus Tullius Cicero

 

Aufklärung und Wissenschaft stellen die kirchliche Weltanschauung in Frage

 

Kirche und Aufklärung

 

In der dunklen Zeit des Mittelalters beherrschte das Christentum in Europa das Monopol auf die Sinnfindung und Weltdeutung. Die Kirche lehrte, dass nur das Befolgen der sakralen Gebote dem Leben einen Sinn geben könne. Der Blick war auf das ewige Leben nach dem Tod gerichtet.

Mit der Aufklärung begannen zunächst die Philosophen und Wissenschaftler, die kirchengläubige Geisteshaltung kritisch zu hinterfragen und die Vernunft an die Stelle des Glaubens zu setzen. Der Mensch sollte sich wieder seines eigenen Verstandes bedienen und die Verantwortung für sein eigenes Leben selbst übernehmen.

Jahrhundertelang stand die katholische Kirche auf Kriegsfuß mit der Wissenschaft und lehnte Erkenntnisse, die nicht im Einklang mit der Bibel zu stehen schienen, als ketzerisch ab: vom heliozentrischen Weltbild, über Darwins Evolutionslehre bis hin zur Urknall-Theorie.

Der wissenschaftliche Fortschritt schien Wort und Wirken Gottes immer mehr aus dem Weltbild zu drängen. Dieses Spannungsfeld brachte der deutsche Philosoph und Religionskritiker Ludwig Feuerbach auf den Punkt: „Der Religion ist nur das Heilige wahr, der Philosophie nur das Wahre heilig.“ Noch extremer kritisierte Friedrich Wilhelm Nietzsche das Religiöse: „Glaube heißt nicht wissen wollen, was wahr ist“, oder „Man sagt nicht ‚Nichts!‘, man sagt dafür ‚Jenseits‘ oder ‚Gott’“.

Schließlich lenkte die katholische Kirche im Laufe des 20. Jahrhunderts immer mehr ein. Wissenschaftliche Erkenntnisse erhielten den päpstlichen Segen und wurden als vereinbar mit dem christlichen Glauben erklärt. Umgekehrt hatten auch bedeutende Naturwissenschaftler kein Problem damit, göttliches Wirken und die Gesetze der Natur als miteinander vereinbar zu empfinden: Kopernikus, Kepler, Galilei, Newton und selbst Einstein – sie alle waren gläubig.

Zitate über den Glauben: 

„Gott kann nicht geschaut werden, sondern wird durch die Schöpfung erkannt.“

Hildegard von Bingen

.

„Wenn Gott nicht existierte, so müsste man ihn erfinden; aber die ganze Natur ruft uns zu, dass er ist.“

Voltaire

.

„Es ist aber das Herz, das Gott spürt, und nicht die Vernunft. Das aber ist der Glaube: Gott im Herzen spüren und nicht in der Vernunft.“

Blaise Pascal

.

„Falls der Mensch Gott nicht erkennt und nicht begreift, so hat er noch kein Recht daraus zu schließen, es gäbe keinen Gott. Die gesetzmäßige Folgerung daraus ist nur die, dass er noch nicht fähig ist, Gott zu erkennen und zu begreifen. Es gibt nur für den keinen Gott, der ihn nicht sucht. Suche Ihn, und er wird sich Dir offenbaren.“

Leo Nikolajewitsch Graf Tolstoi

 

 

Die Naturwissenschaft verdrängt Gott

Natürlich gibt es seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch immer mehr Atheisten und Wissenschaftler, die Gott für überflüssig halten. Ursprünglich wurde Gott auch als Erklärung für Vorgänge herangezogen, die die Menschen nicht verstehen konnten: die Entstehung der Welt, Krankheiten, Naturphänomene, etc.

Doch im Laufe der Zeit haben Naturwissenschaft, Medizin, Evolutions-, Urknall- und Relativitätstheorie sowie die Quantenphysik immer mehr dieser einst unlösbaren Mysterien erklärbar gemacht, die Grenze des Wissens immer mehr verschoben. Der Raum des Unerklärbaren, den man Gott zuschreiben konnte, ging immer mehr zurück.

Mit der Zeit wurde Gott so zum erklärenden Faktor für die rätselhaften Phänomene, die die Wissenschaftler gerade noch nicht gelöst hatten. Gott scheint in der Ansicht von Atheisten als eine Art Lückenbüßer nur noch dort gebraucht zu werden, wo das physikalische Wissen an seine Grenzen stößt.

Zu den bekanntesten atheistischen Wissenschaftlern zählt der britische Physiker und Astrophysiker Stephen Hawking. Er ist der Überzeugung: „Man kann nicht beweisen, das Gott nicht existiert. Aber die Wissenschaft macht Gott überflüssig.“

 

Der Sinn des Lebens, Schöpfung, Gott, Weltall

 

Auf einer Kosmologietagung im Vatikan 1981 erklärte Hawking, das Weltall sei ein Phänomen, das einfach vorhanden ist und dementsprechend keines Schöpfergottes bedarf.

Zitate über Gott:

„Wenn das Universum einen Anfang hatte, können wir von der Annahme ausgehen, dass es durch einen Schöpfer geschaffen worden sei. Doch wenn das Universum wirklich völlig in sich selbst abgeschlossen ist, wenn es wirklich keine Grenze und keinen Rand hat, dann hätte es auch weder einen Anfang noch ein Ende; es würde einfach sein. Wo wäre dann noch Raum für einen Schöpfer?“

Im September 2010 äußerte Hawking, dass auch für die Entstehung des Universums kein Gott notwendig gewesen sein muss. Das Universum könne sich selber aus dem Nichts erschaffen:

„Weil es ein Gesetz wie das der Schwerkraft gibt, kann und wird sich ein Universum selber aus dem Nichts erschaffen… Spontane Schöpfung ist der Grund, warum es statt des Nichts doch etwas gibt, warum das Universum existiert, warum wir existieren.“

Was nun, wenn wir wie Hawking glauben, dass wir nur „eine etwas fortgeschrittene Brut von Affen auf einem kleinen Planeten sind, der um einen höchst durchschnittlichen Stern kreist.“? Wie geht man nun mit einer Welt um, in der es keinen Gott, kein Leben nach dem Tod gibt? Wo ist hier noch Platz für einen Sinn des Lebens? Auch darauf gibt es inspirierende Antworten. Insbesondere der Existentialismus hat sich intensiv damit beschäftigt. Die positive Message: Auch wenn das Leben an sich sinnlos ist, können wir dem eigenen Leben Sinn geben und im Leben bestehen.

 

Existenzialismus: das Leben an sich hat keinen Sinn

 

Existenzialismus das Leben hat keinen Sinn

 

Es gibt keinen Gott, kein Leben nach dem Tod und das Leben an sich hat keinen Sinn. Von dieser schwarzen Vorstellung geht der Existentialismus aus, eine philosophische Strömung, die in den 1940er Jahren in Frankreich begann und die Sinnfrage in den Mittelpunkt stellt. Demnach ist der Mensch das einzige Lebewesen, das sich seiner Existenz bewusst ist und erkennt, dass es irgendwann sterben muss. Der Tod ist das einzige, das schon vorgegeben ist, man kann ihm nicht entrinnen.

Der Philosoph und Literatur-Nobelpreisträger Albert Camus ist davon überzeugt, dass dem Leid und dem Elend in der Welt kein Sinn abzugewinnen ist. Im Zentrum seiner Philosophie steht das Absurde. Der Mensch fühlt, wie fremd ihm alles ist, er erkennt die Sinnlosigkeit der Welt und stürzt in tiefe existentielle Krisen. Für Camus besteht das Absurde in der Erkenntnis, dass das menschliche Streben nach Sinn in einer sinnleeren Welt vergeblich ist.

Da drängt sich die Frage auf: Warum leben, wenn doch ohnehin alles sinnlos ist? Wenn es keinen Sinn des Lebens gibt? Wäre Selbstmord nicht die einzige Lösung, sich aus der Absurdität zu befreien? NEIN! Diese Schlussfolgerung lehnt der im Privaten äußerst lebenslustige Albert Camus entschieden ab. Suizid würde bedeuten, dem Absurden zu erliegen. Nach Camus muss das Absurde nicht notwendigerweise der Bejahung des Lebens und dem Glück des Menschen widersprechen. Doch wie kann das sein? Und vor allem: Was sollen wir tun?

Albert Camus: Der Mensch muss immer weiter nach vorne streben

Der Mensch muss die Absurdität seiner Lage erkennen, akzeptieren und sich als ein freies Wesen annehmen, sagt Albert Camus. Die Lösung sieht er in dem aktiven, auf sich allein gestellten Menschen, der unabhängig von einem Gott selbstbestimmt ein Bewusstsein neuer Möglichkeiten entwickelt, um sein Schicksal selbst zu überwinden: durch Auflehnung, Widerspruch und innere Revolte. Trotz allem soll der Mensch aktiv handeln und immer weiter nach vorne streben.

 

Existenzialismus, der Sinn des Lebens ist gegen das Absurde anzukämpfen

 

Sinnbild des „absurden“ Menschen ist für Camus die griechische Sagengestalt Sisyphos. Für dessen Frevel gegen die Götter wird ihm in der Unterwelt eine perfide Strafe auferlegt: Auf ewig muss Sisyphos einen Felsblock einen Berg hinauf wälzen, der, fast am Gipfel angekommen, jedes Mal wieder ins Tal rollt. Eine sinnlose und schwere Arbeit, ohne absehbares Ende.

Doch auch dieser Sinnlosigkeit kann Camus etwas Positives abgewinnen: Indem Sisyphos seine Strafe erträgt, annimmt, sich aber nicht von der Bürde der ewigen Qual erschüttern lässt, sondern die Götter verlacht, zeigt er die Größe des modernen Menschen, der sein absurdes Schicksal bewusst lebt.

 

Jean-Paul Sartre: Wir selbst müssen den Sinn für unser eigenes Leben schaffen

Jedem Menschen ist es aufgegeben, frei zu wählen und zu entscheiden, was er mit seinem Leben tun will. Das ist eine der Kernaussagen des Existentialisten Jean-Paul Sartre: „Frei sein heißt zum Freisein verurteilt sein.“ Was meint Sartre damit? Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt, weil er sich nicht selber erschaffen hat. Denn wenn er erst einmal in die Welt geworfen ist, dann ist er für alles verantwortlich, was er tut. Unsere Freiheit verdammt uns unser ganzes Leben lang dazu, uns zu entscheiden.

Auch wer glaubt, sich nicht zu entscheiden, oder endlos eine Entscheidung zu einem wichtigen Thema aufschiebt, hat seine Entscheidung bereits gefällt: nichts zu verändern. Die Freiheit des Menschen befiehlt uns, uns selbst zu definieren, etwas aus uns zu machen, eine authentische oder echte Existenz zu führen. Der Mensch sei nichts anderes als das, wozu er sich selbst macht, sagt Sartre.

Aber diese totale Freiheit bedeutet für den Menschen auch, vollständig die Verantwortung für sich und sein Handeln zu tragen. Denn das eigene Leben könne durch keine andere, höhere Instanz wie einen Gott entschuldigt werden, so der Existentialist.

Obwohl Sartre und Camus behaupten, dass das Leben an sich keinen Sinn hat, sind sie keine Nihilisten – dass nichts etwas bedeutet und alles erlaubt ist. Wir selber müssen die Bedeutung, den Sinn für unser eigenes Leben schaffen. Existieren heißt, sein eigenes Leben zu schaffen.

 

Existenzialismus, Sinn des Lebens, Paris

 

Zitate von Jean-Paul Sartre:

„Es gibt keine Natur des Menschen, die den Menschen festlegt, sondern der Mensch ist das, wozu er sich macht.“

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„Der Mensch ist nichts anderes als sein Entwurf; er existiert nur in dem Maße, als er sich entfaltet.“

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„Der Mensch ist voll und ganz verantwortlich“ (für sich selbst)

 

So paradox es klingt: Letztendlich zeigt der Existentialismus doch auf, dass wir trotz der Sinnlosigkeit des Lebens an sich dennoch unserem eigenen Leben einen Sinn geben können.

 

Im Zweifel doch lieber an Gott glauben

 

Die Pascalsche Wette: Im Zweifel doch lieber an Gott glauben

Nachdem wir die beiden extremen Weltvorstellungen der Gottesgläubigen und der Atheisten beleuchtet haben, bleibt doch der Zweifel bestehen: Ob es Gott und ein Leben nach dem Tod gibt, wissen wir nicht. Wir können nur daran glauben oder eben auch nicht daran glauben. Die Wahrheit werden wir letztlich erst nach dem Tod erfahren. Nur dann werden wir wissen, ob das Bewusstsein und die Seele weiter existieren, in welcher Form auch immer. Oder ob der Lichtschalter für immer ausgeknipst wird, wir in ewigen Schlaf fallen, wir kein Bewusstsein mehr haben und es ist, als hätten wir niemals existiert.

Während überzeugte Gläubige und überzeugte Atheisten sich für ein Weltbild entschieden haben, bleibt es für Agnostiker und Zweifler schwierig, sich für eine Seite zu entscheiden. Sie wissen nicht, was sie tun sollten. Ein Dilemma für die Frage nach dem Sinn des Lebens an sich.

Dazu gab der französische Philosoph Blaise Pascal im 17. Jahrhundert einen interessanten Denkanstoß: die Pascalsche Wette. Demnach ist es vernünftig, sicherheitshalber doch an Gott zu glauben – da dieser gegebenenfalls den Glauben belohnt und den Nichtglauben bestraft.

Dieser Antwort legt er eine logische Schlussfolgerung zugrunde. Angenommen, es sei sicher, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt. Entweder Gott existiert oder er existiert nicht. „Für welche Seite werden wir uns entscheiden?“, fragt Pascal. Dieser Entscheidung oder Wette, könne sich niemand entziehen. Man muss sich klar für eine Seite entscheiden, wie bei dem Wurf einer Münze für Kopf oder Zahl.

Es gibt nur diese zwei Optionen, nichts dazwischen. „Wenn Sie nicht wetten, dass es Gott gibt, müssen Sie wetten, dass es ihn nicht gibt (und umgekehrt). Wofür entscheiden Sie sich?“. Die Vernunft spricht dafür, auf Gott zu setzen, sagte Pascal. Wenn es Gott wirklich gibt, gewinnt man alles – wenn nicht, verliert man nichts.

Blaise Pascals Analyse der möglichen Optionen zur Gottesfrage kommt zu folgendem Ergebnis:

  • Man glaubt an Gott, und Gott existiert – in diesem Fall wird man belohnt (Himmel – man hat gewonnen).
  • Man glaubt an Gott, und Gott existiert nicht – in diesem Fall gewinnt man nichts (verliert aber auch nichts).
  • Man glaubt nicht an Gott, und Gott existiert nicht – in diesem Fall gewinnt man ebenfalls nichts (verliert aber auch nichts).
  • Man glaubt nicht an Gott, und Gott existiert – in diesem Fall wird man bestraft (Hölle – man hat verloren).

Aus dieser Analyse der Möglichkeiten folgerte Pascal, dass es besser sei, bedingungslos an Gott zu glauben. So hat man nichts zu verlieren.

Memento mori: die begrenzte Zeit sinnvoll nutzen

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens kommen wir nicht daran vorbei, uns unserer eigenen Vergänglichkeit bewusst zu werden. „Um zu sterben, bist du geboren“ schrieb Seneca. Unabhängig davon, ob wir an ein Leben nach dem Tod glauben, oder nicht. Dieses Leben hier ist begrenzt, auch wenn unser Bewusstsein später in einer anderen Dimension weiterexistiert oder wir wiedergeboren werden. Dann hat unser Leben hier auch Konsequenzen welcher Art auch immer auf die mögliche Existenz danach.

Der Ausdruck memento mori, „Gedenke zu sterben“, aus dem mittelalterlichen Mönchslatein bringt es auf den Punkt. Wir müssen uns der Kürze und der Endlichkeit dieses Lebens, unserer Sterblichkeit und dem Tod als Bestandteil des Lebens bewusst werden. Der Tod ist sicher, nur die Stunde des Todes bleibt ungewiss.

Doch dieses Bewusstwerden der Vergänglichkeit soll keine Angst machen, sondern dazu motivieren, das eigene Leben aktiv zu gestalten. „Nicht den Tod sollte man fürchten“, hat Marc Aurel gesagt, „sondern dass man nie beginnen wird zu leben.“ Das ist der entscheidende Punkt.

Studie: Wer glaubt an ein Leben nach dem Tod?

Vielen Menschen wird erst im Angesicht des Todes bewusst, wie sie hätten leben sollen und was sie versäumt haben, schreibt Bronnie Ware in ihrem Bestseller „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“. Die Menschen bereuen, dass sie ihre Träume nicht gelebt, zu viel gearbeitet und zu wenig Zeit mit Freunden und der Familie verbracht haben.

Könnten sie die Zeit zurückdrehen, würden sie vieles anders machen. Also momento mori, hier und jetzt und nicht erst, wenn es zu spät ist. Dadurch sind wir gefordert, unsere Lebenszeit auszunützen und die einmaligen Gelegenheiten in unserem Dasein nicht ungenützt vorübergehen zu lassen. Der Sinn dahinter: Wir müssen die Zeit sinnvoll nutzen und dürfen sie nicht leichtfertig verschwenden. Dies wird auch in den folgenden Zitaten deutlich:

Zitate für den Sinn des Lebens:

„In 20 Jahren wirst du die Dinge, die du nicht getan hast, mehr bedauern, als deine Taten. Also, mach die Leinen los, verlasse den sicheren Hafen. Fang den Wind in deinen Segeln, erforsche, träume, entdecke“

Mark Twain

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„Wir haben nicht zu wenig Zeit, wir verschwenden zu viel davon. Auch zur Vollbringung der größten Dinge ist das Leben lang genug, wenn es nur gut angewendet wird.“

Lucius Annaeus Seneca

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„Du kannst Dein Leben nicht verlängern, nur vertiefen. …Nicht dem Leben mehr Jahre, sondern den Jahren mehr Leben geben.“

Martin Buber

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Was bedeutet das für den Sinn des Lebens? Wichtig ist, jeden Tag bewusst zu leben. Jeder Tag könnte der letzte sein. Wir müssen uns im Leben wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge nehmen. Nach Möglichkeit wichtige Dinge nicht zu lange auf morgen zu verschieben. Die Vergangenheit ist vorbei, die Zukunft liegt noch vor uns und ist ungewiss.

Aus der Erkenntnis der Endlichkeit des Daseins heraus muss der Mensch „die Verantwortung für sich selbst akzeptieren. Und sich damit abfinden, dass er seinem Leben nur durch die Entfaltung seiner eigenen Kräfte Sinn geben kann“, schrieb auch Erich Fromm. Sieht der Mensch der Wahrheit furchtlos ins Auge, dann erfasst er, so Fromm, dass „sein Leben nur den Sinn hat, den er selbst ihm gibt, indem er seine Kräfte entfaltet: indem er produktiv lebt.“

Erst dann kann er seine Aufgabe lösen, nämlich „er selbst um seiner selbst willen zu sein und glücklich zu werden durch die volle Verwirklichung der ihm eigenen Möglichkeiten – seiner Vernunft, seiner Liebe und produktiver Arbeit.“

Wir sollten also versuchen, in unserer kurzen Lebensspanne möglichst viele von den uns gegeben Möglichkeiten in unserem Leben auch tatsächlich zu verwirklichen und unsere Kräfte zu entfalten. „Ihre Zeit ist begrenzt, also vergeuden Sie sie nicht, indem Sie ein fremdbestimmtes Leben führen“, appellierte Apple-Gründer, Hightech-Genie und Visionär Steve Jobs 2005 in seiner legendären Rede vor den Absolventen der Elite-Universität Stanford. „Und vor allem: Haben Sie den Mut, Ihrem Herzen und Ihrer Intuition zu folgen. Alles andere ist sekundär“, so Steve Jobs.

Inspirierende Zitate für ein sinnerfülltes Leben

Zum Abschluss der Suche nach dem Sinn des Lebens finden Sie hier noch einige inspirierende Gedanken und Zitate, die helfen, ein sinnerfülltes Leben zu führen.

 

Der Sinn des Lebens inspirierende Zitate

 

„Das Leben ist kurz. Wenn Sie die Entscheidung treffen, welchen Weg sie einschlagen, sollten Sie sich zuerst über die Dinge Klarheit verschaffen, die Sie tun können. Wählen Sie von diesen die aus, die Sie tun wollen. Und von diesen dann die, die Sie wirklich tun wollen. Finden Sie schließlich die Dinge, die Sie wirklich, wirklich tun wollen – und tun Sie sie.“

Ohad Kamin

.Flow Natur

 

„Wer ein erfülltes Leben führen will, sollte Ziele verfolgen, die mit persönlichem Wachstum, zwischenmenschlicher Beziehung und Beiträgen zur Gesellschaft verknüpft sind anstatt mit Geld, Schönheit und Popularität. Außerdem sollten diese Ziele interessant sein und eine persönliche Bedeutung haben und nicht von anderen erzwungen werden oder durch äußeren Druck zustande kommen.“

Kennon Sheldon

 

Sinn des Lebens, neue Wege gehen

 

„Ich glaube fest daran, dass wir uns auf den Weg begeben, der für uns schon immer vorbereitete ist und nur darauf wartet, von uns beschritten zu werden, wenn wir unserem eigenen Glück folgen. Erst dann führen wir das Leben, das für uns bestimmt ist. Wenn wir das erkennen, treffen wir Menschen, die in unserem positiven Feld sind und Türen für uns öffnen. Ich kann jedem nur raten, seinem Glück zu folgen und keine Angst zu haben. Dann öffnen sich Türen, die man überhaupt nicht für möglich gehalten hätte.“

Joseph Campbell

.Flow Arbeit

 

„Wer nach dem Sinn des Lebens sucht, der sollte sich auf den Weg machen seine Berufung zu finden. Nichts ist motivierender und energiegebender als in seiner Berufung arbeiten zu dürfen.“

Ralph Schwarz

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„Ein wichtiger Punkt der Lebensweisheit besteht in dem richtigen Verhältnis, in welchem wir unsere Aufmerksamkeit teils der Gegenwart, teils der Zukunft widmen…Viele leben zu sehr in der Gegenwart: die Leichtsinnigen; andere zu sehr in der Zukunft: die Ängstlichen. Statt mit den Plänen und Sorgen für die Zukunft ausschließlich und immer beschäftigt zu sein oder aber uns der Sehnsucht nach der Vergangenheit hinzugeben, sollten wir nie vergessen, dass die Gegenwart allein real und allein gewiss ist; hingegen die Zukunft fast immer anders ausfällt, als wir sie denken. Die Gegenwart allein ist wahr und wirklich: sie ist die real erfüllte Zeit, und ausschließlich in Ihr liegt unser Dasein.“

Arthur Schopenhauer

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„Eine voll befriedigende Antwort (auf das Problem der menschlichen Existenz) findet man nur in der zwischenmenschlichen Einheit, in der Vereinigung mit einem anderen Menschen, in der Liebe…Dieser Wunsch nach einer zwischenmenschlichen Vereinigung ist das stärkste Streben im Menschen. Es ist seine fundamentalste Leidenschaft, es ist die Kraft, welche die menschliche Rasse, die Sippe, die Familie, die Gesellschaft zusammenhält.“

Erich Fromm

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„Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

Reinhold Niebuhr

.Sinn des Lebens und Glück finden

 

 

Fazit: Den Sinn des Lebens finden

Einen echten Sinn im Leben zu finden ist eine wichtige Grundlage für Zufriedenheit und Glück. Der Schlüssel dazu liegt in unserer Selbstentwicklung. Der Fähigkeit, das eigene Wesen völlig zur Entfaltung zu bringen und unsere Bestimmung zu verwirklichen. Es geht darum, unsere individuell gegebenen Möglichkeiten und Talente möglichst umfassend auszuschöpfen.

Letztendlich ist das Ziel jedes individuellen Lebens, das ureigene Potential zu entfalten. Und das zu werden, was uns anlagebedingt möglich ist. Auch Erich Fromm sieht die Aufgabe des Menschen darin: „Er selbst um seiner selbst willen zu sein und glücklich zu werden durch die volle Verwirklichung der ihm eigenen Möglichkeiten – seiner Vernunft, seiner Liebe und produktiver Arbeit“.

Auf dem Weg zu diesem Ziel müssen wir zunächst versuchen, uns selbst zu verstehen. Und unsere Wünsche, Stärken und Schwächen, ja unsere Mission im Leben zu erkennen. Wo liegen unsere Stärken? Was macht uns wirklich Freude? Was sagt unser Herz? Also erforschen Sie sich selbst, erkennen Sie Ihre wahren Wünsche und beginnen Sie, Ihrem Herzen zu folgen. Dann kommen Sie Ihrem persönlichen Sinn des Lebens und Zweck des Daseins einen entscheidenden Schritt näher.

 

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