Der Glaube an Gott ist universal verbreitet, er findet sich in unterschiedlichsten Ausprägungen zu allen Zeiten, auf der ganzen Welt. Doch warum glaubt der Mensch? Woher kommt diese Sehnsucht nach einer übergeordneten Kraft, einer transzendenten Wesenheit? Rein rational lässt sich weder die Existenz Gottes, noch dessen Nicht-Existenz beweisen. Doch ist die universelle Verbreitung des Gottesgedankens kein Hinweis darauf, dass es Gott wirklich gibt? Und das intuitive Spüren einer höheren Wesenheit in uns selbst? Oder durch Meditation und Trance hervorgerufene Gipfelerlebnisse des Eins-Seins mit allem? Religionspsychologen, Hirnforscher und Evolutionsbiologen versuchen, den Ursachen des Gottes-Glaubens wissenschaftlich auf die Spur zu kommen.
Die Religionen der Welt: Hinweise auf die Existenz Gottes?
Seit jeher glaubt der Mensch an eine transzendente Macht, an einen Gott oder Götter, einen Schöpfer allen Seins oder einen überirdischen Weltenlenker, der Antworten auf drängende existenzielle Fragen gibt: Warum bin ich hier? Was ist der Sinn des Lebens? Was ist der Ursprung allen Seins? Welcher Sinn steht hinter dem Kreislauf von Geburt, Leben, Leiden und Tod? Seit der frühesten Menschheitsgeschichte geben die Religionen der Welt Antworten auf diese Fragen. Und auch heute noch ist die überwiegende Mehrheit der Menschheit Teil einer Glaubensgemeinschaft an.
Von den knapp 7 Milliarden Menschen der Weltbevölkerung gehörten im Jahr 2010 88 Prozent einer Religionsgemeinschaft an. Lediglich 12 % waren keiner Konfession zuzuordnen. Den größten Teil der Religionsgruppen stellten mit 33 % die Christen dar. Gefolgt von Muslimen (23 %), Hindus (14 %) und Buddhisten (7 %). Hinzu kommen zahlreiche weitere Glaubensrichtungen, darunter auch vielfältige Naturreligionen indigener Völker.
Sicher hängt die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion in großem Maße von unserer Herkunft ab, also davon, in welchen Kulturkreis wir hineingeboren wurden. Wir wachsen in einer Religion auf, werden entsprechend erzogen und passen uns der Gesellschaft an, deren Werte wir übernehmen. Doch die weltweite, universelle Verbreitung von Religionen bis in die entlegensten Winkel der Erde zeigt die große Bedeutung des Glaubens an eine höhere Macht. Aber worin liegen die Gründe für das große Bedürfnis der Menschheit nach Transzendenz?
US-Umfrage: „Warum glauben Sie an Gott?“
Um herauszufinden, wie und warum die Menschen an Gott glauben führten der US-amerikanische Wissenschaftsjournalist Michael Shermer und der MIT-Sozialwissenschaftler Frank Sulloway 1998 eine Umfrage unter 10.000 US-Amerikanern durch. 29 % der Befragten sagten, dass die Schönheit, Perfektion und Komplexität der Welt nicht aus purem Zufall heraus entstanden sein kann, sondern dass ein Schöpfer-Gott hinter der Entstehung des Universums stehen muss.
21 % glauben, weil sie selbst Gott im Alltag erfahren haben oder „Gott in sich“ spüren. Jeder Zehnte ist davon überzeugt, dass der Glaube dem Leben einen Sinn gibt. Weitere Gründe für den Glauben an Gott sind: Weil es so in der Bibel steht (10 %), weil ich ein inneres Bedürfnis dazu habe, an etwas zu glauben (8 %) oder weil ich zur Gottgläubigkeit erzogen wurde (7 %).
Die Studie zeigt zwar nur eine Momentaufnahme der Gesellschaft in den USA, die zum größten Teil christlich geprägt ist. Interessant an der Ergebnissen ist aber, dass ein Teil der Gläubigkeit auf gesellschaftlichen religiösen Traditionen beruht (Erziehung, Bibel), ein anderer Teil jedoch eher individueller Natur zu sein scheint („inneres Bedürfnis nach Glauben“, „Gott in sich spüren“). Deswegen ist es auch wichtig, bei der Frage nach dem Glauben an Gott zwischen Religion und Religiosität zu unterscheiden.
Der Unterschied zwischen Religiosität und Religion
Unter Religiosität versteht man das individuelle Streben des Menschen nach Sinnfindung und spiritueller Erfahrung. Sie umfasst die intuitive, universale Empfindung oder Ahnung des Einzelnen, dass es etwas Göttliches, Transzendentes oder Überirdisches geben muss.
Letztendlich war dieses dem Menschen innewohnende Phänomen der Religiosität die Ursache für die Entstehung von Religionen. Während sich Religiosität also auf das subjektive religiöse Empfinden des Einzelnen bezieht, beschreibt die Religion eine tradierte religiöse Lehre und die dazugehörige Institution.
Entstehung der Religiosität in der Urzeit
Die Entstehung von Religiosität geht bis in die früheste Menschheitsgeschichte zurück. Die Voraussetzung dafür war die Entwicklung von abstraktem Denken und der Sprache in der Evolution des Menschen. Schon in grauer Vorzeit suchte der Urzeit-Mensch nach Erklärungen für Geschehnisse, die er nicht begreifen konnte: Für Naturgewalten, Unwetter, Krankheit, für Sonne, Mond und Sterne, den Ursprung der Welt, für Leben und Tod.
Es scheint, als müsse der Mensch als denkendes und zur Reflexion fähiges Wesen die Frage nach dem Warum beantworten. Er sucht im harten Kampf ums Dasein nach Orientierung, Heilung und Sinn, nach Hoffnung, Trost und Geborgenheit. Die Vorstellung, er selbst und das Universum wären nur aus reinem Zufall heraus entstanden und nach dem Tod wäre seine Existenz ausgelöscht, wäre für ihn nicht zu ertragen. Der Mensch scheint Gott als Antwort zu brauchen, bei seinem Streben nach Sinnfindung, Welterklärung und Existenzorientierung.
So ist bei allen Kulturen der letzten 100.000 Jahre der Glaube an eine spirituelle Welt nachweisbar. Aus den frühesten mystischen Ahnenkulten der Steinzeit und Vorstellungen von Geistern und Dämonen entwickelten sich im Laufe der Geschichte immer komplexere Religionen, vom Polytheismus – der Verehrung zahlreicher Götter – bis hin zum Monotheismus, dem Glauben an einen allumfassenden Gott.
Archäologische Funde wie Grabstellen und -beigaben aus der mittleren Altsteinzeit weisen auf erste Todes- und Jenseitsvorstellungen hin. Bereits der Cro-Magnon-Mensch, unser unmittelbarer Vorfahre, übte magische Praktiken aus und brachte erste religiös-spirituelle Symbole in Höhlenmalereien und Venusfiguren hervor. Das Frühstadium der Religionen war geprägt von animistischen Vorstellungen: der Verehrung von Natur, Tieren und Ahnen, von Geistern, Dämonen, Muttergöttinnen, Schutzgöttern sowie von Jagdzauber, Fruchtbarkeitsriten, Opferkulten und Bestattungsritualen.
Geschichte der Religionen
Im Laufe der Zeit wurden die Religionen und Mythen immer weiter verfeinert, etwa von den Germanen, Etruskern und Kelten, die auch eine Megalithkultur mit gigantischen Kultstätten wie Stonehenge in England hervorbrachten. Ab 3.000 v. Chr. entwickelten sich dann die ägyptischen und babylonischen Priesterreligionen mit einer vielfältigen, komplexen Götterwelt, ab 2.400 v. Chr. entstand in Babylon mit dem Gilgamesch-Epos der älteste überlieferte, schriftlich fixierte Mythos.
Ab 1.200 v. Chr. begann die jüdische Stammesreligion als Vorläufer des Judentums und die Veden bildeten in Indien die Keimzelle für den Hinduismus, bis Homer und Hesiod um 700 v. Chr. die altgriechischen Götter beschrieben. Schließlich wurden die Grundsteine für weitere künftige Weltreligionen gelegt: ab 500 v. Chr. wurde die Lehre des Buddha Siddhartha Gautam überliefert, ab 440 v. Chr. die jüdische Tora aufgeschrieben. Mit Beginn unserer Zeitrechnung betrat Jesus Christus die Bühne der Weltreligionen und ab 650 Mohammed als Begründer des Islam.
Bei all dieser Vielfalt der Religionen, die die Menschheitsgeschichte seit ihren Anfängen bis in die entlegensten Winkel der Erde hervorgebracht hat, stellt sich die Frage: Gibt es vielleicht ein allgemeingültiges Muster, ein universelles Prinzip, das der Religiosität des Menschen zugrunde liegt?
Evolutionspsychologische Vorteile der Religiosität
Die Evolutionspsychologie versucht diesem Phänomen auf den Grund zu gehen. Weshalb hat sich bisher in jeder menschlicher Kultur irgendeine Form von religiösem System entwickelt? Und welchen evolutionären Vorteil brachte die Religiosität dem Menschen im Kampf ums Überleben?
Nach Meinung von Evolutionspsychologen ist der Glaube an etwas Höheres tief in der Natur des Menschen verankert. Da der Mensch immer nach Erklärungen sucht, braucht er die Vorstellung von Gott, um in der feindlichen Welt überleben zu können. Der Glauben an eine übergeordnete schützende Kraft ist Grundlage für ein unerlässliches Ur-Vertrauen. Die Annahme: An einer völlig zufälligen und sinnlosen Welt würde er verzweifeln.
So zählen Evolutionspsychologen die Religiosität zur genetischen Grundausstattung des Menschen, die ihm klare Vorteile im Kampf ums Überleben bringt. Sobald unsere Vorfahren kognitiv in der Lage waren, sich den eigenen Tod zu vergegenwärtigen, schufen sie sich eine unvergängliche spirituelle Wirklichkeit.
Der Glaube an eine höhere Macht stärkt die Überlebensfähigkeit
Menschen, die sich von den Schrecken des Todes befreiten und sich von Gott, Göttern oder einem höheren Wesen beschützt fühlten, konnten eher überleben und eine stärkere Fitness entwickeln. Sie entwickelten Urvertrauen, das ihnen die nötige Kraft gab, die Last des Daseins mit all seinen Problemen und existenziellen Krisen besser zu bewältigen.
Laut dem US-amerikanischen Hirnforscher und Religionswissenschaftler Andrew Newberg hat der Glaube an eine höhere Macht unsere Vorfahren davor bewahrt, angesichts der eigenen Sterblichkeit in Depression zu versinken. Der Gottesglaube reduziert die Angst, einem unabänderlichen Schicksal ausgeliefert zu sein, er spendet Trost, Zuversicht und Mut. „Furcht gebiert Götter“ stellte bereits der römische Philosoph Lukrez fest.
Der Molekularbiologe Dean Hamer sagt, Religion basiert auf kulturellen Traditionen, die gelernt werden müssen. Dagegen beruhen Religiosität und der Hang zur Spiritualität auf dem Instinkt und deshalb steckt Spiritualität im Genom des Menschen. Das heißt: Der Mensch glaubt von Natur aus, weil ihm seine Gene nichts anderes übrig lassen. Eine der wichtigsten Aufgaben der Gottes-Gene besteht darin, den Menschen mit Optimismus zu versorgen. Und so seine Überlebenschancen zu steigern.
Neurotheologie: Religiosität auf dem Prüfstand
Neben der Evolutionsbiologie beschäftigen sich auch andere Wissenschafts-Zweige mit der Frage nach dem Glauben an Gott. Die Neurotheologie ist ein Ansatz innerhalb der Neurowissenschaften, religiöses Empfinden und Verhalten mit den Methoden der Neurobiologie zu erforschen.
Der kanadische Psychologe und Neurotheologe Michael Persinger geht davon aus, dass Spiritualität eine neurobiologische Basis hat, die in angeborenen Gehirnstrukturen besteht. Seine These: Religiosität ist ein reines Konstrukt des Gehirns, das die Evolution hervorgebracht hat. Um dieser Annahme auf den Grund zu gehen, hat der Hirnforscher mystische, spirituelle und religiöse Zustände im Labor naturwissenschaftlich untersucht.
Mystische Erlebnisse und Gotteserfahrung durch Trance, Meditation und Gebet
Was versteht man unter spirituellen Erfahrungen? Seit jeher gibt es Menschen, die intensive mystische Erlebnisse erfahren: seien es meditierende Buddhisten, Derwische des islamischen Sufismus oder christliche Mystiker des Mittelalters. Bei allen geht es um die Veränderung des Bewusstseins, um die Aufhebung des irdischen Selbst. Mithilfe von Trance, Meditation oder Gebet gelangen diese Menschen in einen spirituellen Zustand, der von intensiven Erlebnissen gekennzeichnet ist.
Sie berichten von Selbst-Transzendenz, Gotteserfahrung und von der Auflösung des normalen Zeitempfindens. Von einem Gefühl allumfassenden Glücks, des absoluten Eins-Seins mit einem großen Ganzen, einem Verschmelzen mit dem Universum. In einem ozeanischen Gefühl erleben sie sich als Teil eines göttlichen Ganzen. Und erfahren tiefe Einsicht in die Gesetzmäßigkeiten des Kosmos.
Allerdings ist es unmöglich, diese Erfahrungen in Worte zu fassen oder intellektuell zu verstehen. Nach dem US-amerikanischen Psychologe William James sind mystische Erlebnisse gerade durch ihre Unaussprechlichkeit gekennzeichnet. Nur durch eigenes Erleben können diese Zustände vollständig erfasst werden.
Neurobiologie: Der Mensch glaubt, weil Gott im Scheitellappen wohnt
Der Hirnforscher und Religionswissenschaftler Andrew Newberg hat neurologische Aktivitäten bei transzendenten Zuständen erforscht. Dabei hat er meditierende buddhistische Mönche und betende Franziskanernonnen in einem speziellen Kernspintomographen untersucht. Er stellte fest, dass im Moment der größten Versunkenheit oder dem Höhepunkt meditativer Erleuchtung die neuronale Aktivität im oberen hinteren Scheitellappen zurückging.
In einem Bereich des Gehirns, das für das räumliche Orientierungsvermögen und für die Bewertung von Emotionen zuständig ist. Hier hatte er das Areal des Gehirns gefunden, in dem religiöse Vorstellungen entstehen. Damit stand für ihn fest, dass religiöse oder mystische Erlebnisse biologisch real und naturwissenschaftlich messbar sind. Sein Fazit: Gott ist ein Produkt des Gehirns.
Der Neurotheologe Michael Persinger ging noch weiter. In seinen Versuchen wollte er mit elektromagnetischen Stimulierungen des Gehirns mystische Erlebnisse auf Knopfdruck erzeugen. In einem schallisolierten Raum bekamen die Versuchspersonen einen von ihm selbst entwickelten Helm aufgesetzt. Dieser Helm erzeugte ein Magnetfeld, das den Schläfenlappen im Gehirn der Probanden stimulierte.
Hirnforscher Michael Persinger erzeugt spirituelle Erlebnisse im Labor
Persinger führte das Experiment mit etwa 1.000 Testpersonen durch und konnte nach eigenen Angaben bei 80 % der Teilnehmer spirituelle Erfahrungen nachweisen. Das Erlebnisspektrum reichte von einem Zustand des Schwebens, bis zur Wahrnehmung der Präsenz Gottes oder eines Schutzengels. Auch Atheisten beschrieben transzendente Erlebnisse, etwa eine Verbundenheit mit dem Universum. Allerdings kam eine Überprüfung von Persingers Experimenten an der Universität von Uppsala in Schweden mit 43 Studenten zu anderen Ergebnissen.
Mit seinen Experimenten glaubte er, im Gehirn ein Gottes-Modul nachgewiesen zu haben. Er versuchte, die Vorstellung von Gott als reines Konstrukt des Gehirns zu beweisen. Kritiker halten es jedoch für eine mehr als gewagte These, aus der Aktivität eines bestimmten Areals im Gehirn den Schluss auf Gott oder Religiosität zu ziehen.
Sie gehen eher davon aus, dass Persinger einige Schaltkreise im menschlichen Gehirn gefunden hat, die eben bei religiösen Erfahrungen aktiviert werden. Mystische Erlebnisse sind aus Sicht der Neurologie intensive emotionale Erlebnisse, die unterhalb des kortikalen Mantels im limbischen System, der entwicklungsgeschichtlich ältesten Hirnregion, verankert sind.
Zu ganz anderen Schlussfolgerungen als Persinger kommt auch der US-amerikanische Psychologe Abraham Maslow, der vor allem für seine Bedürfnispyramide bekannt geworden ist. Er wertet mystische Erfahrungen, oder „Gipfelerlebnisse“, als eindeutigen Beweis für eine höheren Realität.
Die positive Kraft des Glaubens für die Gesundheit
Wie wirkt sich Religiosität auf die Gesundheit aus? Zahlreiche Studien kommen zu dem Ergebnis, dass gläubige Menschen gesünder sind als Nichtgläubige. Menschen, die mystische Zustände erfahren, weisen angeblich ein höheres Maß an psychischer Gesundheit auf als die Bevölkerung insgesamt, stellt etwa der Psychologe David Larson vom amerikanischen National Institute for Healthcare Research fest.
Der Forscher hat alle zwischen 1978 und 1989 erschienenen Untersuchungen seines Instituts systematisch auf den Zusammenhang zwischen Glauben und psychischer Gesundheit ausgewertet. Das Fazit: Religiosität wirkt sich in 84 % der Fälle positiv, in 13 % neutral und in 3 % gesundheitsabträglich aus.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch eine Metaanalyse von Raphael Bonelli von der Duke University über alle Forschungsarbeiten zu Religiosität und psychischer Gesundheit, die seit 1990 weltweit in den meistzitierten psychiatrischen und neurologischen Fachzeitschriften erschienen sind.
Demnach zeigen 72 % der Studien, dass die psychische Gesundheit mit dem Ausmaß, in dem sich ein Mensch religiös-spirituell engagiert, steigt. Demnach seien die Hinweise auf eine Schutzfunktion durch Religiosität teils äußerst stark, allen voran bei Sucht, Depression und Suizid.
Glaube befähigt offenbar dazu, emotionale Belastungen besser zu bewältigen, die eigenen Nöte ins Gebet zu nehmen, Stress abzubauen und damit das Immunsystem zu stärken.
Fazit: Warum glaubt der Mensch? Gott im Fokus der Wissenschaft
Bei allen neuen Erkenntnissen, die Evolutionsbiologen, Neuro-Theologen und Religionspsychologen zusammengetragen haben, bleibt die Frage nach der Existenz Gottes nach wie vor unbeantwortet. Aber die Forschungsergebnisse kommen den Ursachen, warum der Mensch an eine höhere Macht glaubt doch ein ganzes Stück näher.
Für die einen mögen die universelle Verbreitung des Glaubens seit dem Beginn der Menschheit, das eigene intuitive Empfinden einer höheren Seinsform oder Gipfelerlebnisse durch spirituelle Erfahrungen untrügliche Zeichen für die Existenz Gottes sein. Für andere dagegen ist alles rein biologisch erklärbar: sie sehen evolutionär entstandene Gottes-Gene und Gottes-Module im Gehirn als Instrumente, die dem Menschen im Kampf ums Dasein Vorteile brachten.
Dennoch zeigen die Untersuchungen auch folgendes. Religiosität hilft dem Menschen, mit den Zumutungen und Bedrohungen des Alltags besser fertig zu werden. Und sie stärkt seine psychische Gesundheit. Auch heute sucht der Mensch, unabhängig von seinem Kulturkreis, seiner Konfession, seinem Wohlstand nach einem tiefen Grund des Seins. Ohne einen objektiven Sinn des Lebens geht es für die meisten Menschen nicht. An einer völlig sinnlosen Welt würden sie zerbrechen. Da kann es sinnvoll sein, sich auf die Pascalsche Wette einzulassen und im Zweifel lieber doch an Gott zu glauben.
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