Was ist im Leben wirklich wichtig? Was gibt dem eigenen Leben Sinn? Vielen Menschen wird erst im Angesicht des Todes bewusst, wie sie hätten leben sollen und was sie versäumt haben. Sie bereuen, dass sie ihre Träume nicht gelebt, zu viel gearbeitet und zu wenig Zeit mit Freunden und der Familie verbrachten. Könnten sie die Zeit zurückdrehen, würden sie vieles anders machen. Die Australierin Bronnie Ware hat acht Jahre lang Sterbende in den letzten Wochen ihres Lebens begleitet und ihre Erfahrungen in einem Buch zusammengefasst: „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen – Einsichten, die Ihr Leben verändern werden“. Ein Weckruf für Menschen, die mitten im Leben stehen und noch die Chance haben, ihr Leben zu ändern und ins Positive zu drehen.
Bronnie Ware: Auf der Suche nach ihrem eigenen Sinn des Lebens
Bronnie Ware führt selbst ein Leben fern jeder Konvention: Nach jahrelanger frustrierender Arbeit als Bankangestellte, gibt sie mit Ende Zwanzig ihren sicheren Job, ein geregeltes Einkommen auf und reist auf der Suche nach dem Sinn ihres Lebens um die Welt – auf eine Südseeinsel, nach England und wieder zurück in verschiedenste Gegenden Australiens. Sie jobbt in Bars, arbeitet als Housesitter, bis sie schließlich als Palliativpflegerin Todkranke und Sterbende zu Hause auf ihrem letzten Weg begleitet. Dabei hört sie oft das gleiche Bedauern der Menschen auf dem Sterbebett, nicht das Leben gelebt zu haben, das sie sich gewünscht hatten – und die Reue darüber, dass die Erkenntnis erst kam, als es bereits zu spät war.
5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen
So einfach und klar die Erkenntnisse auch klingen mögen, so wenig werden sie von den meisten Menschen umgesetzt. Besonders bitter ist es, wenn die Einsicht zu spät kommt. Bronnie Ware hat in ihrer jahrelangen Arbeit 5 Dinge herausgefunden, die Sterbende am meisten bereuen. Sie lauten: „Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben, ich hätte nicht so viel gearbeitet, ich hätte den Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden aufrechterhalten“ und vor allem „ich wünschte, ich hätte mir erlaubt, glücklicher zu sein“. Es sind Erkenntnisse, die zum Nachdenken anregen und bewusst machen, was im Leben wirklich zählt. Sterbende erkennen, dass der wahre Wert eines Menschen unabhängig von seinem Besitz ist. Es kommt darauf an, wer man ist. Was am Ende wirklich wichtig ist, ist, wie viel Glück man den Menschen beschert hat, die man liebt, und wie viel Zeit man mit Dingen verbracht hat, die einem am Herzen liegen.
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Grace: Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein Leben so zu leben…
Bronnie Ware beschreibt einfühlsam ihre Begegnungen mit den todkranken Menschen und die Gespräche, die auch ihr eigenes Leben grundlegend verändert haben. Da ist etwa Grace, die heiratet, Kinder zur Welt bringt und sich für ihren Mann und den Haushalt aufopfert. Sie verbringt ihr Leben mit Dingen, die andere von ihr erwarten. Als sie von ihrem Ehemann immer mehr tyrannisiert wird, ändert sie nichts an ihrem Unglück, sondern arrangiert sich mit ihrer Ehe. Als ihr Mann in ein Pflegeheim eingewiesen wird, freut sie sich auf ein neues, besseres Leben. Doch ein paar Monate später wird Grace todkrank. Sie ist traurig darüber, wie ihr Leben letztendlich verlaufen ist und sagt: „Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein Leben so zu leben, dass ich mir selbst treu gewesen wäre, statt ein Leben, wie es andere von mir erwarten.“
Wenn man den Mut hat, seinem Herzen zu folgen, findet man das wahre Glück
Für Bronnie waren diese Erlebnisse ein Türöffner für ein neues Leben und zur Selbsterkenntnis. Sie hat sich dazu entschieden, nur noch das zu machen, was sie wirklich will. „Viele Menschen leben jeden Tag in einer betäubenden Routine, sicher und ungefährlich, aber niemals befriedigend“, schreibt sie. „Es erfordert Kraft, große Veränderungen herbeizuführen. Je länger man in der falschen Umgebung verharrt, umso länger verwehrt man sich selbst die Chance, wahres Glück und Befriedigung zu erfahren. Das Leben ist zu kurz, um ihm einfach nur beim Verstreichen zuzusehen, aus einer Angst heraus, die man durchaus bewältigen könnte, wenn man sich ihr stellen würde“. Sicher ist das nicht einfach, gesteht sich Bronnie ein, denn es erfordert viel Mut, derjenige zu sein, der man wirklich ist. „Zuweilen kann man nicht mal selbst in Worte fassen, wer man ist, man weiß nur, dass man eine Sehnsucht in sich trägt, die das Leben, wie man es momentan führt, nicht erfüllt…Wenn man den Mut hat, seinem Herzen zu folgen, findet man das wahre Glück.“
Verantwortung für das eigene Glück übernehmen
So appelliert sie an den Leser: „Es ist ein heikler Prozess, der einem Entschlossenheit und Tapferkeit abverlangt. Man muss loslassen können. Ihr Leben gehört Ihnen, niemand anderem. Wenn Sie in dem, was Sie sich geschaffen haben, kein Quäntchen Glück finden können, dann ist jeder neue Tag verschwendet. Ein winziger Schritt oder eine kleine Entscheidung können ein toller Anfang sein, und natürlich muss man auch beginnen, die Verantwortung fürs eigene Glück zu übernehmen. Es geht darum, die Wahrnehmung zu ändern und den eigenen Wünschen Raum zu geben“, so Bronnie Ware. „Die Uhr tickt für jeden von uns. Das Leben geht schnell vorbei. Es liegt ganz bei uns, wie wir unsere verbliebene Zeit verbringen. Aber wenn man in dieser kurzen Zeit Glück und Erfüllung erleben kann, dann hat man nichts zu bereuen, wenn das Ende kommt, und das kommt unausweichlich.“ Ihr Fazit: „Seien sie der Mensch, der sie wirklich sind, finden Sie zu einem ausgeglichenen Leben, seien sie aufrichtig, bringen sie den Leuten, die sie lieben, ihre echte Wertschätzung entgegen und gestatten sie sich selbst, glücklich zu sein“, sagt Ware.
Empfehlenswert: Motivierende Mischung aus Autobiografie und Sachbuch
Anders als der Titel vermuten lässt, ist das Buch nicht wie ein typisches Sachbuch aus dem Bereich Lebenshilfe aufgebaut. Vielmehr sind die Einsichten in eine autobiografische Erzählung eingebunden. Von Bronnie Ware, die aus ihrem konservativen Leben ausbricht und ihn die Welt hinauszieht, um ihr Glück zu finden. Den Schwerpunkt bilden die acht Jahre, die sie als Palliativkrankenschwester sterbende Menschen, meist in deren Zuhause bis zu ihrem Ableben, begleitet hat. Die Erfahrungen und Erkenntnisse aus ihren tiefbewegenden Gesprächen haben auch ihr Leben verändert und ihr geholfen, sich selbst zu finden und ein glückliches Leben zu führen. Ihre Erfahrungen hat sie zunächst in ihrem sehr erfolgreichen Blog „Inspiration und Chai“, den sie bis heute betreibt, später in diesem Buch zusammengetragen, um andere Menschen zu inspirieren und hat so letztendlich Ihre Berufung gefunden. Die Australierin arbeitet heute als Sängerin und Songschreiberin, Buchautorin, sie gibt im Internet Kurse für Persönlichkeitstraining und ist Mutter eines Mädchens. Die Lektüre ist inspirierend und empfehlenswert, weist aber an manchen autobiografischen Stellen durchaus Längen auf. Das Buch erschien erstmals 2012 in deutscher Sprache und ist heute beim Wilhelm Goldmann Verlag, Verlagsgruppe Random House, erhältlich. Weitere Infos zur Autorin unter bronnieware.com.
Bilder: Unsplash, Amazon
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