Die Sinnsuche der Hippie-Bewegung – 50 Jahre „Summer of Love”

by Hofelich
Die Sinnsuche der Hippie-Bewegung, 50 Jahre Summer of Love

San Francisco, 1967: „California Dreaming“ von einem glücklicheren, sinnerfüllten Leben. Der „Summer of Love“ feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Jubiläum und markiert den Höhepunkt der Hippie-Bewegung. 1967 pilgerten im Sommer der Liebe 100.000 junge Amerikaner aus allen Teilen der USA nach San Francisco. Sie wollten ihre Vision einer besseren, friedlicheren Welt teilen. In Happenings und Musik-Festivals feierten die Hippies ihr Lebensgefühl. Es war geprägt von „Love, Peace and Happiness“ und „Sex, Drugs and Rock’n Roll“. Der amerikanische Mythos hatte wie ein Erdbeben die Welt verändert und wirkt bis heute nach.  Was führte zur Entstehung der Hippie-Bewegung? Welche Geschichte und Ideen stecken dahinter? Was hat sie bewirkt und wie wirkt sie bis heute nach?

It’s time for a Revolution: Die Entstehung der Hippie-Bewegung 

Lange Haare bei jungen Männern, bunte Batik-Hemden, weite Gewänder, Jeans, Felljacken, indische Tücher, Stirnbänder und Blumen im Haar: Die Flower-Power-Bewegung war eine friedliche Revolution, die gegen den Vietnam-Krieg protestierte und die bisherigen starren Normen der amerikanischen Gesellschaft völlig auf den Kopf stellte.

Studenten, Aussteiger, Lebenskünstler und Bohemiens folgten den Idealen von Freiheit, Liebe, Frieden, Naturverbundenheit und suchten Erleuchtung in Marihuana, LSD, oder in Meditation und fernöstlichen Religionen. Den Soundtrack für die Love Generation lieferten Musiker wie Jimi Hendrix, Janis Joplin, Bob Dylan, Jim Morrison und Bands wie The Grateful Dead, Jefferson Airplane, The Mamas and the Papas, The Beatles, The Rolling Stones, The Who und Santana.

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Doch wie kam es dazu? Gegenkultur der Baby-Boomer-Generation

Die Hippie-Bewegung entstand in den 1960er Jahren in den USA, als Gegenkultur der neuen Baby-Boomer-Generation. Diese verweigerte sich dem autoritären Lebensstil ihrer Eltern. Und stellte die sinnentleerten Wohlstands-Ideale der konsumorientierten Mittelschicht in Frage: Job, Ehe, Familie, Auto und Haus mit Garten in der Vorstadt. Für die neue Generation musste es mehr Sinn im Leben geben, als Geld, Karriere, Konsum und Konventionen.

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Frustriert vom Materialismus ihrer Eltern, suchten die Youngsters ein von Zwängen und bürgerlichen Tabus befreites Leben. Die Jungen strebten eine gemeinschaftliche Selbstverwirklichung und neue, menschlichere Lebensweisen und Umgangsformen an. Die Anti-Baby-Pille machte die unbeschwerte freie Liebe möglich.

Protest gegen den Vietnam-Krieg: „Make love, not war“

Außerdem waren viele desillusioniert vom Vietnam-Krieg, zu dem damals etwa 500.000 junge Amerikaner eingezogen worden waren. Der Großteil der Soldaten bestand aus jungen Wehrpflichtigen.

Die allgemeine Wehrpflicht in den USA wurde erst 1973 abgeschafft. Als Reaktion auf die Brutalität und die Opfer des Krieges entwickelte sich eine große Protestbewegung. Die Friedensbewegung der Blumenkinder prägte das Motto „Make love, not war“. Etwa 50.000 amerikanische Kriegsdienstverweigerer entzogen sich der Einberufung und flohen nach Kanada.

Die Politik der 1960er Jahre war nicht nur von Protesten gegen den Vietnamkrieg geprägt. Sondern auch von der Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner, dem Kampf für die Gleichberechtigung der Frau und dem Kampf um für mehr Rechte für Schwulen und Lesben.

Dagegen brandmarkte das Establishment die Blumenkinder als Arbeitsscheue, Gammler, Chaoten und Langhaarige. „Das Ziel der Hippies war eine antiautoritäre und enthierarchisierte Welt- und Wertordnung ohne Klassenunterschiede, Leistungsnormen, Unterdrückung, Grausamkeit und Kriege“, brachte es der Schweizer Soziologe Walter Hollstein auf den Punkt.

Geistige Wurzeln in der Beat Generation: Jack Kerouac und Allen Ginsberg

Ihren geistigen Ursprung hatte die Jugend-Bewegung in den Gedanken der Hipster und der Beat Generation der 1950er Jahre – junge Intellektuelle, die exzessiv und im ständigen Ausnahmezustand gegen den Mainstream lebten, wie Jack Kerouac, William S. Burroughs oder Allen Ginsberg. Sie schrieben sich ihre extreme Gesellschaftskritik aus dem Leib.

Familie, Wohlstand, Vorstädte: Die Beatniks und Jazz-Hipster wollten damit nichts mehr zu tun haben. Sie setzen auf Bewusstseinsveränderung mithilfe von Kunst, Drogen, Sex. Jack Kerouac schrieb Anfang der 1950er Jahre sein Kult-BuchOn The Road“ (Unterwegs) – es wird zum Manifest einer ganzen Generation.

Auch Beat-Poet Allen Ginsberg gilt als Vordenker der Hippie-Bewegung. Er  schrieb sich in den 1950er Jahren in seinem berühmten Gedicht „Howl“ den Frust von der Seele. Später prägte Ginsberg auch den Begriff „Flower Power“, der synonym für die Hippie-Bewegung steht.

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Zitate

 

Denn die einzig wirklichen Menschen sind für mich die Verrückten, die verrückt danach sind zu leben, verrückt danach zu sprechen, verrückt danach, erlöst zu werden, und nach allem gleichzeitig gieren – jene, die niemals gähnen oder etwas Alltägliches sagen, sondern brennen, brennen, brennen wie phantastische gelbe Wunderkerzen.

Jack Kerouac

 

Da wurde mir klar, dass entweder ich verrückt war oder die Welt. Und ich tippte auf die Welt. Und natürlich hatte ich recht.

Jack Kerouac

 

 

Ich sah die besten Köpfe meiner Generation zerstört vom Wahnsinn, hungrig, hysterisch, nackt…

Allen Ginsberg

Hermann Hesse: „Der Steppenwolf“

Einfluss und die geistige Sprengkraft der rebellierenden Autoren waren groß. FBI-Chef Edgar Hoover zählte die Beatniks sogar neben dem Kommunismus und den Intellektuellen zu den drei Hauptgefahren für Amerika. Mit den Hippies drangen die Ideen der Beats und Hipster auf einmal zum Mainstream durch.

Literarisch inspiriert wurde die Hippie-Bewegung auch durch Bücher wie Hermann Hesses anti-bürgerlichen KultromanDer Steppenwolf“ aus dem Jahr 1927. Die Hauptfigur Harry Haller, ein Alter Ego des Verfassers, leidet an der Zerrissenheit seiner Persönlichkeit. Auf der einen Seite steht sein menschliches, bürgerliches und angepasstes Wesen. Auf der anderen Seite der einsame und sozialkritische Steppenwolf. Beide Seiten bekämpfen sich gegenseitig und blockieren Hallers künstlerische Entwicklung.

Steppenwolf“ nannte sich auch die Band, die mit dem Lied „Born to be wild“ berühmt wurde. Den Durchbruch schaffte der Song im Soundtrack des Filmes „Easy Rider“ von 1969. Ein bahnbrechender und gesellschafts-kritischer Road-Movie mit Peter Fonda, Dennis Hopper und Jack Nicholson.

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Hippie-Keimzelle: San Francisco’s Stadtteil Haight-Ashbury

Das Epizentrum der Hippie-Bewegung lag in der Bay Area von San Francisco. Vor allem im Stadtteil Haight-Ashbury. Aber auch in North Beach oder in den benachbarten Städten Palo Alto und Berkeley, dem Sitz der University of California. Weitere Hot Spots in den USA entstanden in New Yorks Stadtteil Greenwich Village, ferner in Seattle, Portland und Los Angeles.

Hier fanden sich Anfang der 1960er Jahre kleine kreative Communities zusammen. Sie stellten Autoritäten in Frage und suchten nach dem wahren Sinn des Lebens. Außerdem teilten sie eine Vorliebe für Dichtung, Literatur, Kunst, Folk Music, Jazz und Rock ’n Roll.

Vor allem im Viertel Haight-Ashbury in San Francisco schufen die Hippies eine eigene Boheme-Subkultur. So entstanden in vielen alten, viktorianischen Häusern offene Wohngemeinschaften von Studenten, Künstlern und Musikern. Dazwischen gab es Musik-Läden, Bars, Cafés und Shops mit allem, was das Hippie-Herz begehrte.  Von Büchern über Szene-Kleidung bis hin zu allen Accessoires, die die Love Generation brauchte.

Besonders bekannt war damals auch der „Psychedelic Shop“ von Ron Thelin. Er verkaufte psychedelische Bücher, Poster und Zubehör für den Drogenkonsum. In Haight-Ashbury gab es auch sogenannte „Free Stores“. Dort verteilte die Aktionsgruppe „Diggers“ nach dem Motto „Free. Free everything“ kostenlos Lebensmittel und Kleidung.

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Psychedelic Rock & Art

Auch der „Psychedelic Rock“ wurde zu dieser Zeit in San Francisco geboren. Er ergänzte die in den frühen 60er Jahren vorherrschende Folk Music. Als Vorreiter des Psychedelic Rock galt die Lokalband The Charlatans. Angeblich war es die erste Rock-Band, die unter dem Einfluss von LSD Konzerte gab.

Zum aller ersten Mal wurde das Wort „Hippie“  1965 in einem Artikel des „San Francisco Examiner“ erwähnt, um die Erben der örtlichen Beatnik-Szene zu beschreiben. Im Winter 1965/1966 nahm die Hippie-Bewegung dann gewaltig an Fahrt auf. In San Francisco fanden die ersten großen Partys und Festivals statt und schweißten die Subkultur zusammen.

Zu dieser Zeit erfand der Grafiker Wes Wilson besondere grafische Formen für die Party-Poster. Daraus entwickelte sich die Psychedelische Kunst. Diese versuchte, die Wirkung bewusstseinserweiternder Drogen wie LSD grafisch auszudrücken oder zu verstärken. Besondere Kennzeichen waren knallige, kontrastreiche Farben und Spiral-, Apfelmännchen- oder Paisley-Muster.

Im Oktober 1966 trafen sich tausende junge Leute zum Open-Air „love-pageant rally“ in Haight-Ashbury. Sie bereiteten den Boden für den „Summer of Love“, der die Augen der Welt-Öffentlichkeit auf die Hippie-Hochburg San Francisco richten sollte.

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Highlights des „Summer of Love“ 1967

Kaum ein anderer Song hat das Lebensgefühl des Sommers der Liebe 1967 so gut eingefangen wie Scott McKenzies Lied „San Francisco“ – geschrieben von John Phillips, dem Sänger von The Mamas and the Papas.

 

…If you’re going to San Francisco,
be sure to wear some flowers in your hair.
If you come to San Francisco,
Summertime will be a love-in there…

Scott McKenzie

Die Hippie-Hymne stand 1967 auch in Deutschland zwei Monate lang auf Nummer eins der Charts. Vorgänger war der Song „All You Need Is Love“ von den Beatles, der ebenfalls für die Zeit bezeichnend war und sechs Wochen die Hitparade anführte.

 

50 Jahre „Summer of Love” – Höhepunkt der Hippie-Bewegung

 

14. Januar 1967: „Human Be-In“ im Golden Gate Park

Der „Summer of Love“ startete bereits im Winter 1967. Den Auftakt bildete der Human Be-In am 14. Januar im Golden Gate Park in San Francisco. Angezogen von der Philosophie und den Idealen der Hippiebewegung strömten Zehntausende junge Amerikaner aus allen Teilen des Landes in die kalifornische Metropole und bevölkerten das Viertel Haight-Ashbury.

Mit von der Partie beim „Human Be-In“ waren alle, die in der Hippie-Bewegung Rang und Namen hatten: Allen voran LSD-Guru und Harvard-Professor Timothy Leary, Beat-Poet Allen Ginsberg und San Francisco-Bands wie Jefferson Airplane oder The Grateful Dead. „Alle unsere Gurus waren da. Wir waren so elektrifiziert, dass so viele Menschen gekommen waren und das Gefühl der Liebe über allem schwebte“, erinnert sich der frühere Hippie Ramon Sender.

Anlass des Happenings war das Verbot von LSD am 6. Oktober 1966, das bis dahin legal konsumiert werden konnte. Der charismatische Harvard-Professor und LSD-Befürworter Timothy Leary rief in seiner Rede der Menge zu:

Turn on, tune in and drop out!

Timothy Leary

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Leary propagierte trotz des Verbotes weiterhin den Konsum von LSD als bewusstseinserweiternde Droge und forderte die jungen Menschen dazu auf, die Gesellschaft und deren Zwänge zu verlassen. Höhepunkt des Events war ein Konzert der bis dahin noch weitgehend unbekannten Bands aus San Francisco wie Jefferson Airplane oder The Grateful Dead.

Marihuana-Rauchschwaden zogen durch die Menschenmenge, es gab kostenloses LSD. Zahlreiche Medien und TV-Sender waren vertreten und brachten die bunten Hippie-Kultur in die Wohnzimmer der Welt.

Die Bilder des „Human Be-In“ gaben vielen frustrierten jungen Amerikanern eine neue Hoffnung und machten San Francisco und das Viertel Haight-Ashbury zum Sehnsuchtsort einer ganzen Generation. Im Laufe des Jahres 1967 folgten weitere Zehntausende aus allen Teilen der USA ins sonnige Kalifornien.

Bill Graham: Benefiz Konzerte für die „Free Clinic“

Außerdem gab es Konzerte für wohltätige Zwecke. Da sich viele Ärzte weigerten, Hippies zu behandeln, und diese oft auch nicht das Geld dazu hatten, eröffnete der Mediziner David E. Smith am 7. Juni 1967 in Haight-Ashbury die erste „Free Clinic“, die alle Menschen kostenlos und vorurteilsfrei behandelte.

 

50 Jahre „Summer of Love” – Höhepunkt der Hippie-Bewegung

 

Finanziell ermöglicht wurde die Klinik durch eine Reihe von Benefiz-Konzerten, die im Sommer 1967 starteten und von Bill Graham organisiert wurden. Dabei traten unter anderem The Charlatans, Creedence Clearwater Revival, Janis Joplin, The Grateful Dead und später auch Stars wie George Harrison auf. Graham wurde zum erfolgreichen Konzertveranstalter. Die „Haight Ashbury Free Medical Clinic“ existiert bis heute.

16. bis 18. Juni 1967: Das „Monterey International Pop Festival“

Kultureller Höhepunkt des „Summer of Love“ war zweifelsohne das große „Monterey International Pop Festival“ vom 16. bis 18. Juni 1967, das der Hippie-Bewegung einen enormen Schub verlieh und dem Sound aus San Francisco über Nacht zum Weltruhm verhalf. Ort des Konzerts, das damals unglaubliche 50.000 bis 90.000 Menschen anzog, war die kleine kalifornische Küstenstadt Monterey, knapp 200 Kilometer südlich von San Francisco am Highway 1.

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Auf der Playlist des Musik-Festivals standen viele der bekanntesten Interpreten der Popmusik: Jimi Hendrix, The Who, Janis Joplin, Simon and Garfunkel, Steve Miller, Canned Heat, Jefferson Airplane, The Byrds, The Mamas and the Papas, The Grateful Dead. Der indische Musiker Ravi Shankar spielte mit seinem Ensemble klassische indische Raga-Musik auf der Sitar.

Einen Meilenstein der Rockgeschichte schuf Jimi Hendrix mit seinem legendären Auftritt in Monterey. Am Ende seines letzten Songs „Wild Thing“ zündete er seine Gitarre an und schlug sie dann in Stücke. Er selbst sagte später dazu:

The time I burned my guitar it was like a sacrifice. You sacrifice the things you love. I love my guitar.

Jimi Hendrix

D.A. Pennebakers hat dem damals bahnbrechenden Musik-Festival ein filmisches Denkmal gesetzt, 1968 erschien die Konzert-Dokumentation „Monterey Pop“.

6. Oktober 1967: „Death of a Hippie“

Das Ende des „Summer of Love“ läutete die Veranstaltung „Death of a Hippie“ am 6. Oktober 1967 ein. Dabei trugen einige Hundert Blumenkinder in Haight Ashbury einen Hippie symbolisch zu Grabe – in einem Sarg voller Blumen.

Die Menschenmassen, die im Sommer der Liebe San Francisco überfluteten, hatten die Aufnahmefähigkeit und das soziale Klima der Stadt an ihre Grenzen gebracht. Drogenexzesse, Heroin und Kriminalität überforderten die ungestörte Idylle, in der die Blumenkinder in Haight Ashbury bis dahin lebten. So entstand die Idee, den „Hippie“ am ersten Jahrestag des amerikanischen LSD-Verbots offiziell zu beerdigen.

Die Veranstalter protestierten dagegen, dass die Menschen – von den Medien verursacht – das Hippietum nur noch imitierten und nicht mehr fühlten. Dazu schrieb der britische Publizist Derek Taylor, der das Monterey Festival mitorganisiert hatte:

Don’t do it because someone else is doing it.

Do it because that’s how you feel about it!

Doch zu Ende sollte die Hippie-Bewegung damit noch lange nicht sein. Deren Blütezeit dauerte von 1965 bis 1971, der gesellschaftlicher Einfluss reichte weit darüber hinaus.

Das Woodstock Festival 1969

Zwei Jahre nach dem „Summer of Love“ in San Francisco wandte sich der Blick der Weltöffentlichkeit von der West- an die Ostküste der USA. Der Fokus richtete sich auf einen kleinen Ort im Staate New York, der in die Rockgeschichte eingehen sollte: Woodstock. Oder genauer gesagt auf ein Farmgelände nahe der Kleinstadt Bethel, etwa 70 km südwestlich vom namensgebenden und ursprünglich als Festivalort geplanten Woodstock.

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Dort fand vom 15. bis 17. August 1969 das bis dahin größte Open-Air-Musikfestival statt: „Woodstock Music & Art Fair – 3 Days of Peace & Music“. Ein berühmt gewordener musikalischer Höhepunkt, der zugleich auch den Beginn der Endphase der nicht kommerzialisierten Hippiebewegung einleitete.

Vor geschätzten 400.000 Besuchern traten 32 Bands und Solokünstler auf, darunter Jimi Hendrix, Janis Joplin, The Who, Santana, Grateful Dead, Canned Heat, Creedence Clearwater Revival, Jefferson Airplain, Crosby, Stills, Nash & Young oder Joe Cocker.

Vom Chaos zum Mythos

Zunächst regierte das Chaos: Die Zahl der erwarteten Zuschauer wurde um mehr als das Doppelte übertroffen, viele blieben in langen Verkehrsstaus stecken. Auf dem Gelände herrschten aufgrund schlechten Wetters und organisatorischer Missstände teils katastrophale Zustände. Trotzdem ist das Woodstock-Festival für seine friedliche Stimmung bekannt geworden.

Zahlreiche Musiker und Besucher verbrachten die Tage unter dem Einfluss von Drogen wie LSD, Mescalin, Haschisch und Marihuana. Obwohl das Musikfestival von kommerziellen Interessen geleitet war, steht Woodstock bis heute für den Mythos eines friedliebenden, künstlerischen und „anderen“ Amerikas. Im Gegensatz dazu befand sich die gespaltene Nation im Vietnamkrieg und war schockiert von den tödlichen Attentaten auf John F. Kennedy, Martin Luther King und Robert F. Kennedy.

Der auf dem Festival entstandene Oscar-prämierte Film „Woodstock“ gilt als einer der erfolgreichsten Dokumentarfilme und war mitverantwortlich dafür, dass der Mythos von „Woodstock“ in die Welt transportiert wurde. Er bietet auch einen guten Einblick in das Lebensgefühl der Hippies.

1968: Premiere des Musicals „Hair“ am Broadway

Ebenfalls als Meilenstein der Popkultur der späten 1960er Jahren und stellvertretend für die Hippie-Ära gilt das US-amerikanisches Musical „Hair“. Die Uraufführung fand im April 1968 am Broadway in New York statt. Thema ist das Lebensgefühl der Hippies und ihr Widerstand gegen Krieg, Gewalt und gesellschaftliche Hierarchien.

Außerdem behandelt das Musical die Frage nach dem Sinn des Lebens, den Generationen-Konflikt, Rassismus, die weltweite Studentenrevolution und auch die Flucht in Träume durch Drogen. Der eingängige Anfangssong „Aquarius“ gibt die sehnsuchtsvolle Hoffnung auf ein neues Zeitalter, das sogenannte Zeitalter des Wassermanns wider.

When the moon is in the Seventh House
And Jupiter aligns with Mars
Then peace will guide the planets
And love will steer the stars
This is the dawning of the age of Aquarius…

Song Aquarius, Musical „Hair”

Hair erzählt die Geschichte einer Hippie-Gruppe in New York, die sich gegen die Einberufung als Soldaten für den Vietnamkrieg auflehnt. Der frisch vom Land hinzugestoßene Claude Hooper Bukowski, die junge Frau Sheila und ihr charismatischer Zimmergenosse Berger leben in einer Dreiecksbeziehung lustvoll aber ziellos in den Tag hinein.

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Innerer Konflikt zwischen Pazifismus und Patriotismus

Claude gerät in einen inneren Konflikt, hin und her gerissen zwischen den patriotischen Impulsen seiner bürgerlichen Herkunft und den im Kreise seiner neuen Freunde erstarkten pazifistischen Idealen. Denn mit Eintreffen der Einberufung muss er sich entscheiden: Soll er wie die anderen den Kriegsdienst verweigern – und damit eine Gefängnisstrafe und gesellschaftliche Ächtung in Kauf nehmen? Oder soll er seine pazifistischen Ideale missachten, sich der militärischen Autorität unterwerfen, sein Leben in Vietnam riskieren und Menschen töten?

Das Musical „Hair“ gilt bis heute als eines der erfolgreichsten Musicals überhaupt und wurde in vielen Ländern gespielt. Die deutsche Uraufführung war bereits am 24. Oktober 1968 in München. Als Kult gilt der Song „Aquarius / Let the Sunshine In“ der Gruppe The 5th Dimension, eine Art Kurz-Medley des Musicals, der sich nach seiner Veröffentlichung 1969 zum Millionenseller entwickelte. 1979 wurde das Musical „Hair“ auch verfilmt. Von vielen Hippies selbst wurde „Hair“ jedoch als zu klischeehaft betrachtet.

Inspirationsquellen Carlos Castaneda und Aldous Huxley

In der Literatur stellten Bücher wie „Die Pforten der Wahrnehmung“ von Aldous Huxley oder die Werke Carlos Castanedas wie „Die Lehren des Don Juan“ wichtige Inspirationsquellen der Hippiebewegung dar. Hier ging es um tiefe spirituelle und mystische Erfahrungen. Und um Bewusstseinserweiterung durch das psychoaktive Meskalin, das sich in dem Peyote-Kaktus findet und von Indianern rituell und eingebettet in ihren Glauben verwendet wird.

 

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„Die Lehren des Don Juan“

Carlos Castaneda war ein US-amerikanischer Ethnologe und Schriftsteller brasilianischer und peruanischer Abstammung. In den 1970er Jahren erlangten seine Bücher wie das 1968 erschienene Werk „Die Lehren des Don Juan“ internationale Popularität.

Castaneda beschreibt in autobiografischem Erzählstil, wie er bei seinen Studien über die Indianer Mexikos und deren Gebrauch von Heilkräutern und Heiligen Kakteen wie Peyote den Yaqui-Indianer Don Juan Matus kennengelernt hatte. Dieser lehrte ihm eine Sichtweise von Wirklichkeit mit Hilfe bewusstseinserweiternder natürlicher Drogen, die seinen bisherigen wissenschaftlichen und religiösen Welterklärungsmodellen widersprach.

Wichtige Erkenntnisse seines Werkes sind: Der Mensch und die Welt, die ihn umgibt, sind ein unergründliches Geheimnis; nur wer den „Weg des Herzens“ geht und immer seinem Herzen folgt, kann den „Weg des Kriegers“ beschreiten, sein Bewusstsein erweitern und seine Lebensenergie effektiver nutzen.

Dies geschieht, indem nach und nach eine Umverteilung der Lebensenergie vorgenommen, deren Quantitäten aus unsinnigen Handlungen immer mehr abgezogen und das frei gewordene Potenzial in konstruktive Aktivitäten investiert werde. Die wichtigsten Praktiken in diesem Zusammenhang sind: „Das Bekämpfen des Gefühls der eigenen Wichtigkeit“, „Den Eigendünkel ablegen“, „Den Spiegel der Selbstbetrachtung zerbrechen“.

„Die Pforten der Wahrnehmung“

Nicht minder einflussreich war Aldous Huxley, ein britischer Schriftsteller, der 1937 in die USA ausgewandert war. Sein bekanntestes Werk ist der 1932 erschienene Roman „Brave New World“ (Schöne neue Welt). Besonders einflussreich war jedoch vor allem auch sein 1954 erschienenes Essay „Die Pforten der Wahrnehmung“(„The Doors of Perception“).

Darin beschreibt er die Auswirkung des Psychedelikums Meskalin auf sein Bewusstsein und wirft einige philosophische Fragen auf, die zu Gedanken über Kunst, Paradiesvorstellungen und vielem mehr führen. Der Titel des Buchs spielt auf ein Zitat des englischen Dichters William Blake an:

If the doors of perception were cleansed,

everything would appear to man as it is, infinite.

(Würden die Pforten der Wahrnehmung gereinigt, erschiene dem Menschen alles, wie es ist: unendlich.)

William Blake

Von Huxleys Buch inspiriert, hat Jim Morrison seine Band „The Doors“ genannt.

 

 

Bewusstseinserweiternde Substanzen und die Hippie-Kultur

Einen großen Einfluss übten zu dieser Zeit auch halluzinogene, bewusstseinserweiternde Drogen, vor allem LSD, auf die Hippie-Bewegung aus. Erfahrungen aus diesen Trips gingen in die Kultur, Musik, Kunst und Philosophie dieser Gegenkultur ein, das Schlagwort hieß „psychedelic“.    

Die bewusstseinserweiternde Substanz verändert die Wahrnehmung: Ein intensiveres Erleben der Umgebung und von optischen, sensorischen und akustischen Reizen, ein verändertes Zeitempfinden, zum Teil Halluzinationen, teils mystische Erfahrungen. Eine euphorische Grundstimmung kann verstärkt werden, Ängste und Depressionen können jedoch einen Horrortrip hervorrufen.

Der Konsum von LSD war lange Zeit in den USA legal. Bereits in den späten 1950er Jahren wurde es in den USA von den Massenmedien als Heilmittel für psychische Probleme angepriesen. Die Substanz war Gegenstand von Forschungsprojekten, die von der Regierung gefördert wurden. Viele Psychiater verschrieben das Mittel an Schriftsteller, Schauspieler, Musiker und Regisseure, um kreative Blockaden zu lösen. Erst im Oktober 1966 wurde es in den USA verboten.

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Harvard-Professor und LSD-Guru Timothy Leary

Zur populären Schlüsselfigur der US-amerikanischen Gegenkultur der sechziger Jahre wurde der Harvard-Professor für Psychologie Timothy Leary, der seit 1960 mit halluzinogenen Drogen experimentierte. Seit 1961 führte er mehrere Studien mit LSD durch. Aufgrund zunehmender Kritik verlagerte er seine Experimente 1962 nach Mexiko.

Dort sollten die Erfahrungen in einer Gruppe erlebt und ausgewertet werden. Schon das zweite Sommercamp im Jahr 1963 wurde von vielen Früh-Hippies aufgesucht, was die enorme Popularität von Leary unterstrich. Die Ergebnisse seiner Arbeit veröffentlichte er 1964 zusammen mit anderen Experten in dem Buch „The Psychedelic Experience“: Eine detaillierte Anleitung zum Gebrauch des Mittels, angereichert mit asiatischen Philosophien, wie dem tibetischen Totenbuch.

Leary trat auch nach dem LSD-Verbot 1966 weiterhin für den freien und allgemeinen Zugang ein. Er ging davon aus, dass die Substanz die Persönlichkeit von Menschen durch Bewusstseinserweiterung befreien, verbessern und so auch die Gesellschaft positiv verändern könnte.

Gleichzeitig verlangte Leary jedoch einen verantwortungsvollen Umgang damit und befürwortete Experimente unter professioneller Führung. Dagegen könnte ein unkontrollierter Drogenkonsum fatale Folgen haben.

Wichtig bei dem Konsum des Mittels sei ein günstiges „Set“ (die innere Einstellung des Konsumenten) und „Setting“ (Umgebung und Umfeld bei der Sitzung). Unerlässlich dabei seien erfahrene und vertraute Personen als nüchterne Begleiter („Tripsitter“).

Zitat

LSD ist nicht für jedes Gehirn etwas – nur die Gesunden, Glücklichen, Schönen, Hoffnungsvollen, Humorvollen und Agilen sollten nach einer solchen Erfahrung suchen. Dieser Elitismus ist gänzlich selbstbestimmt. Wenn du nicht selbstbewusst, selbstgesteuert, selbstbestimmt bist, lass es bitte.

Timothy Leary

„Magic Bus“: Ken Kesey und die Merry Pranksters

Eine andere Art, um LSD unters Volk zu bringen, um die Gesellschaft zu verbessern, verfolgte Ken Kesey – Autor des Erfolgsromans „Einer flog übers Kuckucksnest“. Im Juni 1964 startete er mit dem Künstler-Kollektiv „Merry Pranksters“ eine verrückte Reise in einem alten, buntbemalten Schulbus, (Name: „Further“), quer durch die USA, die im ganzen Land für Aufsehen sorgte. Auf das Dach des Busses montierten sie einen Ausguck wie auf einem Piratenschiff und auf dem Schild, das die Endstation anzeigt, stand „Furthur!“ (Weiter).

50 Jahre „Summer of Love” – Höhepunkt der Hippie-Bewegung

Der bunte Hippie-Haufen lebte vor dem Roadtrip auf Ken Keseys Landsitz La Honda in einem Waldstück in der Nähe von San Francisco zusammen. Ken Kesey wollte den Gebrauch des damals noch legalen LSD propagieren und einen Kinofilm über die reise drehen.

Auf ihrem Road-Trip organisierten sie zahlreiche „Acid Tests“. Wilde Parties, auf denen LSD eingeworfen und zu Schwarzlicht und Stroboskopgewittern getanzt wurde. Dabei traten auch The Grateful Dead auf. Kesey, die Pranksters und die Gäste ihrer Happenings konsumierten Marihuana und LSD, das in Orangensaft aufgelöst wurde.

Das Ziel ihrer Reise war Millbrook im Bundesstaat New York. Dort angekommen traf Kesey die Ikonen Jack Kerouac, Allen Ginsberg und Timothy Leary. Schließlich kehrte er im August 1964 mit 45 Stunden Filmmaterial nach La Honda zurück. Der Film wurde im Frühjahr 1965 fertiggestellt, aber nie kommerziell veröffentlicht. Erst 2011 erschien die Dokumentation „Magic Bus“ von Alison Ellwood  über die wilde Reise von Ken Kesey und den Merry Pranksters.

Doku-Film „Orange Sunshine“: Geschichte der „Bruderschaft der Ewigen Liebe“

 

50 Jahre „Summer of Love” – Höhepunkt der Hippie-Bewegung

 

Nach dem LSD-Verbot im Oktober 1966 verlagerte sich die Produktion der Substanz in den Untergrund. Der 2016 erschienene Film „Orange Sunshine“ erzählt die Geschichte der „Bruderschaft der Ewigen Liebe“ („Brotherhood of Eternal Love“): Einer spirituellen Gruppe von Surfern und Hippies in Südkalifornien, die in den 60ern und frühen 70ern zu den weltweit größten Lieferanten von psychedelischen Drogen wurden. In dem Dokumentarfilm von William A. Kirkley kommen ehemalige Mitglieder der Bruderschaft zu Wort, Originalaufnahmen wurden ergänzt durch nachträglich mit Schauspielern gedrehte Szenen.

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Von ihren Träumen – soziale Ungerechtigkeit zu bekämpfen und Frieden zu verbreiten – zusammengeschweißt, wandelte sich die Gruppe aus freigeistigen Idealisten in ein drogenschmuggelndes Imperium und erfand gleichzeitig ungewollt den modernen illegalen Drogenhandel. An der Spitze der Bruderschaft und im Herzen der Geschichte steht ein antikapitalistisches Ehe-Gespann, das es sich zur Mission machte, die Welt durch LSD zu verändern.

Eine zeitlang war das Anwesen der Bruderschaft auch der Wohnort von Timothy Leary, der wegen eines Marihuana-Deliktes zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde. 1972 wurde die Bruderschaft durch einen Großeinsatz der Polizei weitgehend zerschlagen.

 

„Hippie Trail“: Der Zug nach Asien

Auf der Suche nach Freiheit, neuen Horizonten und getrieben von der Sehnsucht nach Selbstfindung, Sinnsuche, orientalischer Mystik und Spiritualität brachen zahlreiche westeuropäische und nordamerikanische Hippies nach Asien auf. Der Ausdruck „Hippie Trail“ beschreibt die Reiserouten der Hippies in den 1960ern und 1970ern von Europa über Land nach Südasien.

Reisende aus den USA benutzten für den Trip nach Europa oft die damals besonders günstige Airline Icelandair, landeten in Luxemburg und setzten ihren Trip gen Osten dann wie ihre westeuropäischen Pendants auf dem Landweg fort.

Man reiste so günstig wie möglich, per Anhalter oder im alten, umgebauten VW-Bus. Bald entwickelte sich entlang der einschlägigen Routen eine Infrastruktur von günstigen Hippie-Unterkünften und Hotels, in denen die Reisenden Erfahrungen austauschten und Tipps weitergaben.

Von Europa aus ging es etwa über Istanbul, Teheran, Kabul, Peshawar und Lahore zu den Endzielen Goa, Dhaka, Bangkok oder Katmandu. Eine alternative Route führte über die Türkei, Syrien und Jordanien nach Irak sowie Iran und dann weiter ostwärts. Weitere Reisen nach Südindien, Sri Lanka und noch östlichere Ziele wurden ebenfalls unternommen.

Niedrige Drogenpreise sowie ein damals äußerst kostengünstiges Leben erhöhten die Attraktivität der Ziele und Zwischenstationen. Die Reisekultur der Hippies wurde später zum Vorbild zahlreicher Rucksacktouristen. 1973 veröffentlichten die Hippie-Trail-Reisenden Tony und Maureen Wheeler den ersten Reiseführer von Lonely Planet („Across Asia on the Cheap“).

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„Last Hippie Standing“ ist ein 2001 veröffentlichter Dokumentarfilm von Marcus Robbin über die Hippie-Bewegung und die Psytrance-Szene im indischen Goa. Er vergleicht die Hippie-Ära in den 1960er und 1970er Jahren mit der Situation im Jahr 2000.

 

Traumziel Indien: Meditation, Ashrams und Erleuchtung

Ein besonderes Ziel stellte für viele Reisende Indien und insbesondere der Bundesstaat Goa an der Westküste des Landes dar. Zahlreiche Hippies wurden in Indien vom Hinduismus beeinflusst, sammelten spirituelle Erfahrungen in Ashrams oder versuchten ein Leben als Sadhu.

50 Jahre „Summer of Love” – Höhepunkt der Hippie-Bewegung

Einige blieben als Auswanderer in Orten wie Arambol oder Anjuna. Eines der Vorbilder des Indienzugs war Hermann Hesses „Siddharta“. Hesse selbst verbrachte 1911 mehrere Monate in Indien und inspirierte viele Hippies mit seinem Buch über Buddha, auf der Suche nach neuen Erfahrungen und Spiritualität nach Osten aufzubrechen.

Die Beatles in Indien

Mitte Februar 1968 reisten auch die Beatles mit ihren Frauen nach Indien. Sie nahmen an einem achtwöchigen Kurs für Transzendentale Meditation im Ashram von Maharishi Mahesh Yogi in Rishikesh teil, einem Ort über dem heiligen Ganges, rund 250 Kilometer nördlich von Neu-Delhi. Weitere Teilnehmer waren die Schauspielerin Mia Farrow, „Beach Boy“ Mike Love und der schottische Singer-Songwriter Donovan.

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Der 24-jährige Fotograf Paul Saltzman war zufällig dabei. Von Presse und Besuchern abgeschottet, gehörte der junge Fotograf für wenige Tage dazu und hielt diese Zeit mit seiner Kamera fest. Dabei entstanden Fotos, die ganz persönliche Momente von John, Paul, George und Ringo mit ihren Familien und Freunden festhielten.

Sie wurden in dem Bildband „Die Beatles in Indien. Fotografien von 1968” veröffentlicht. Die Bilder zeigten die Beatles in wallenden weißen Gewändern, ihre Frauen in bunten Saris, das gemeinsame Gitarrenspiel von John und Paul vor ihren Bungalows, Ringo Starr mit der Kamera in der Hand oder das große Zusammentreffen zum Ashram-Gruppenfoto.

Hier entstand auch ein Teil der Songs von dem berühmten „White Album“, darunter etwa „Ob-La-Di, Ob-La-Da“, „Dear Prudence“ oder „Mother Nature’s Song“, dessen Text von Maharishi Maheshs Lehren inspiriert war.

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Das Erbe der Hippie-Bewegung

Ihre vollster Blüte entfaltete die Hippiezeit in den Jahren von 1965 bis 1971. Mit ihrer Kommerzialisierung kam es zum Niedergang der Hippie-Bewegung. Zwar verschwand sie in den Folgejahren als Massenkult, überlebte allerdings bis heute als Nischenkultur.

Für die meisten war die Ära der Hippies ein Ausstieg auf Zeit, eine große Party der Jugend, ein Experimentieren und Ausprobieren. Nach der Studienzeit schlug der Großteil wieder etablierte Pfade ein und machte Karriere.

„Seit ihrem Auftauchen sind die klassischen jugendlichen Subkulturen im Guten wie im Schlechten stets Vorboten sozialer und gesellschaftlicher Umbrüche gewesen“, sagt Autor Reinhard Jellen. So führte die Hippie-Bewegung auch zu einer toleranteren Gesellschaft und zu soziale Veränderungen. So wurden etwa die Rechte der Afroamerikaner, der Frauen, von Schwulen und Lesben gestärkt. Auch das Umweltbewusstsein nahm zu,  Erziehung und Bildung änderten sich.

Neue soziale Bewegungen bildeten ein gewisses Auffangbecken für Teile der ehemaligen Hippiebewegung, die etwa auch die alternative Szene in den 1980er Jahren stark beeinflusste. Hippie-Kommunen finden sich auch heute noch, etwa in Kalifornien, auf den spanischen Inseln Ibiza und La Gomera oder im indischen Goa. Zu den modernen Ausläufern der Hippiekultur zählen die „Rainbow-Gathering-Bewegung“, die Goa-Tranceszene oder das „Burning Man Festival“ in den USA.

Neuer Film „Summer of Love“ mit Shawn Mendes

2003 hat der US-amerikanischen Schriftsteller T. C. Boyle in seinem Roman „Drop City“ die Hippie-Bewegung verarbeitet. Auch 50 Jahre nach dem „Sommer der Liebe“ lebt der Mythos weiter. Hollywood zeigt wieder Interesse an diesem Stoff, aus dem die Träume sind. Aktuell laufen die Planungen für einen Musical-Film von Ivan Reitman mit dem Titel „Summer of Love“ auf Hochtouren, in dem Sänger Shawn Mendes eine große Rolle übernehmen soll.

 

Die Erben der Hippie-Bewegung

 

Fotos: Unsplash / Pexels / Pixabay

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