Macht Arbeit glücklich?

by Hofelich
Glücksatlas 2015: Macht Arbeit glücklich?

Ohne Zweifel spielen Arbeit und Beruf eine große Rolle für das individuelle Glücksempfinden der Menschen. In Deutschland ist die Zufriedenheit mit der Arbeit über Geschlechter und Generationen hinweg hoch – zu diesem Ergebnis kommt zumindest der im November 2015 von der Deutschen Post veröffentlichte Glücksatlas 2015 in seinem Schwerpunktthema „Arbeitszufriedenheit und Digitalisierung“. Demnach geben 69 Prozent der Berufstätigen auf einer Skala von 0 („überhaupt nicht zufrieden“) bis 10 („sehr zufrieden“) einen Wert von 8 und mehr für ihre Arbeitszufriedenheit an. Dieser Sonderteil des Glücksatlas 2015, der in Zusammenarbeit mit Professor Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg und Reinhard Schlinkert vom Meinungsforschungsinstitut dimap entstand, beleuchtet, was Berufstätigen von einem guten Arbeitsplatz erwarten, die Bedürfnisse der Generation Y sowie die Bedeutung von Digitalisierung und Work-Life-Balance.

Glückshemmer Arbeitslosigkeit

Die Studie zeigt, dass ein enger Zusammenhang zwischen Arbeits- und Lebenszufriedenheit besteht. Erwerbstätige, die mit ihrer Arbeit zufrieden sind, bewerten ihr Lebensglück mit 8,02 Punkten deutlich höher als Berufstätige, die mit ihrer Arbeit nicht zufrieden sind (5,89 Punkte). Ein wichtiger Faktor dabei ist die Arbeitszeit. Grundsätzlich sind Menschen, die mehr arbeiten, als sie eigentlich möchten, unzufriedener als diejenigen, deren gewünschte und tatsächliche Arbeitszeiten übereinstimmen. Aktuell verbringen Vollzeiterwerbstätige mit ihrem Beruf fünfeinhalb Stunden mehr Zeit pro Woche, als sie eigentlich wollen. Diese Zeit fehlt ihnen für die Familie oder die Freizeit. Alles relativiert sich natürlich, wenn der Arbeitsplatz verloren geht. Dementsprechend ist Arbeitslosigkeit ein großer Glückshemmer. Am stärksten leiden Männer mittleren Alters mit einem hohen Bildungsniveau. Für die große Unzufriedenheit der Arbeitslosen sind sowohl die finanziellen Einschränkungen ausschlaggebend, als auch der Rückgang des Selbstwertgefühls.

 

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Der Arbeitsplatz: Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Die höchste Relevanz für die Arbeitszufriedenheit haben nichtmaterielle Aspekte. Genannt werden: eine Arbeit, die einen ganz erfüllt, die Anerkennung der eigenen Leistung und ein gutes Verhältnis zum Vorgesetzten. In der Praxis werden diese Merkmale bei gut 80 Prozent der Befragten realisiert. Geld und Karriere haben nur eine mittlere Bedeutung für die Arbeitszufriedenheit, aber bei der Realisierung sieht es nicht so gut aus. Nur 53 Prozent sind mit ihrem Gehalt zufrieden. Eine große Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit zeigt sich beim Merkmal „eigene Ideen im Beruf verwirklichen können“. Hier hat der Wunsch eine hohe Relevanz für die Arbeitszufriedenheit, allerdings können nur zwei Drittel dies über ihren Arbeitsplatz sagen.

Generation Y strebt nach individueller Freiheit und Selbstverwirklichung

Hier fällt besonders der Unterschied zwischen den Generationen auf: Unter allen Berufstätigen ist bei der Generation Y (Jahrgänge 1980 bis 1995) der Wunsch am größten, die eigenen Ideen zu verwirklichen. Im Unterschied zu den älteren Arbeitnehmern sind die Jungen auch unzufriedener mit der Verwirklichung dieses Wunsches. Zudem streben sie stärker nach individueller Freiheit.

 

Merkmale-der-Abeitsplatzzufriedenheit-Generationsunterschiede

 

Um sich beruflich weiter zu entwickeln, würden 26 Prozent der Generation Y ihren Job wechseln, bei den älteren Jahrgängen sind es nur 14 Prozent. Jeder Dritte der Generation Y würde für ein deutliches Gehaltsplus den Job wechseln, bei den Älteren ist es nur ein Viertel. In der sehr hohen Wertschätzung eines sicheren und langfristigen Arbeitsplatzes unterscheiden sich die Generationen aber kaum. Auffällig ist, dass sich aus Sicht aller Berufstätigen, vor allem aber der jungen Generation, beruflicher Erfolg und Familienleben nur schwer miteinander vereinbaren lassen. 68 Prozent der berufstätigen Frauen der Generation Y sind der Meinung, dass jemand, der mehr Zeit für seine Familie einfordert, sein berufliches Weiterkommen gefährdet.

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Work-Life-Balance wird wichtiger

Eine gute Work-Life-Balance ist vielen Berufstätigen wichtig. 48 Prozent wären für mehr Zeit für Familie, Freunde und Hobbies sogar bereit, ein anderes Stellenangebot anzunehmen. Auffällig ist, dass 69 Prozent aller Berufstätigen in der aktuellen dimap-Umfrage der Aussage „Das Berufsleben ist heutzutage sehr stressig, daher ist es schwieriger eine Familie zu gründen als früher“ voll bzw. eher zustimmen. Insbesondere Frauen setzen hier hohe Prioritäten. Arbeitszeit und Freizeit in eine gute Balance zu bringen, ist ihnen zum Teil signifikant wichtiger als Männern.

 

Wege-zu-einer-Work-Life-Balance

Digitalisierung im Berufsleben: Licht und Schatten

Die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Berufsalltag wird überwiegend positiv bewertet. Mehr als jeder Zweite gibt an, die Digitalisierung habe seinen Berufsalltag eher erleichtert. Für 10 Prozent hat sie ihn erschwert. Für 71 Prozent der Berufstätigen ist die Kommunikation mit Kunden und Kollegen durch die neuen Technologien leichter geworden. 61 Prozent geben an, die Digitalisierung habe ihre Produktivität gesteigert, bei den Selbstständigen zwischen 20 und 35 Jahren sind es sogar 79 Prozent. 57 Prozent der Befragten bereitet es Freude, dass sich die digitale Technik ständig weiterentwickelt. Doch mit der Digitalisierung nimmt auch die Überforderung zu. So sagen 47 Prozent der Befragten, dass ihre Tätigkeit stressiger geworden sei. Zudem haben 40 Prozent das Gefühl, durch die Digitalisierung werde ihre Arbeit stärker überwacht. Die ständige Erreichbarkeit für Kunden, Kollegen und Vorgesetzte wird von der Hälfte der Berufstätigen eher negativ eingeschätzt. Jeder Dritte sieht die ständige Erreichbarkeit dagegen eher positiv.

Weitere Informationen: www.gluecksatlas.de

 

Bilder: Pixabay, Deutsche Post / Grafiken/Video: Deutsche Post

 

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