Der Peruaner Sergio Bambaren ist ein internationaler Bestseller-Autor, dessen Bücher in 25 Sprachen übersetzt wurden und Millionenauflagen erreichten. Sein aktuelles Werk „Der Bote: Vom wahren Sinn des Lebens“ ist im August 2019 erschienen und geht fundamentalen Fragen des Lebens auf den Grund. Zentrales Thema seiner Bücher ist es, seinen Traum zu leben. Nach einer Management-Karriere in Australien hatte er 1996 selbst seinen eigenen Lebenstraum wahr gemacht. Als sein erstes Buch „Der träumende Delphin“ zum internationalen Bestseller aufstieg, gab er seinen Posten als CEO eines multinationalen Konzerns auf. Seitdem widmet er sich ganz dem Schreiben, seiner Leidenschaft für das Meer und dem Surfen und engagiert sich für den Schutz der Ozeane. Im Interview spricht Sergio Bambaren über die Kernaussaugen von „Der Bote“, seinen Wechsel vom Manager zum Schriftsteller, wie man seinen Lebenstraum verwirklichen kann und über seinen persönlichen Sinn des Lebens.
Herr Bambaren, Ihr neuestes Buch mit dem Titel „Der Bote: Vom wahren Sinn des Lebens“ wurde im August 2019 veröffentlicht. Worum geht es?
Bambaren: „Der Bote“ hat eine ganz besondere Bedeutung für mich. Ich habe es wie mein allererstes Buch „Der träumende Delphin“ direkt aus meinem Herzen heraus geschrieben. Die Story umfasst die fiktive Lebensgeschichte des Boten, der die Menschen inspiriert und tief berührt. Sie beginnt auf einer kleinen Insel, wo ein Junge auf die Welt kam, der anders ist als die anderen.
Das zeigte sich schon bei der Geburt: Er lächelte, anstatt zu schreien – weil er zur Welt kam, um glücklich zu sein. Das Kind fühlte, dass es kein normales Leben führen sollte, wie es die Gesellschaft vorschreibt. Die Stimme des Ozeans trug ihm auf, in weit entfernte Länder zu reisen und viele Dinge zu erleben.
Nachdem er die Welt bereist und alles Gute und Schlechte der Menschheit gesehen hatte, kam er schließlich als erwachsener Mann zu einer Insel. Für die Inselbewohner erfüllte sich damit eine alte Prophezeiung, von der Ankunft eines Boten, der eines Tages über das Meer zu ihnen kommen würde.
So versammelten sich bei seiner Ankunft auf der Insel die Menschen und Tiere um ihn. Er sprach zu ihnen über seine eigene Wahrheit, die darauf basiert, was er selbst mit eigenen Augen gesehen und erlebt hat. Im Grunde ist diese Geschichte eine Parabel, in der es um die wichtigsten Fragen des Menschseins geht: Den Sinn des Lebens, die Liebe, das Glück, die Religion und den Tod.
Was sind wichtige Kernaussagen und Lebensweisheiten des Buches?
Bambaren: Das Buch regt zum Nachdenken an und zeigt uns, worauf es im Leben wirklich ankommt und welche dunklen Gedanken wir besser vermeiden sollten. Wir sollten den Fokus mehr auf die wirklich wichtigen Dinge lenken, wie die Liebe zu uns selbst, zu anderen und zur Natur. Leider verliert man das oft im hektischen Alltag aus den Augen. Uns allen würde es viel besser gehen ohne Hass und Neid, wenn wir ein wenig mehr auf unser Herz hören.
Die Kernaussage des Buches ist, dass wir letztendlich alle Boten sind. Wir alle haben etwas zu sagen und eine Botschaft zu verbreiten. Dabei kommt es vor allem darauf an, ein Bote des Guten statt ein Bote des Bösen zu werden.
Weitere wichtige Botschaften sind, dass wir uns dazu entscheiden sollten, lieber zu sein als zu haben. Und Dinge mit anderen zu teilen und anderen zu helfen. Zudem sollten wir unsere Träume niemals vergessen. Wir können alles schaffen, wenn wir es wirklich wollen.
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Wie kann man sein Glück finden und warum fällt das vielen Menschen so schwer?
Bambaren: Im Grunde genommen ist sehr leicht, glücklich zu sein. Das Glück liegt in einem einfachen Leben. Für mich war es nie ein Traum, reich oder berühmt zu werden. Aber für viele Menschen ist er das. Es gibt eine Studie, in der Schüler in den USA befragt wurden, was sie später einmal werden wollten. Fast alle antworteten: Millionär! Und einer: Multi-Millionär! Die Lehrer sagten: Das ist schrecklich, was läuft falsch im System? Das zeigt: Die Menschen denken nur noch an sich selbst.
Doch wer stets danach strebt, noch mehr Geld zu verdienen, ein noch größeres Auto und Haus zu kaufen, der ist so damit beschäftigt, dass er keine Zeit mehr hat, wirklich zu leben. Im Leben geht es darum, das zu tun, was man liebt. Und nicht darum, immer mehr materielle Reichtümer anzuhäufen. Die schönsten Dinge im Leben sind die einfachen.
Zudem ist es wichtig für unser Glück zu leben statt nur zu existieren. Die Schönheit der Natur auch im Alltag achtsam wahrzunehmen und das Wunder zu spüren, am Leben zu sein. Ein Beispiel: Ich möchte niemanden verurteilen, aber mir fällt häufig auf Flügen auf, dass die meisten Menschen permanent mit ihren Smartphones beschäftigt sind. Statt ein kurzes Gespräch mit ihren Sitznachbarn zu führen, starren sie nur auf ihre Geräte.
Es kommt mir vor, als würden die Menschen versuchen, das Glück in einem Stück Glas zu finden. Technologie ist grundsätzlich etwas Wundervolles, aber es kommt darauf an, wofür man sie einsetzt. Nach meiner Erfahrung findet man das echte Glück nur in der reale Welt, etwa in der Natur oder in einem guten Gespräch mit Freunden.
Ein Kapitel Ihres Buches ist der Religion gewidmet. Zu welchem Schluss kommen Sie?
Bambaren: Das ist sicher ein sehr schwieriges Thema. Wir alle haben unseren eigenen Glauben. Aber immer weniger Menschen gehen in die Kirche. Zudem gehen in unserer Welt immer mehr Werte verloren. Nachdem ich viele Länder bereist und mich mit unterschiedlichsten Religionen beschäftigt habe, bin ich davon überzeugt, dass im Grunde alle Religionen das gleiche sagen. Aber die Menschen interpretieren viele Dinge falsch.
Ich bin ursprünglich römisch-katholisch, bin aber für mich zu dem Schluss gekommen, dass nicht Religion, sondern Spiritualität die wichtigste Sache ist. Ich persönlich finde Spiritualität in der Natur, vor allem im Meer, wenn ich mit Delfinen schwimme. Das sind für mich Momente, in denen ich mich Gott am nächsten fühle. Und natürlich auch bei bestimmten Begegnungen mit Menschen.
Ich glaube, dass die heutigen Religionen früher oder später verschwinden werden, genauso, wie früher die Religionen der alten Römer und Griechen. Ich weiß nicht, wie lange das dauern wird. Am Ende bleibt uns die Spiritualität. Ich denke, das ist das wichtigste im Leben eines jeden Menschen. Dazu gehört auch ein freundlicher Umgang miteinander und Gedanken an Neid, Wettbewerb und Rache abzulegen.
Wie kam man seinen wahren Lebenstraum erkennen?
Bambaren: Ich kann nur darüber sprechen, wie es bei mir war. Ich musste erst alles hinter mir lassen, bevor ich meinen Traum leben konnte. Als Kind wächst man mit vielen Verboten und Geboten auf, wie man zu leben hat, was man tun soll und was nicht. Dann habe ich irgendwann beschlossen, anstatt dem vorgegebenen Weg zu folgen, meinen eigenen Pfad in der Welt zu gehen. Und es hat für mich funktioniert.
Das ist zwar riskant, aber auf jeden Fall einen Versuch wert. Ich fand meinen Traum und meine wahre Berufung darin, zu schreiben und meine Gedanken mit anderen zu teilen. Das schönste Geschenk ist für mich, von Menschen zu erfahren, dass sie durch meine Bücher ihr Leben zum Positiven geändert haben.
Wie kann man seinen Traum erkennen? Zunächst muss man sich Klarheit darüber verschaffen, ob einen das Leben, das man führt wirklich erfüllt. Man kann sich selbst nicht belügen – zumindest wird man das früher oder später bereuen. Und wenn du nicht glücklich bist, mit dem, was du tust: Dann lass es gehen und tue das, was du wirklich willst!
Es gibt Momente im Leben, in denen man Zeichen sieht. Wenn man ihnen folgt, wird man früher oder später einen Pfad finden, der der richtige für einen ist. Dann beginnt das Glück dich zu umgeben und du fühlst, dass was du tust dein wahrer Zweck der Existenz ist.
Wie sah Ihr Leben aus, bis sie vom Manager eines multinationalen Konzerns zum Bestseller-Autor wurden?
Bambaren: Ich bin in Peru in unmittelbarer Nähe des Ozeans aufgewachsen und habe im Alter von acht Jahren angefangen zu surfen. Das Surfen hat mich so glücklich und auch spirituell frei gemacht, dass ich dieser Leidenschaft mein ganzes Leben lang gefolgt bin. Wenn ich eines Tages sterben muss, dann hoffe ich, dass es auf dem Surfbrett geschehen wird.
Natürlich habe ich zuerst auch ein ganz normales Leben geführt. Ich bin zur Schule gegangen, später auf die Universität, machte meinen Abschluss als Chemieingenieur und einen MBA in den USA. Später zog ich wegen dem Surfen nach Australien. Denn von dort aus konnte ich gut zu vielen wundervollen exotischen Surfspots in Südostasien reisen, wie Bali oder den Fidschi-Inseln.
In Australien bekam ich einen Job in einem multinationalen Unternehmen und war mit 34 Jahren als CEO für die Region Asien, Australien und Neuseeland verantwortlich. Da ich sehr hart dafür gearbeitet hatte, dorthin zu kommen, war ich zunächst sehr glücklich.
Aber das Glücksgefühl hielt bei mir nur sechs Monate lang an. Natürlich gab es viele Vorzüge, wie Reisen in Privat Jets, Übernachtungen in 6-Sterne-Hotels und Geschäftsabschlüsse in Millionenhöhe. Aber all das waren für mich letztendlich nichts weiter als schöne Spielzeuge für Erwachsene.
Anstatt darüber nachzudenken, was ich noch mehr erreichen könnte, fühlte ich mich plötzlich wie in einem goldenen Käfig. Das schöne große Haus und das teure Auto machten mich nicht mehr glücklich, das bedeutete mir überhaupt nichts mehr. Warum? Weil ich das wichtigste in meinem Leben verloren hatte: Meine Zeit. Die Zeit Dinge zu tun, die ich liebe.
In Management-Positionen wie dieser besteht das ganze Leben nur noch aus Arbeit, 24 Stunden am Tag an sieben Tagen die Woche. Welchen Sinn hat das, wenn neben der Arbeit keine Zeit mehr übrigbleibt, um die Dinge zu genießen? Schließlich bekam ich eine Panikattacke, weil ich damit nicht mehr fertig wurde. Dann traf ich eine drastische Entscheidung, verließ das Unternehmen 1996 für ein Sabbatical – eine geplante Auszeit von einem Jahr.
Welches Schlüsselerlebnis hatten Sie während Ihres Sabbaticals 1996, das Ihr Leben radikal veränderte?
Bambaren: Während meines Sabbaticals reiste ich nach Europa, um zu windsurfen. Auf der Reise ließ ich meinen Luxus-Lifestyle hinter mir und tauschte ihn gegen den eines Backpackers ein, mit einem limitierten Budget. Ich musste sichergehen, dass das Geld für ein Jahr lang reicht, für Benzin, Essen und anderes. Das einzige, was ich neben Kleidung dabei hatte in meinem Van waren meine Gitarre, meine Surfbretter und ein Laptop.
An einem schönen Strand in Portugal traf ich einen erstaunlichen Delfin – normalerweise sieht man selten Delfine in Portugal – und ich surfte mit ihm drei Tage und zwei Nächte lang. Danach war der Delfin so plötzlich wieder verschwunden, wie er aufgetaucht ist.
Dann ging ich zu meinem Van, öffnete den Laptop und begann zu schreiben. Obwohl ich vorher noch nie in meinem Leben eine Geschichte geschrieben hatte. Doch ich schrieb und schrieb etwa eine Woche lang, bis ich fühlte, dass es nichts mehr zu sagen gibt. So ist mein erstes Buch „Der träumende Delphin“ entstanden. Ich hatte damals nie gedacht, dass so ein kleines Buch so viele Herzen berühren würde.
So begann meine Karriere als Autor, die mein Leben komplett verändert hat. Von da an habe ich niemals mehr in die Vergangenheit zurückgeschaut. Natürlich habe ich auch wie jeder andere meine Probleme. Aber im Grunde fühle ich, dass ich seitdem mein Leben so lebe, wie ich es möchte. Und ich bin so glücklich, dass ich dieses Leben gefunden habe.
Erstaunlich war, dass ich das Buch ohne Nachzudenken direkt aus dem Herzen heraus geschrieben habe. Meine Finger haben die Buchstaben automatisch getippt, nichts lief über meinen Verstand. Es kam direkt aus dem Herzen. Die Worte flossen einfach direkt über meine Hände in den Computer.
Wie kann ich das erklären? Ich glaube, wenn dein Herz schneller schlägt, als dein Verstand denken kann, dann stehst du in direkter Verbindung zum Universum. Es war wie eine Katharsis, eine Inspiration von ihrer besten Seite. Das passierte mir bisher nur zweimal im Leben: Einmal bei meinem ersten Buch „Der träumende Delphin“ und ein zweites Mal bei meinem neusten Buch „Der Bote“.
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Wie hat sich Ihr Verhältnis zum Geld verändert?
Bambaren: Natürlich ist Geld wichtig, aber ich habe einen entscheidenden Unterschied im Umgang damit festgestellt. Es kommt darauf an, ob wir aus reiner Gier Geld verdienen möchten, oder um eine gewisse finanzielle Sicherheit zu schaffen. Die Gier zeigt sich, wenn Menschen stets nach noch mehr Geld streben, ohne speziellen Grund.
Ich lebe ein einfaches Leben, das genügt mir. Mein Haus ist klein, aber die Fenster öffnen sich zu einer wundervollen Welt. Natürlich könnte ich mir auch ein größeres Haus leisten, aber dann müsste ich mehr über Geld nachdenken, mehr Zeit mit Geldverdienen verbringen. Das ist nicht meine Welt. Ich bin dort gewesen und habe es nicht gemocht.
Das einzige was wir haben, ist unsere Zeit. Wir kamen mit nichts auf die Welt und werden sie auch ohne etwas verlassen. Letztendlich kommt es auf die Träume an, die wir verwirklichen konnten. Und dass wir die Welt hoffentlich etwas besser verlassen, als wir sie vorgefunden haben.
Was ist für Sie persönlich der Sinn des Lebens?
Bambaren: Für mich besteht der Sinn darin, so zu leben, wie man in diese Welt gekommen ist, um zu leben. Niemand weiß, ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Es ist eine Frage des Glaubens. Manche glauben an den Urknall, manche an einen Schöpfergott.
Aufgrund meiner spirituellen Erfahrung kann ich sagen, dass es mehr gibt, als wir mit unseren Augen sehen können. Ich kann nicht sagen, was es ist, aber für mich gibt es definitiv noch etwas anderes. Bis wir das selbst im Tod herausfinden, sollten wir ein wundervolles Leben führen, in dem wir lieben was wir tun.
Meine Lebensphilosophie ist: Gönne den Menschen ihren Erfolg und unterstütze andere, die Hilfe brauchen, folge deinen Träumen und mache die Welt zu einem besseren Ort. Du hast die Wahl. Du kannst deinen eigenen Himmel oder deine eigene Hölle erschaffen – hier auf Erden. Es hängt von dir ab, was du aus deinem Leben machst. Folge deinem Herzen und sei mutig, geh deinen Weg und lebe!
Das Interview führte Markus Hofelich.
Weitere Informationen unter: www.sbambaren.com – www.gigerverlag.ch/sergio-bambaren
Bilder: Copyright Sylvia Figl