Woher kommen wir? Gibt es Gott? Was ist Liebe? Was ist Wahrheit? Grundlegenden Lebensfragen wie diesen stellt sich das 2007 im Goldmann Verlag veröffentlichte Buch „Wer bin ich – und wenn ja wie viele?“ von Richard David Precht. Er nimmt den Leser mit auf eine kurzweilige philosophische Reise durch die Fülle unseres Wissens über das Menschsein. Das Buch ist keine Geschichte der Philosophie, sondern erschließt das komplexe Thema in drei großen Kapiteln: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? In diese Fragen hat Immanuel Kant einst die großen Fragen der Menschheit unterteilt. Dabei wagt Precht einen Blick über den Tellerrand und verknüpft Philosophie interdisziplinär mit neuesten Erkenntnissen der Hirnforschung, Psychologie und Verhaltensforschung. Außerdem spricht er zahlreiche aktuelle Themen wie Sterbehilfe, Gentechnik oder Tierethik an.
Lust am Denken wecken
Das Philosophie-Studium in Köln begann für Precht enttäuschend: Er hatte sich Philosophen immer als spannende Persönlichkeiten vorgestellt, die so aufregend und konsequent lebten, wie sie dachten. Doch statt faszinierende Menschen mit der Aura von Theodor Adorno oder Jean-Paul-Sartre kennenzulernen, die kühne Gedanken mit einem kühnen Leben verbinden, erblickte er in seinen Professoren „langweilige, ältere Herren in braunen oder blauen Busfahreranzügen“. Zudem bedrückte ihn, wie wirkungslos die Hochschulphilosophie war. Die Aufsätze und Bücher wurden lediglich von Kollegen gelesen, und das meist nur, um sich davon abzugrenzen. Dem wollte der Philosoph aus Leidenschaft etwas entgegensetzen. So entstand schließlich die Idee zu diesem Buch, mit dem er beim Leser die Lust am Denken wecken und trainieren möchte. „Was sollte es für einen schöneren Erfolg geben, als durch fortschreitendes Selbsterkenntnis ein bewussteres Leben zu führen, mithin als Regisseur seiner Lebensimpulse“, schreibt Richard David Precht in der Einleitung.
Philosophie ergänzt mit Hirnforschung, Psychologie und Verhaltensforschung
Das erste Kapitel des in drei Hauptteile gegliederten Buches mit der Überschrift „Was kann ich wissen?“ beschäftigt sich mit Erkenntnistheorie und verknüpft Philosophie mit der Hirnforschung, die die Grundlagen des Erkenntnisapparates und seiner Erkenntnismöglichkeiten erklärt. Der zweite Teil „Was soll ich tun?“ konzentriert sich auf Ethik und Moral, dabei bezieht Precht neben der Hirnforschung auch die Psychologie und Verhaltensforschung mit ein. Das dritte Kapitel „Was darf ich hoffen?“ widmet sich zentralen Fragen, die die meisten Menschen in ihrem Leben beschäftigen, Fragen nach dem Glück, nach Freiheit, Liebe, Gott und dem Sinn des Lebens. Eine abschließende Schlussfolgerung überlässt Precht jeweils dem Leser.
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Erfolgreichstes deutsches Hardcover-Sachbuch des Jahres 2008
Mit seinem Buch hatte David Precht offenbar den Nerv der Zeit getroffen. Nachdem Literaturkritikerin Elke Heidenreich das Buch in der ZDF-Sendung „Lesen!“ vorgestellt hatte, kletterte das Werk im Februar 2008 auf den ersten Platz der Spiegel-Bestsellerliste und konnte den Spitzenplatz bis Oktober 2012 halten. 2013 waren bereits über eine Million Exemplare in 32 Sprachen verkauft. Der Buchreport bescheinigte „Wer bin ich – und wenn ja wie viele?“ den Status als erfolgreichstes deutsches Hardcover-Sachbuch des Jahres 2008. Unter den Bestsellern des Jahrzehnts 2000–2010 belegt es den dritten Platz.
Zum Autor: Richard David Precht
Der Philosoph und Publizist Richard David Precht wurde am 8. Dezember 1964 in Solingen geboren und wuchs in einem linksgerichteten Milieu auf. Sein Vater, ein Industriedesigner, beschäftigte sich mit Literatur und baute eine größere Privatbibliothek auf, seine Mutter engagierte sich im Kinderhilfswerk terre des hommes. Precht studierte Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte in Köln und promovierte 1994 in Germanistik. Danach schrieb er unter anderem als Essayist für deutsche Zeitungen und Zeitschriften und arbeitete als freier Moderator der WDR-Hörfunksendung „Tageszeichen“.
Heute ist er Honorarprofessor für Philosophie an der Leuphana Universität Lüneburg, Honorarprofessor für Philosophie und Ästhetik an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin sowie seit Dezember 2010 Mitherausgeber der Zeitschrift „agora42“. Zudem hat er seit September 2012 beim ZDF eine eigene Sendereihe zum Thema Philosophie unter dem Titel „Precht“, die sechsmal im Jahr an späten Sonntagabenden ausgestrahlt wird. Zuletzt erschien im Jahr 2015 sein Buch „Erkenne die Welt“, der erste Teil einer auf drei Bände ausgelegten Geschichte der Philosophie, die auch wichtige Elemente der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte mit einbezieht.
Bilder: Pixabay, Amazon
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