Die Motivationsrede von Matthew McConaughey an die Absolventen der Universität von Houston

by Hofelich

Der erfolgreiche Hollywood-Schauspieler Matthew McConaughey hielt 2015 eine motivierende und inspirierende Rede vor den Absolventen der Universität von Houston in Texas. Ungewöhnlich offen und privat gab der spätere Oscar-Gewinner den Studenten wichtige Lebensweisheiten mit auf den Weg. In seiner Motivationsrede zeigt er 13 Lebensregeln auf, die jedem Menschen helfen können, ein erfüllteres und nach eigenen Maßstäben sinnvolles Leben zu führen: Über falsche Vorstellungen vom Glück, die Bedeutung eigener Maßstäbe für Erfolg, den Prozess der Eliminierung, sich selbst keine Grenzen zu setzen und wie wichtig es ist, Verpflichtungen mit sich selbst einzugehen. Dabei gibt er in persönlichen Einblicken Wegweiser und Ansätze weiter, die er auf seinem Weg gelernt hat. „Sie stehen Ihnen zur Verfügung, …um sie in Ihrem eigenen Leben anzuwenden, auf Ihre eigene Art und Weise, wenn Sie das möchten“, sagte Matthew McConaughey dem Abschlussjahrgang 2015 der Universität von Houston. Lesen Sie hier die zentralen Aussagen seiner Motivationsrede.

Das Leben ist nicht einfach…

… Das Leben ist nicht fair, das war es nie, ist es jetzt nicht und wird es auch nie sein. Tappe nicht in die Falle, Dich als Opfer zu fühlen, denn das bist Du nicht. Komm darüber hinweg und mach weiter. Und ja, die meisten Dinge sind lohnender, wenn man dafür ins Schwitzen kommt.

„Unglaublich“ ist das dümmste Wort im Wörterbuch.

Wir sollten niemals sagen: „Was für ein unglaubliches Stück!“ Es war ein unglaubliches Buch, ein unglaublicher Film, eine unglaubliche Mutprobe … wirklich? Es mag spektakulär, phänomenal, hervorragend und herausragend sein… aber unglaublich? Nein…Es ist einfach passiert, Du hast es miterlebt, Du hast es getan, also glaub es.

Wie sieht es mit der anderen Seite des Unglaublichen aus? Wenn wir Menschen zu wenig leisten oder außerhalb unseres Charakters handeln?  Ein Mann fliegt mit einem Selbstmordflugzeug in das World Trade Center, Millionen sterben an Krankheiten, für die es Heilmittel gibt. Unser bester Freund lügt uns an, wir belügen uns selbst, die ganze Zeit…unglaublich? Ich denke nicht… Nochmal, es passiert jeden Tag …

Nichts, was wir tun, ist unglaublich…wir sollten also nicht überrascht sein…Erkenne großartige Taten als real an und sei nicht naiv, was die Fähigkeit der Menschheit zum Bösen angeht. Und leugne nicht Deine eigenen Unzulänglichkeiten. Nichts, was wir tun, ist unglaublich.

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Glücklich sein ist etwas anderes als Freude

„Ich möchte einfach nur glücklich sein.“ Das höre ich ständig. Aber was ist Glück? Glück ist die emotionale Reaktion auf ein bestimmtes Ergebnis: Wenn ich gewinne, bin ich glücklich, wenn ich verliere, dann nicht. Ein Wenn-Dann-, Ursache-Wirkung-, Quid-pro-Quo-Standard, den wir nicht aufrechterhalten können. Weil wir diesen Standard jedes Mal, wenn wir ihn erreicht haben, sofort wieder erhöhen. Glück verlangt also immer ein bestimmtes Ergebnis. Wer nach Glück strebt, wird häufig enttäuscht und die meiste Zeit unglücklich sein.

Freude ist jedoch etwas ganz anderes. Sie ist keine Reaktion auf ein Ergebnis, sondern eine Konstante. Freude ist das Gefühl, das wir empfinden, wenn wir das tun, wozu wir geschaffen sind, unabhängig vom Ergebnis.

Ich persönlich habe als Schauspieler begonnen, meine Arbeit zu genießen und im wahrsten Sinne des Wortes glücklicher zu sein, als ich aufgehört habe, die tägliche Arbeit als ein Mittel zum Zweck zu sehen. Ich brauche einen Kassenerfolg für diesen Film, ich brauche Anerkennung für meine Leistung, ich brauche den Respekt meiner Kollegen.

Alles vernünftige Bestrebungen, aber die Wahrheit ist: erst als für mich die Arbeit, das Drehen des Films, das Tun zur eigentlichen Belohnung wurde, bekam ich mehr Einspielergebnisse, mehr Anerkennung und mehr Respekt als jemals zuvor. Die Freude liegt immer im Prozess, im Aufbau und im Tun dessen, wozu wir bestimmt sind. Und darin, es zu genießen.

Definiere Erfolg für Dich selbst

…Geben wir es zu: Geld regiert die Welt. Geld ist Erfolg und je mehr wir davon haben, desto erfolgreicher sind wir. …Wir wollen doch alle erfolgreich sein, oder?

Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist, was Erfolg für uns bedeutet. Mehr Geld? Okay, ich habe nichts gegen Geld. Aber vielleicht ist es eine gesunde Familie? Eine glückliche Ehe? Anderen zu helfen? Berühmt zu sein? Spirituell gesund zu sein? Die Welt ein bisschen besser zu verlassen, als wir sie vorgefunden haben?

Stell Dir diese Frage immer wieder. Deine Antwort kann sich im Laufe der Zeit ändern und das ist in Ordnung, aber tu Dir selbst folgenden Gefallen: Was auch immer Deine Antwort ist, wähle nichts, was Deine Seele verletzen würde. Priorisiere wer Du bist, wer Du sein willst und verbringe keine Zeit mit etwas, das Deinem Charakter widerspricht. Das Leben ist kein Beliebtheitswettbewerb.

Sei mutig, nimm den Berg, aber beantworte zuerst die Frage: Was ist mein Berg? Wie definiere ich Erfolg? Für mich sind es fünf Dinge: Vaterschaft, ein guter Ehemann zu sein, Gesundheit, Karriere und Freundschaften. Das sind die Dinge, die mir in meinem Leben wichtig sind.

Ich versuche also, diese fünf Dinge jeden Tag zu messen, sie zu überprüfen und zu sehen, ob ich bei jedem von ihnen im Soll oder im Haben stehe. Bin ich bei jedem von diesen im Minus oder im Plus?

Manchmal läuft zum Beispiel meine Karriere gut (im Plus), aber ich sehe, dass meine Beziehung zu meiner Frau ein bisschen mehr Aufmerksamkeit gebrauchen könnte. Ich muss mich bemühen, ein besserer Ehemann zu sein, damit ich aus den roten Zahlen komme. Oder sagen wir, meine geistige Gesundheit könnte etwas Pflege gebrauchen (rot), aber hey, meine Freundschaften und mein soziales Leben laufen auf Hochtouren (schwarz)… Ich muss mich neu kalibrieren, das Gleichgewicht überprüfen, in die Kirche gehen, daran denken, öfter Danke zu sagen.

Ich muss eine Strichliste machen. Denn ich möchte alle fünf gesund erhalten. Ich weiß, wenn ich mich nicht um sie kümmere, wenn ich sie nicht instand halte, wird eines dieser Dinge schwach werden, zu tief ins Minus rutschen, Bankrott gehen, krank werden oder sogar sterben.

Zuerst müssen wir also den Erfolg für uns selbst definieren und dann müssen wir uns darum bemühen, ihn zu erhalten. Unsere tägliche Bilanz ziehen, unseren Garten pflegen, die Dinge, die uns wichtig sind, in guter Verfassung halten.

Geben wir es zu, wir haben alle zwei Wölfe in uns, einen guten und einen bösen. Du weißt, wovon ich spreche – und beide wollen fressen… Wir müssen nur den guten Wolf ein bisschen mehr füttern als den anderen.

Der Prozess der Eliminierung ist der erste Schritt zu unserer Identität

…Es ist genauso wichtig zu wissen, wo wir nicht sind wie wo wir sind. Der erste Schritt, der zu unserer Identität im Leben führt, ist in der Regel nicht: „Ich weiß, wer ich bin“, sondern eher: „Ich weiß, wer ich nicht bin.“ Ein Prozess der Eliminierung. Uns durch das zu definieren, was wir nicht sind, ist der erste Schritt, der uns dazu führt, wirklich zu wissen, wer wir sind.

Kennst du diese Gruppe von Freunden, mit denen du dich herumtreibst und die dich nicht gerade zum Strahlen bringen? Sie tratschen zu viel, oder sie sind irgendwie zwielichtig und sie sind nicht wirklich für dich da, wenn du in der Klemme steckst? Oder wie wäre es mit der Bar, in die wir immer wieder gehen und von der wir anscheinend immer den schlimmsten Kater haben?

Oder der Computerbildschirm, der uns immer wieder eine Ausrede liefert, um nicht aus dem Haus zu gehen und mit der Welt in Kontakt zu treten und etwas Menschliches zu erleben? Oder wie wäre es mit dem Essen, das auf den ersten Blick so gut schmeckt? Aber in der nächsten Woche werden wir lethargisch, nehmen immer mehr zu und fühlen uns beschissen?

Diese Menschen, diese Orte, diese Dinge – höre damit auf, diesen Deine Zeit und Energie zu geben. Gehe nicht dorthin, stelle sie ab. Dann wist Du unbeabsichtigt feststellen, dass Du mehr Zeit an mehr Orten verbringen wirst, die gesünder für Dich sind, die Dir mehr Freude bereiten. Warum?

Weil Du gerade das Wer, das Wo, das Was und das Wann eliminiert hast, das Dich von Deiner Identität abgehalten hat. Glaube mir, zu viele Optionen machen aus uns allen Tyrannen. Werde also den Überfluss los, die verschwendete Zeit, reduziere Deine Optionen. Und Du wirst zufällig, fast unschuldig, das vor Dir haben, was für Dich wichtig ist, durch den Prozess der Eliminierung.

Zu wissen, wer wir sind, ist schwer. Gönne Dir eine Pause. Eliminiere zuerst, wer Du nicht bist und Du wirst Dich dort wiederfinden, wo Du sein musst.

 

Hinterlasse keine Krümel

Was sind Krümel? Die Krümel, von denen ich spreche, sind die Entscheidungen, die wir treffen und die dazu führen, dass wir in der Zukunft immer wieder über unsere Schulter schauen müssen.

  • Du hast dem Kerl das Geld, das Du ihm schuldest, nicht zurückgezahlt und heute Abend hast Du ihn drei Reihen hinter Dir sitzen sehen… Scheiße…
  • Du hast mit Deiner Ehefrau geschlafen und gerade herausgefunden, dass sie und die Frau, mit der Du eine Affäre hast, morgen bei der gleichen Elternbeiratsitzung sein werden… Wieder Scheiße…
  • Du hast gestern Abend zu viel getrunken und bist zu verkatert, um Deinen Sohn am Samstagmorgen um 8 Uhr zum Baseballtraining zu fahren.

Das sind Krümel! Sie kommen in Form von Bedauern, Schuldgefühlen und Reue. Du lässt sie heute liegen, sie werden Dir morgen noch mehr Stress bereiten. Und sie verweigern Dir, eine Zukunft zu schaffen, in der Du nicht über Deine Schulter schauen musst.

Also, drehen wir das Drehbuch um. Anstatt Ergebnisse zu erschaffen, die uns etwas nehmen, lasst uns mehr Ergebnisse erschaffen, die uns etwas zurückzahlen, uns auffüllen, unser Feuer am Brennen halten. Das sind Entscheidungen, von denen ich spreche, und das ist die Schönheit der verzögerten Belohnung.

Mach Dich bereit. Tu Dir einen Gefallen. Treffe die Entscheidung heute, die sich morgen für Dich auszahlt. In meiner Branche nennt man das „Briefkastengeld“. Wenn ich meine Arbeit heute gut mache, habe ich in fünf Jahren einen Scheck im Briefkasten, ein tolles Geschäft.

  • Ob Du nun die Kaffeemaschine am Vorabend vorbereitest, damit Du morgens nur noch auf den Knopf drücken musst…
  • ob Du Dich früh auf das Vorstellungsgespräch vorbereitest, damit Du nicht am Vorabend dafür büffeln musst…
  • ob Du Dich dafür entscheidest, die verheiratete Frau nicht zu treffen, weil Du weißt, dass Du Dich sonst morgen schrecklich fühlen wirst…
  • oder ob Du Deine Schulden pünktlich bezahlst, damit Du, wenn Du heute Abend den Kerl drei Reihen weiter hinten siehst, Dich nicht in Deinem Sitz zusammenkauern und hoffen musst, dass er Dich nicht sieht.

Hole Dir etwas R.O.I. – Return on Investment. Deine Investition in Dich selbst. Du gestaltest Deine Zukunft selbst. Also hinterlasse keine Krümel!

Analysiere Deine Erfolge

Wir konzentrieren uns so oft auf unsere Misserfolge. Wir studieren sie. Wir sind besessen von ihnen. Am Ende berauschen wir uns an ihnen bis hin zur Desillusionierung.

Wann schreiben wir in unser Tagebuch? Wenn wir deprimiert sind. Worüber tratschen wir? Über die Schwächen und Grenzen anderer Menschen. Wenn wir nicht aufpassen, können wir uns selbst bis zum Selbsthass sezieren. Ich stelle fest, dass unsere Besessenheit von dem, was falsch ist, meist nur noch mehr Fehler und noch mehr Versagen hervorbringt.

Der einfachste Weg, den Erfolg zu analysieren, ist die Dankbarkeit. Dankbarkeit für das, was wir haben, für das, was funktioniert. Wertschätzung für die einfachen Dinge, die wir manchmal als selbstverständlich ansehen. Wir danken für diese Dinge und diese Dankbarkeit wird erwidert, so dass wir noch dankbarer sein können. Es ist einfach und es funktioniert.

Ich will damit nicht sagen, dass Du deine Misserfolge verleugnen sollst. Nein, wir können auch aus ihnen lernen, aber nur, wenn wir sie konstruktiv betrachten. Als Mittel, um herauszufinden, worin wir gut sind, worin wir besser werden können, worin wir erfolgreich sind.

Ich habe viele meiner schlechten Kritiken gelesen und die guten schlechten Kritiken, die von den talentierteren Kritikern geschrieben wurden, sind konstruktiv. Sie zeigen mir, was in meiner Arbeit umgesetzt wurde, was ankam, was gesehen wurde und was nicht. Ich bin nicht besessen von dem ungünstigen Aspekt ihrer Kritik, aber ich suche nach dem, was ich daraus lernen kann. Denn ihre Unzufriedenheit deckt tatsächlich etwas auf und macht deutlicher, was ich gut mache, worin ich erfolgreich bin… und das seziere ich dann.

…Wir versuchen unser Bestes. Wir geben nicht immer unser Bestes… Und da wir die Architekten unseres Lebens sind, lasst uns die Gewohnheiten, die Praktiken, die Routinen studieren, die zu unserem Erfolg führen und ihn nähren: unsere Freude, unseren ehrlichen Schmerz, unser Lachen, unsere verdienten Tränen. Lasst uns das sezieren und für diese Dinge danken. Was passiert, wenn wir das tun? Wir werden besser darin…

 

Gehe Verpflichtungen mit Dir selbst ein

Mama und Papa bringen uns als Kindern viele Dinge bei. Lehrer, Mentoren, die Regierung und Gesetze geben uns Richtlinien, um uns im Leben zurechtzufinden. Regeln, an die wir uns im Namen der Verantwortlichkeit halten sollen.

Ich spreche nicht von diesen Verpflichtungen. Ich spreche von denen, die wir mit uns selbst, mit unserem Gott, mit unserem eigenen Bewusstsein eingehen. Ich spreche von den Verpflichtungen des Du gegenüber dem Du. Wir müssen sie haben.

Noch einmal: Es handelt sich nicht um gesellschaftliche Gesetze und Erwartungen, die wir für andere anerkennen und begründen. Es sind auf Glauben basierende Verpflichtungen, die wir aus eigenem Antrieb eingehen… Es sind Geheimnisse, die Du mit Dir selbst teilst, ein privater Rat, ein persönliches Protokoll. Niemand wird Dich dafür feiern, wenn Du Dich daran hältst und auch niemand wird Dich verhaften, wenn Du sie brichst. Außer Du selbst. Das Kopfkissen eines ehrlichen Mannes ist sein Seelenfrieden …es liegt an Dir.

Legt Euch nicht selbst Grenzen auf

Hast Du jemals versagt? Du weißt schon, was ich meine: an der Torlinie gepatzt, ins Fettnäpfchen getreten, sobald Du das Mikrofon in der Hand hattest, bei einer Prüfung, auf die Du Dich perfekt vorbereitet hattest? Oder hattest Du vielleicht schon einmal das Gefühl: „Oh mein Gott, das Leben kann nicht besser werden, habe ich das verdient?“

Was passiert, wenn wir dieses Gefühl haben? Wir verkrampfen uns, wir haben diese außerkörperliche Erfahrung, bei der wir buchstäblich unser Selbst in der dritten Person sehen. Wir erkennen, dass der Moment gerade größer geworden ist als wir. Hast Du Dich jemals so gefühlt? Ich schon.

Es liegt daran, dass wir eine fiktive Decke, ein Dach, für unsere Erwartungen an uns selbst geschaffen haben, eine Grenze. Wenn wir denken, dass alles zu schön ist, um wahr zu sein. Aber das ist es nicht. Und wir haben kein Recht zu sagen oder zu glauben, dass es so ist.

Wir sollten uns diese Einschränkungen nicht selbst auferlegen. Eine blaue Schleife, eine Statue, ein Punktestand, eine großartige Idee, die Liebe unseres Lebens, eine euphorische Glückseligkeit. Wer sind wir, dass wir denken, wir hätten diese Geschenke nicht verdient, wenn wir sie bekommen?

Aber wenn wir im Prozess bleiben, in uns selbst, in der Freude am Tun, werden wir nie an der Ziellinie abgewürgt. Und warum? Weil wir nicht an die Ziellinie denken, wir schauen nicht auf die Uhr. Nein, wir sind im Prozess, der Anstieg ist das Ziel und wir sind niemals fertig…

Wir geben unser Bestes, wenn unsere Ziele jenseits des Messbaren liegen, wenn unsere Reichweite ständig unsere Reichweite übersteigt, wenn wir unsterbliche Ziellinien haben. Wenn wir das tun, ist das Rennen nie zu Ende. Die Reise hat keinen Hafen. Das Abenteuer endet nie, denn wir sind immer auf dem Weg. Nehmt den Deckel von den künstlichen Dächern, die wir über uns errichten und spielt immer wie ein Underdog.

Schlag eine neue Seite auf

…Bist Du jemals in einen Trott geraten? Steckst Du im Karussell einer schlechten Angewohnheit fest? Ich schon. Du wirst Fehler machen. Gestehe sie ein, leiste Wiedergutmachung und mach weiter. Schuldgefühle und Reue töten viele Menschen vor ihrer Zeit. Blättere die Seite um, steig aus der Fahrt aus. Du bist der Autor des Buches Deines Lebens. Schlag die Seite um…

 

Stelle Dich Deinen Ängsten

Kennst Du diese „No Fear“-T-Shirts? Ich verstehe sie nicht. Zum Teufel, ich versuche mindestens einmal am Tag, mir selbst Angst zu machen. Ich habe jeden Morgen Schmetterlinge im Bauch, bevor ich zur Arbeit gehe. Ich war nervös, bevor ich hierher kam, um heute Abend zu sprechen. Ich denke, Angst ist eine gute Sache. Und warum? Weil sie unser Bedürfnis steigert, die Angst zu überwinden.

Nehmen wir an, Dein Hindernis ist die Angst vor Ablehnung. Du willst eine Frau um ein Date bitten, aber Du fürchtest, sie könnte „nein“ sagen. Du willst um eine Beförderung bitten, aber Du hast Angst, dass Dein Chef denkt, Du würdest Deine Grenzen überschreiten.

Anstatt diese Ängste zu verleugnen, solltest Du sie laut aussprechen, sie zugeben und ihnen die Anerkennung geben, die sie verdienen. Spiele nicht den Macho und tu so, als ob sie keine große Sache wären. Lasse Dich nicht dadurch lähmen, indem Du die Existenz Deiner Ängste leugnest und damit auf die Notwendigkeit verzichtest, sie zu überwinden. Ich bin der Meinung, dass wir alle dazu bestimmt sind, das zu tun, was wir am meisten fürchten.

Wenn Du also Deinen Hindernissen Glauben schenkst, wirst Du eines finden. Finde den Mut, sie zu überwinden, oder sieh klar, dass sie es nicht wert sind, sie zu überwinden. Sei tapfer, habe Mut. Wenn Du das tust, wirst Du stärker, bewusster und respektvoller – gegenüber dir selbst und dem, was Du fürchtest.

 Woher wissen wir, wann wir die Wahrheit gefunden haben?

…Ich habe oft diese 21-tägigen Reisen allein an weit entfernte Orte unternommen, wo ich normalerweise die Sprache nicht kenne und niemand meinen Namen weiß. Es sind Abenteuer, und sie sind eine Entschlackung, eine Reinigung für mich. Wie ein 21-tägiges Fasten von der Aufmerksamkeit, von all den Dingen, die ich in meinem wohlgeordneten Leben habe. Sie sind ein Check out, damit ich bei mir selbst einchecken kann.

Um zu sehen, wie es mir geht, um gezwungen zu sein, meine eigene und einzige Gesellschaft zu sein, um einen Blick in meinen Spiegel zu werfen. Und Du weißt, was passieren kann, wenn wir das tun – manchmal gefällt uns nicht, was wir sehen.

1996, gleich nachdem ich durch den Film „Die Jury“ berühmt geworden war, machte ich mich auf eine dieser 21-tägigen Wanderungen – dieses Mal in den Dschungel und die Berge von Peru. Der plötzliche Ruhm, den ich gerade erlangt hatte, brachte mich etwas aus dem Gleichgewicht. Mein Gesicht war überall zu sehen, jeder wollte ein Stück von mir, Leute, die ich noch nie getroffen hatte, schworen, dass sie mich liebten.

Überall, wo ich hinkam, war ich zu sehen, auf Plakatwänden, auf Titelseiten von Zeitschriften. Es war einfach unheimlich. Was sollte das alles? Was war Realität und was war Blödsinn? Habe ich das alles verdient? Das waren die Fragen, die ich mir stellte. Wer war ich? war eine weitere.

Bei diesen Reisen gibt es immer eine Eingewöhnungsphase. Eine Zeitspanne, die der Ort braucht, um den Reisenden zu initiieren. Die Zeit, die man braucht, um sich von der Welt, die man verlassen hat, zu lösen und in der Welt, in die man reist, ganz präsent zu werden… Für mich dauerte diese Initiationsphase normalerweise etwa dreizehn Tage. Ja. Dreizehn höllische Tage, bis ich mir selbst aus dem Weg gegangen bin. Danach ist die Reise ein Kinderspiel.

Nun, es war die Nacht des zwölften Tages meiner 21-tägigen Reise. Ich richtete mich im Camp ein, war bis hierher bereits 80 Meilen gewandert und hatte noch eine dreitägige Wanderung nach Machu Pichu vor mir.

Ich hatte die Nase voll von mir selbst. Ich kämpfte mit dem Verlust meiner Anonymität, hatte Schuldgefühle wegen der Sünden meiner Vergangenheit und war voller Reue. Ich war einsam – angewidert von der Gesellschaft, in der ich mich befand: Meine Eigene – und ich war ziemlich gut darin, mich geistig zu verprügeln.

In dieser Nacht hatte ich mit den Dämonen zu kämpfen und konnte nicht schlafen. All diese Abzeichen und Banner, Erwartungen und Ängste, die ich mit mir herumtrug. Ich musste mich von ihnen befreien… Wer war ich? fragte ich mich. Nicht nur auf dieser Reise, sondern in diesem Leben. Also habe ich mich bis auf die letzte Konsequenz ausgezogen.

Ich legte alle Bezeichnungen ab, die mir Stolz und Selbstvertrauen verliehen, alle Schaufensterdekorationen, die Verpackungen um mein Herz. Ich legte meine glücksbringende und treue amerikanische Mütze ab, entledigte mich meiner Talismane aus vergangenen Abenteuern. Ich habe sogar den goldenen Ring meines verstorbenen Vaters abgelegt, den er mir geschenkt hatte…

Ich war nackt. Buchstäblich und im übertragenen Sinne. Und mir wurde schlecht. Schweißgebadet übergab ich mich, bis keine Galle mehr in meinem Bauch war, und fiel schließlich vor Erschöpfung in Ohnmacht.

Ein paar Stunden später wachte ich an diesem dreizehnten Morgen mit der aufgehenden Sonne auf. Erstaunlich frisch und energiegeladen zog ich mich an, machte mir einen Tee und ging auf einen Morgenspaziergang. Nicht in Richtung meines Ziels Machu Pichu, sondern ins Nirgendwo. Mein Magen war immer noch ein bisschen pikiert von der Entschlackung der letzten Nacht, aber ich fühlte mich seltsamerweise ziemlich gut: lebendig, sauber, frei, leicht.

Auf einem schlammigen Weg bog ich um eine Ecke, und mitten auf der Straße war eine Fata Morgana in den prächtigsten Rosa-, Blau- und Rottönen, die ich je gesehen hatte. Sie war elektrisch, leuchtend und lebendig, schwebte knapp über der Oberfläche, als wäre sie an ein Neonkraftwerk angeschlossen.

Ich blieb stehen. Ich starrte. Es gab keinen Weg daran vorbei: Der Dschungelboden vor mir bestand in Wirklichkeit aus Tausenden von Schmetterlingen. Dort, auf meinem Weg. Es war spektakulär.

Ich blieb eine Weile und irgendwo in meiner Gefangenschaft hörte ich diese kleine Stimme in meinem Kopf diese Worte sagen: „Alles, was ich will, ist das, was ich sehen kann, und was ich sehen kann, ist vor mir.“

In diesem Moment hörte ich zum ersten Mal auf dieser Reise auf, zu erwarten, was hinter der nächsten Ecke lag, hörte auf, darüber nachzudenken, was als Nächstes kam und was vor mir lag. Die Zeit verlangsamte sich. Ich hatte es nicht mehr eilig, irgendwo hinzukommen. Meine Ängste waren verflogen.

Ein paar Stunden später kehrte ich zum Lager zurück und packte für meine Weiterreise nach Machu Pichu. Ich hatte Schwung im Schritt, neue Energie. Die einheimischen Sherpas, mit denen ich unterwegs war, bemerkten das sogar und riefen mir zu: „Sois luz Mateo, sois luz!!!“, was auf Spanisch „Du bist Licht“ bedeutet.

An diesem Morgen habe ich mir selbst verziehen. Ich ließ die Schuld los, die Last auf meinen Schultern wurde leichter, meine Buße war getan, und ich war wieder bei Gott in guter Gesellschaft. Ich reichte mir selbst die Hand, meinem besten Freund. Von diesem Morgen an war das Abenteuer großartig. Ich war präsent, ging mir selbst aus dem Weg, erwartete nicht das Nächste, nahm nur das an, was vor meinen Augen lag, und gab allem die Gerechtigkeit, die es verdiente.

An diesem Morgen bin ich einer Wahrheit begegnet. Habe ich sie gefunden? Ich weiß es nicht, ich glaube, sie hat mich gefunden. Und warum? Weil ich mich in die Lage versetzt habe, gefunden zu werden. Ich habe mich in eine Lage gebracht, in der ich die Wahrheit empfangen konnte.

Woher wissen wir also, wann wir die Wahrheit gefunden haben? Ich glaube, die Wahrheit ist überall um uns herum, die ganze Zeit. Die Antwort ist immer da. Aber wir sehen sie nicht immer, begreifen sie nicht immer, hören sie nicht immer, haben keinen Zugang zu ihr. Weil wir nicht am richtigen Ort dafür sind.

Was können wir also tun?

Zunächst müssen wir uns in die Lage versetzen, die Wahrheit zu empfangen. Wir leben in einer extrem lauten Welt, in der alle möglichen Frequenzen auf uns einprasseln – Verpflichtungen, Fristen, dies und das, Pläne, Erwartungen – und sie alle machen es schwer, Klarheit und inneren Frieden zu finden. Wir müssen uns also bewusst in eine Lage versetzen, in der wir diese Klarheit empfangen können. Das kann ein Gebet, eine Meditation, ein Spaziergang, die richtige Gesellschaft, ein Ausflug sein – was auch immer es für Dich ist.

Plane diese Zeit ein, um an einem Ort zu sein, an dem Du die Wahrheit empfangen kannst. Nun, wenn wir sie hören, wenn sie klar wird, eine Wahrheit, die natürlich und unendlich ist, dann kommt der zweite Teil… nämlich sie persönlich zu machen. Frage Dich, wie sie für Dich funktioniert, wie sie auf Dich persönlich zutrifft, warum Du sie in Deinem Leben brauchst, ganz konkret…

Wenn wir das tun, dann kommt der dritte Teil: die Geduld haben, sie zu verinnerlichen – und sie von unserem intellektuellen Kopf in unsere Knochen, unsere Seele und unseren Instinkt zu bekommen. Wir können diesen Teil nicht überstürzen, er braucht Zeit. Und wenn wir so weit gekommen sind, haben wir sie aufgenommen, wir haben sie personalisiert, wir haben sie verinnerlicht.

Wenn wir so weit gekommen sind, dann kommt das Große …. den Mut zu haben, danach zu handeln. Sie tatsächlich in unser tägliches Leben zu übernehmen und zu praktizieren, sie zu einem aktiven Teil unseres Wesens zu machen und sie zu leben.

Wenn wir das tun können, dann haben wir das, was ich für den Himmel auf Erden halte. Der Ort, an dem das, was wir wollen, auch genau das ist, was wir brauchen. Ich meine, das ist die Eintrittskarte, nicht wahr? Dort möchte ich leben!

Wenn wir schon einmal hier sind, sollten wir es zu einem Ort machen, an dem wir ins Schwitzen kommen, an den wir glauben, an dem wir den Prozess des Erfolgs auf die Art und Weise genießen, für die wir geschaffen sind. Wo wir uns nicht über die Schulter schauen müssen, weil wir zu sehr damit beschäftigt sind, das zu tun, worin wir gut sind.

Wir halten freiwillig unseren eigenen Rat ein, weil wir es wollen. Auf der Reise zu unsterblichen Ziellinien. Wir schreiben unser Buch. Überwinden unsere Ängste. Wir schließen Freundschaft mit uns selbst. Das ist der Ort, von dem ich spreche. Vielen Dank, viel Glück!

Über Matthew McConaughey

 

Der US-amerikanischer Schauspieler Matthew McConaughey wurde am 4. November 1969 geboren. Er wuchs mit zwei älteren Brüdern in Longview, Texas, auf, sein Vater arbeitete in der Ölindustrie und seine Mutter war Aushilfslehrerin. Matthew McConaughey studierte zunächst an der University of Texas in Austin Jura, brach dieses Studium jedoch ab. Später studierte er an derselben Universität Film und machte 1993 seinen Abschluss.

Nach Werbespots und ersten kleineren Rollen in Filmen wie „Kaffee, Milch und Zucker“ hatte McConaughey seinen großen Durchbruch als Rechtsanwalt Jake Brigance in dem Film „Die Jury“, nach dem Roman von John Grisham. Dafür erhielt er den MTV Movie Award für die beste schauspielerische Leistung.

Es folgten zahlreiche Filme, aber der Versuch, sich als Hauptdarsteller für ernsthafte Rollen zu etablieren, scheiterte zunächst. Lange Zeit blieb er auf den Charakter des aalglatten Schönlings festgelegt und war vor allem in Romantikkomödien zu sehen, wie „Wedding Planner“ oder „ Wie werde ich ihn los – in 10 Tagen?“. 2005 kürte ihn das People Magazine zum Sexiest Man Alive.

Schließlich lehnte er weitere Angebote für romantischen Komödien ab und entschied sich 2009 für eine zweijährige Auszeit. Danach fokussierte er sich auf vielseitigere und ernsthaftere Rollen jenseits des bisherigen Romantik-Klischees.

2014 erhielt Matthew McConaughey schließlich den Oscar als bester Hauptdarsteller für seine Darstellung des an AIDS erkrankten Elektrikers Ron Woodroof in „Dallas Buyers Club“. Für diese Rolle hatte er innerhalb von vier Monaten 21 kg abgenommen.

2012 heiratete er das brasilianische Model Camila Alves und ist Vater von zwei Söhnen und einer Tochter. 2020 veröffentlichte er seine Autobiografie „Greenlights“. 2021 spielte McConaughey mit dem Gedanken, in die Politik zu gehen und für das Amt des Gouverneurs von Texas zu kandidieren.

 

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