Interview mit Marius Kursawe: „Berge versetzen für Anfänger: Mach doch endlich, was du willst!“

by Hofelich
Interview mit Marius Kursawe: „Berge versetzen für Anfänger: Mach doch endlich, was du willst!“

Lebensträume können Ansporn und Motivation sein. Sie können aber auch belasten, wenn sie nicht in Erfüllung gehen. Marius Kursawe geht in seinem Buch „Berge versetzen für Anfänger: Mach doch endlich, was du willst!“ der Frage nach, warum manche Menschen den sprichwörtlichen Berg versetzen, während andere immer wieder daran scheitern Träume, Ideen und Ziele umzusetzen. Er wirft einen Blick in die Motivationsforschung und in die Lebensgeschichten ganz normaler Menschen, die scheinbar Unmögliches geschafft haben. Im Interview erklärt Marius Kursawe, wie man vom Träumer zum Macher wird, wir unserer wahren Lebensaufgabe auf die Spur kommen können und wie er es selbst geschafft hat, seinen Traum von der Selbständigkeit als Coach und Autor zu realisieren.

Herr Kursawe, welche Idee steht hinter dem Buch „Berge versetzen für Anfänger: Mach doch endlich, was du willst!“?

Kursawe: Ich arbeite mit meinem Kollegen Robert Kötter seit Jahren als Coach für Menschen, die einen beruflichen Neustart anstreben. Dabei habe ich immer wieder festgestellt, dass nach den Seminaren eine große Mehrheit trotz großer Motivation doch wieder in den alten Trott zurückgefallen ist.

Nur eine kleine Zahl an Leuten schafft es wirklich ihre Ideen und Träume umzusetzen. Ich wollte einfach wissen: Woran liegt das? Was macht einen Macher, eine Macherin wirklich aus? Ich habe mich also auf die Suche nach solchen Leuten gemacht: Spitzensportler, Gründer, Extrembergsteiger. Aber auch Leute wie du und ich, die Großes geleistet haben.

Sie sagen, dass wir unserem Glück sowie unseren Träumen und Wünschen häufig selbst im Weg stehen. Was sind die Hauptgründe dafür, dass viele Menschen immer wieder daran scheitern, ihre Träume, Ideen und Ziele umzusetzen?

 Kursawe: Da gibt es natürlich viele Faktoren, viele sind sehr individuell. Aber es gibt eben auch Muster, also Dinge, die bei sehr vielen Leuten immer wieder auftauchen. Das ist zum einen das Problem, dass man sich schlicht das falsche Ziel ausgesucht hat. Das mag banal klingen, aber tatsächlich verfolgen sehr viele Menschen Ziele, die eigentlich nicht die ihren sind.

Sie machen es für die Eltern, den Partner, den Chef oder sogar die Nachbarn. Da ist das Scheitern vorprogrammiert. Und es geht weiter mit der Umsetzung. Obwohl es sehr viele Methoden und Taktiken gibt, ein Ziel Wirklichkeit werden zu lassen, verlassen sich die meisten auf Willenskraft.

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Sie beißen die Zähne zusammen und stützen sich in die Aufgabe. Nach ein paar Tagen der Wochen kommt dann der Punkt, an dem Willenskraft alleine nicht ausreicht und sie geben auf. Mit den richtigen Methoden würde das nicht passieren.

 

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Buchcover Marius Kursawe, „Berge versetzen für Anfänger: Mach doch endlich, was du willst!“

Welche Eigenschaften zeichnet erfolgreiche Macher im Gegensatz zu erfolglosen Träumern aus?

Kursawe: Macher sind sehr oft professionelle Optimisten. Das müssen sie auch sein, denn wenn wir unsere Träume Wirklichkeit werden lassen, wird es immer auch Rückschläge geben. Das gehört einfach dazu. Die Frage ist aber, wie wir damit umgehen. Pessimisten sehen sich noch im kleinsten Scheitern bestätigt: „Ich schaffe das nicht, das wird nie etwas.“

Optimisten hingegen würden ihr Ziel niemals in Frage stellen. Sie denken: „Dieses Mal hat es eben nicht geklappt. Beim nächsten Mal bereite ich mich besser vor.“ Ein weiterer Punkt, der mir bei meinen Recherchen begegnet ist, klingt erstmal seltsam. Fast alle Menschen, denen ich begegnet bin, haben ein, fast an Arroganz grenzendes Selbstvertrauen. Sie leben in dem Wissen, den Herausforderungen gewachsen zu sein. Das darf man jedoch nicht mit Überheblichkeit verwechseln.

Vielmehr ist es Self-Awareness. Diese Menschen können sich selbst und ihre Fähigkeiten sehr gut einschätzen. Sie sind oft hochgradig reflektiert und testen in Grenzsituationen, was sie sich zutrauen können und wo ihre Grenzen liegen. Daraus resultiert eine Form von Sicherheit, die auf Außenstehende wie Arroganz wirkt.

Welche Rolle spielen Willensstärke und Optimismus? Wie können wir es schaffen, uns auch in schwierigen Zeiten oder in schlechter Stimmung zu motivieren?

Kursawe: Willensstärke sitzt im Kopf. Einfach gesagt, kommt sie immer dann zum Einsatz wenn die eigentliche Motivation aus dem Bauch nicht mehr ausreicht. Und wir alle kennen Momente, in denen wir die Zähne zusammenbeißen müssen um über eine Durststrecke zu kommen.

Da hilft es, sich das Ziel wieder vor Augen zu führen und sich klarzumachen, dass der aktuelle Teil vielleicht weniger Spaß macht, aber ein Teil des großen Ganzen ist. Übrigens: Willenskraft allein reicht nicht aus, um ein Ziel zu erreichen. Wer nur kämpft, wird früher oder später scheitern. Es braucht eben beides: Kopf und Herz.

In Ihrem Buch zeigen Sie auch fesselnde Beispiele erfolgreicher Macher aus unterschiedlichsten Bereichen, die scheinbar Unmögliches geschafft haben. Was hat Sie am meisten erstaunt und inspiriert?

Kursawe: Ich habe Dieter Fox bei sich zuhause besucht. Er ist Gründungsmitglied der der GSG9 und war 1977 bei der Befreiung der Landshut in Mogadishu dabei. Das war schon so ein Gefühl, der deutschen Zeitgeschichte gegenüber zu sitzen. Aber auch Inga Orlowski hat mich sehr beeindruckt.

Sie hat sich aus freien Stücken für eine Amputation ihres Beines entschieden, um damit ein freieres Leben führen zu können. Ihr Optimismus und ihre Zuversicht haben mich sehr demütig werden lassen. Aber auch Waltraud Cichon hat mich beeindruckt. Sie hat sich mit über 70 Jahren ihren Lebenstraum erfüllt und mit dem Klavierspielen begonnen.

Wie können wir unsere wahre Lebensaufgabe, unseren persönlichen Zweck der Existenz oder unsere Berufung herausfinden?

Kursawe: Ich habe in den letzten zehn Jahre bestimmt an die tausend Menschen dabei begleitet, die sich genau mit dieser Frage auseinandergesetzt haben. Ich glaube mittlerweile, dass es eine Art modernes Märchen ist, dass es für jeden von uns den einen ganz konkreten Lebenssinn gibt, den wir nur finden müssen und alles wird gut.

Ich glaube, dass wir konstant daran arbeiten müssen, bei uns zu sein, uns nicht zu verlieren. Und das ist mit ganz einfachen Fragen verbunden: Kann ich meine Talente ausleben? Verbringe ich meine Lebenszeit mit Menschen und Themen, die mir etwas bedeuten? Lebe ich meine Werte? Diese Frage müssen wir uns immer wieder stellen und wenn wir sie bejahen können, dann sind wir dem, was man Sinn nennen könnte, schon ganz nahe.

Welche Gefahren liegen in der Perfektionismusfalle und wie können wir uns daraus befreien?

Kursawe: Perfektionismus ist nichts anderes, als der Versuch einem Ziel nachzueifern, das ich niemals erreichen werde. Weil es immer außerhalb meiner Möglichkeiten liegt. Jeder kennt doch das Gefühl, dass es einfach nie gut genug ist. Und wer das über längere Zeit tut, der wird frustriert und irgendwann sogar deprimiert.

Das bedeutet aber nicht, dass wir nicht nach dem bestmöglichen Ergebnis trachten sollten. Das ist in meinen Augen aber nicht Perfektionismus, sondern das Streben nach Exzellenz. Die meisten Leute verwechseln das leider.

Exzellent zu sein, das liegt in unseren Händen. Wir können es durch harte und beständige Arbeit im Rahmen unserer Möglichkeiten erreichen. Perfektion hingegen ist immer ein Ideal. Egal, wie sehr ich mich anstrenge, ich werde es niemals erreichen und im Zweifel viel Zeit und Energie daran verschwenden.

Wie wichtig ist auf dem Weg nach oben der richtige Umgang mit dem Scheitern? Wie können wir Rückschläge am besten in den Griff kriegen?

Kursawe: Es beginnt damit, solche Rückschläge richtig einzuordnen. Ein Beispiel:  Ich mache eine Diät und bin seit Wochen richtig erfolgreich damit. Dann kommt plötzlich der Moment, in dem ich schwach werde und eine ganze Tüte Chips vertilge. An diesem Punkt schmeißen die meisten das Handtuch und brechen die Diät ab – ungeachtet ihrer bisherigen Erfolge.

Die entscheidende Frage ist aber, die unserer Bewertung. Welche Bedeutung geben wir dieser Tüte Chips? Für den einen repräsentiert sie das komplette und vielleicht sogar erwartete Versagen. Für den anderen ist sie bloß ein kleinen Ausrutscher.

Die Entscheidung, welche Sichtweise wir wählen, macht einen fundamentalen Unterschied aus. Im ersten Fall schmeiße ich meine Diät sehr wahrscheinlich hin. Ich falle in alte Muster zurück, fühle mich entmutigt und schlecht.

Im Fall der zweiten Betrachtung aber akzeptiere ich, dass ich vielleicht nicht perfekt bin und auf meinem Weg auch Fehler machen darf. Ich halte aber an meinem Ziel fest und verfolge es weiter.

Sie selbst haben nach dem Germanistik- und Archäologie- Studium zunächst mehrere Jahre in verschiedenen Beratungen und Agenturen im Bereich Change Management und Kommunikation gearbeitet. Mit Anfang 30 sind Sie jedoch ausgestiegen und haben eine eigene Firma gegründet. Wie kam es zu diesem entscheidenden Wandel in Ihrem Leben?

 

Interview mit Marius Kursawe: „Berge versetzen für Anfänger: Mach doch endlich, was du willst!“

 

Kursawe: Ich wollte gestalten, meine eigenen Ideen umsetzen und freier sein, als es der Angestelltenjob mir möglich gemacht hat. Außerdem hatte ich schon immer das „Unternehmer-Gen“. Mich haben stets Menschen fasziniert, die etwas aufbauen und erschaffen. Das ist für mich auch heute nach über zehn Jahren immer noch jeden Tag ein großes Glück und ich habe den Schritt niemals bereut.

Worauf ist Ihr Unternehmen Work Life Romance spezialisiert und was reizt Sie besonders an Ihrer Arbeit?

Kursawe: Wir begleiten und unterstützten Menschen in beruflichen Umbrüchen mit Workshops und diversen Coaching-Angeboten. Darunter sind Menschen, die oft schon lange im Berufsleben stehen, dann aber irgendwann das Gefühl haben, da geht noch mehr. Mit ihnen arbeiten wir an konkreten Job-Ideen und planen die Umsetzung.

Oft geht es aber um mehr als „nur“ den Job. Wer sich die Frage stellt, wie will ich arbeiten, der muss sich eigentlich die Fragen stellen, wie will ich leben?

Denn Arbeitszeit ist Lebenszeit! Es ist ganz wichtig sich zu fragen, mit welchen Menschen man sie verbringen will. Andere Fragen sind: Fühle ich mich wohl im Großkonzern oder passt die Kultur eines Startups viel besser zu mir? Möchte ich in einem urbanen Umfeld leben oder brauche ich eher ein ländliches Umfeld mit Wiesen und Wäldern?

Das sollten die zentralen Frage bei der Jobsuche sein, nicht die nächste Gehaltsstufe oder das vermeintlich tolle Renommée des Arbeitgebers.

Wie haben Sie es geschafft, ihren eigenen Lebenstraum zu verwirklichen? Was waren Ihre wichtigsten Erfolgsfaktoren? Und wie sind Sie mit den zahlreichen Herausforderungen umgegangen?

Kursawe: Im Rückblick erscheinen Gründungen wie unsere ja oft als stringente Erfolgsgeschichte. Das war sie war sie aber nicht. Ich habe in den ersten Jahren etwa viele Nebenjobs gemacht und nachts gearbeitet, um mich finanziell über Wasser zu halten. Man braucht also Biss, um dranzubleiben.

Der zweite Faktor ist die Tatsache, dass ich mit meinem Mitgründer Robert Kötter immer einen Verbündeten hatte. Alleine ist es so viel schwerer mit all den Rückschlägen und Zweifeln umzugehen. Ich rate heute jedem Gründer, sich mit Gleichgesinnten zusammen zu tun.

Was ist für Sie persönlich der Sinn des Lebens?

Kursawe: Das ist schwer zu beantworten. Ein Gedanke, der mich immer angetrieben hat, war die Maxime, niemals Lebenszeit zu verschwenden. Und Arbeitszeit ist Lebenszeit. Ich glaube außerdem, dass wir dazu aufgefordert sind, unsere wahren Talente und Fähigkeiten zu leben und nicht brach liegen zu lassen.

Dass wir uns außerdem mit Dingen beschäftigen, für die wir brennen. Und wenn diese Aspekte dazu beitragen, dass wir die Welt auf diese Weise ein Stückchen zum Besseren verändern, dann sind wir glaube ich auf einem guten Weg.

Das Interview führte Markus Hofelich.

Weitere Informationen unter: www.mariuskursawe.de

 

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