Interview mit Sylvia Harke: „Die Kraft der Selbstliebe“

by Hofelich
Interview mit Sylvia Harke: „Die Kraft der Selbstliebe“

Auf dem Weg zu einem erfüllten Leben, zu tragfähigen Beziehungen oder zu Sinn und Bestimmung steht uns häufig vor allem eines im Weg: mangelnde Selbstliebe, sagt Sylvia Harke. Über dieses Thema hat die Psychologin ein Buch mit dem Titel „Die Kraft der Selbstliebe: Ganz bei sich ankommen – Vertrauen ins Leben finden – liebevolle Beziehungen führen“ geschrieben. Darin zeigt sie, wie wir uns von negativen Selbstbildern lösen und Schritt für Schritt das Herz öffnen können, um frei zu werden für bedingungslose Selbstakzeptanz. Im Interview erklärt Sie, was Selbstliebe ausmacht und wie wir sie finden können, die Abgrenzung zu Egoismus oder Narzissmus, die häufigsten Ursachen von Eifersucht und emotionaler Abhängigkeit und wie wir emotionale Blockaden lösen können.

Frau Harke, das Thema Liebe ist ein Dauerbrenner in den Bestsellerlisten. Neben Beziehungsratgebern verlagert sich der Fokus seit einigen Jahren zunehmend auf die Selbstliebe. Warum rückt dieses Thema Ihrer Meinung nach jetzt mehr in den Vordergrund? 

 Harke: Viele Menschen sind von ihren Beziehungserfahrungen zutiefst enttäuscht. Deshalb wenden sie sich dem nächst logischen Schritt zu, zunächst eine liebevolle Beziehung mit sich selbst aufzubauen.

Wenn wir Selbstliebe nicht mit Selbstoptimierung verwechseln, finden wir auf diesem Weg die vermisste Geborgenheit und Sicherheit in uns selbst. Aus dieser heilsamen Beschäftigung mit den Themen des verletzten inneren Kindes heraus können wir im zweiten Schritt unsere Beziehungserfahrungen verbessern.

Dies war auch meine ganz persönliche Motivation, mich mit dem Thema Selbstliebe zu beschäftigen. Selbstliebe ist so grundlegend, dass jeder Mensch gut beraten ist, diese Qualität für sich zu entwickeln, egal ob er unter Depressionen leidet, Beziehungsprobleme hat oder nach seiner Berufung sucht.

Was genau umfasst Selbstliebe?

 Harke: Selbstliebe bedeutet für mich, eine spirituelle Perspektive auf mein Leben einzunehmen. Selbstliebe ist die Fähigkeit, über die eigenen Prägungen und Konditionierungen, ja sogar über Traumata hinaus, meine eigene Seele zu erkennen und mir selbst eine Existenzberechtigung einzuräumen.

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Selbstliebe ist keine egoistische Angelegenheit, sondern die Rückerinnerung an unseren Urzustand, in dem wir in Verbundenheit mit uns selbst und dem gesamten Kosmos leben. Am Beginn dieser Reise zur Selbstliebe kämpfen wir mit vielen Selbstzweifeln, Ängsten, Sorgen, Schamgefühlen und falsch verstandenen Konzepten des sogenannten Egos.

Vielfach versuchen wir sogar, uns selbst in Therapie, Coaching oder spiritueller Weiterentwicklung perfektionieren zu wollen, um der bedingungslosen Selbstliebe aus dem Weg zu gehen. Wahre Selbstliebe ist nicht an Leistung verknüpft und deshalb ist der Weg der Selbstliebe auf den ersten Blick paradox. Einerseits wollen wir unsere Biografie „bearbeiteten oder emotionale Verletzungen heilen“, andererseits brauchen wir scheinbar nichts zu tun, außer uns selbst zu akzeptieren.

Doch wie gelingt dieses Kunststück?

Harke: Erst wenn wir bereit sind, uns in unserer Unvollkommenheit und Verletzlichkeit bedingungslos anzunehmen, kann das Herz sich wieder für die Liebe öffnen. Deshalb hilft mir vor allem die spirituelle Perspektive auf dieses Thema, denn wenn ich nur den Blick auf meine schwierige Biografie werfe oder auf Ablehnungen, die ich erlebt habe, komme ich zu den falschen Schlüssen.

Das schräge oder verletzende soziale Umfeld ist in meinen Augen nicht der Spiegel für meine eigene vermeintliche Minderwertigkeit, sondern ein Ausdruck einer transgenrationalen Traumatisierung unserer Ahnen. Viele Menschen zerbrechen innerlich an dem sogenannten „Spiegelgesetz“, nachdem ihnen im außen widerfährt, was sie im Inneren tragen.

Würden wir so etwas auch einem kleinen Kind vermitteln, das in der Familie missbraucht wird? Sicher nicht! Deshalb ist es wichtig, unseren Selbstwert von den Erfahrungen im Außen abzukoppeln und Schuldgefühle, Scham und Selbstablehnung liebevoll loszulassen.

Unsere Aufgabe ist es, uns an unseren Urzustand der Seele zu erinnern und diese Erkenntnis in den Lebensalltag heilsam zu integrieren, egal welche Verletzungen wir erfahren haben.

Häufig wird das Thema Selbstliebe ja missverstanden. Wo ist die Abgrenzung zu Egoismus oder gar Narzissmus?

Harke: Die Angst, egoistisch oder sogar narzisstisch zu werden, gehört zu den größten Hindernissen auf dem Weg zu wahrer Selbstliebe. Hier gibt es tatsächlich zahlreiche Missverständnisse und Verwechslungen, über die ich sehr gerne aufkläre. Über dieses Thema habe ich sogar ein eigenes Kapitel im Buch geschrieben.

Zunächst möchte ich mit dem Mythos aufräumen, dass Narzissten über eine große Portion Selbstliebe verfügen. Genau das Gegenteil ist der Fall. Narzissten wissen im Grunde nicht, was Liebe ist: weder die Liebe zum eigenen Selbst noch die Liebe zu anderen Menschen ist ihnen vertraut. Narzissten sind im Grunde genommen große verletzte, egoistische Kinder, die nicht in der Lage sind, liebevolle Beziehungen oder authentische Verletzlichkeit zu leben. Alles dreht sich um die eigenen Bedürfnisse.

Die massive Kränkbarkeit ist ja auch ein Indiz für die verborgene Selbstunsicherheit von Narzissten. Weil sie nicht wissen, was wirkliche Liebe ist und wie es sich anfühlt, bedingungslos geliebt zu werden, verwenden Sie alle möglichen Manipulationsstrategien, um ihre Ziele zu erreichen. Sie zwingen ihr Umfeld in emotionale Dramen, weil sie so Aufmerksamkeit an sich binden.

Es gibt eine ganz einfache Regel, um Narzissten zu erkennen: Sie haben sehr große Schwierigkeiten, wirklich Empathie für andere Menschen zu empfinden und emphatische Verhaltensweisen im Alltag umzusetzen. Dies wird von außen oft als eine gelungene Selbstfürsorge interpretiert, doch dahinter verbirgt sich die Unfähigkeit, wirklich mit anderen Menschen in Beziehung zu sein.

Selbstliebe wird dann egoistisch oder narzisstisch, wenn sich ausschließlich alles um mich dreht und ich nicht in der Lage bin, die Bedürfnisse anderer Menschen zu sehen oder zu berücksichtigen. Die Fähigkeit zur Empathie ist jedoch eine Konstante im Leben der Menschen, die über diese Kompetenz verfügen. Nur in extremen Stresssituationen, kann die Empathiefähigkeit zeitweise blockiert werden.

Deshalb ist die Entwicklung von gesunder Selbstliebe überhaupt nicht problematisch und sie führt auch nicht dazu, dass unsere Empathie-Fähigkeit verschwindet oder dass wir deshalb zu Narzissten mutieren. Stattdessen hilft uns Selbstliebe, eine Balance aus Nehmen und Geben im Leben zu entwickeln.

 

Interview mit Sylvia Harke: „Die Kraft der Selbstliebe“

 

Viele Menschen scheinen heute an einem Mangel an Selbstliebe zu leiden. Was sind die häufigsten Ursachen dafür?

Harke: Die wichtigste Ursache für mangelnde Selbstliebe liegt eindeutig in der mangelnden Mutterliebe, die sich wie eine Epidemie in unserer gesamten Gesellschaft ausgebreitet hat. Dies ist jedoch nicht die Schuld unserer Mütter, sondern das Ergebnis einer über Generationen hinweg anhaltenden Traumatisierung; zum Beispiel durch Kriege oder andere Entbehrungen.

In unserer modernen Zeit der Digitalisierung kommt eine weitere, oft unterschätzte Komponente hinzu: die Ablenkung durch Handy und Computer. Viele Mütter können ihre Babys noch nicht einmal stillen, ohne parallel in ihr Handy zu schauen. So viele Vorschulkinder werden bereits mit Handy und Bildschirm ruhiggestellt, damit sie nicht so viel Lärm machen und die Eltern ungestört ihren Lebensalltag bewältigen können.

Je weniger liebevolle Aufmerksamkeit ein Kind von seinen Eltern erhält, umso weniger liebenswert wird es sich empfinden. Dadurch steigen proportional die psychischen Probleme in unserer Gesellschaft an.

Weitere Ursachen für mangelnde Selbstliebe sind Mobbing in der Schule und am Arbeitsplatz, Beziehungsabbrüche und der weitverbreitete Perfektionismus und Leistungsdruck in unserer Gesellschaft.

Warum ist die Selbstliebe eine wichtige Grundvoraussetzung für eine gelingende Liebesbeziehung?

Harke: Selbstliebe kann dich davor schützen, eine toxische Beziehung in deinem Leben zu tolerieren. Selbstliebe hilft dir auch, die Angst vor echter Nähe und Intimität zu überwinden. Im Zustand der mangelnden Selbstliebe haben wir ständig das Gefühl, etwas in unserer Beziehung verstecken zu müssen. Dieses Etwas ist unser verletztes, inneres Kind, das Probleme hat mit Konflikten, das seinen Körper nicht mag, das Angst hat, dass sein geliebter Partner oder seine geliebte Partnerin herausfinden könnte, das es wertlos ist.

Solange wir dieses verletzte, innere Kind in unserer Beziehung verstecken, entstehen die bekannten Spielchen aus Nähe und Distanz. Wir tragen eine Maske und haben das Gefühl, immer perfekt sein zu müssen, um geliebt zu werden. Doch niemand ist perfekt und wahre seelische Nähe und Intimität können nur in einer Beziehung wachsen, in der beide authentisch sind und ihr Herz wieder geöffnet haben.

Vielen Menschen macht der Gedanke Angst, dass nur eine gelungene Selbstliebe zu einer glücklichen Partnerschaft führt. Es kann leicht der Eindruck entstehen, dass wir dieses Ziel niemals erreichen können, weil Selbstliebe so schwierig zu erreichen ist.

Deshalb möchte ich hier auch etwas den Druck herausnehmen und Folgendes sagen: Deine Bereitschaft zu lieben und geliebt zu werden reicht aus, um eine glückliche Beziehung zu erfahren. Je mehr Liebe du in deiner Beziehung erlebst, umso mehr Selbstliebe kannst du im zweiten Schritt zulassen. Deshalb ist jede Beziehung auch immer die Einladung, dein Herz wieder für die Liebe und die Selbstliebe zu öffnen.

Wie kann es uns gelingen, negative Glaubenssätze aufzulösen, die der Selbstliebe häufig im Wege stehen?

Harke: Zunächst müssen wir uns darüber bewusstwerden, welche negativen Glaubenssätze in unserem Unterbewusstsein gespeichert sind. Die Anleitung dafür habe ich in meinem Buch „Die Kraft der Selbstliebe“ aufgeschrieben. Es nützt auch nichts, rein intellektuell diese Glaubenssätze ausfindig zu machen.

Wir brauchen zunächst diesen geschützten Rahmen der Selbstannahme und Selbstakzeptanz, um die Wucht einer solchen Erkenntnis emotional aushalten zu können. Deshalb ist es genauso wichtig, sich ein heilsames Umfeld zu erschaffen: zum Beispiel in einer Therapiegruppe oder in einem Onlinetraining, in dem ein Austausch mit anderen Gleichgesinnten möglich ist. Nur wenn wir einen sicheren Rahmen spüren, sind wir bereit, uns mit den Abgründen des Unterbewusstseins zu beschäftigen.

Ein erster Hinweis zu diesen unbewussten Überzeugungen können uns unsere täglichen Selbstgespräche liefern. Aussagen, wie „Ich bin doch blöd“ oder „Ich werde nie den richtigen Partner finden“, liefern uns Informationen darüber, was in unserem Unterbewusstsein abgespeichert ist. Wichtig ist es ebenso, dass wir uns mit unseren Gefühlen von Scham, Minderwertigkeit oder dem Gefühl nicht dazuzugehören heilsam in Kontakt bringen.

Was sind die häufigsten Ursachen von Eifersucht, emotionaler Abhängigkeit und Verlustangst und wie können wir diese überwinden?

Harke: Eifersucht oder Verlustängste entstehen immer aus einem Erfahrungsfeld des Mangels. In den meisten Familien herrscht ein Mangel an Liebe und bei Geschwisterkindern sehen wir schon sehr früh den rivalisierenden Kampf um die Aufmerksamkeit der Eltern. Schwerwiegender jedoch sind Bindungs-Traumatisierungen, wie die frühe Trennung eines neugeborenen Babys nach der Geburt von seiner Mutter oder Bindungsabbrüche in den ersten sieben Lebensjahren. Diese Verluste führen zu einer Erschütterung und können im zweiten Schritt zu Eifersucht, Co-Abhängigkeit oder irrationalen Verlustängsten führen.

Um diese Ängste zu überwinden und zu heilen, ist viel Geduld gefragt und häufig auch die Bereitschaft, Therapie, Coaching und Selbsterfahrungsgruppen in Anspruch zu nehmen. In unserer Gesellschaft werden diese Angebote immer mehr nachgefragt, wenngleich auch viele Menschen noch immer falsche Vorstellungen davon haben und denken, sie müssten psychisch krank sein oder völlig verrückt, um sich psychologische Hilfe zu holen. Im Grunde genommen sehe ich es so, dass wahrscheinlich 80 % unserer Bevölkerung therapeutische Unterstützung brauchen, um wieder gesunde Beziehungen führen zu können.

Je mehr wir bereit sind, uns mit diesen sehr verletzlichen Gefühlen wieder zu verbinden, umso weniger müssen wir diese Abgründe in unseren Beziehungen unbewusst reinszenieren.

Welche Rolle spielen in diesem Kontext Sex und Sinnlichkeit und wie können wir sie als Kraftquelle kultivieren?

 Harke: Vielfach verwechseln Menschen in unserer modernen Zeit Sex mit Liebe. Ein weiteres Problem mit der Sexualität in unserer aufgeklärten Gesellschaft ist die zunehmende pornographische Aufladung und damit einhergehend der Verlust von wahrer Begegnung in der Sexualität.

Dennoch ist eine erfüllte Sexualität sehr wichtig für gelungene Beziehungen und in diesem Lebensfeld liegen häufig auch unsere tiefsten Verletzungen verborgen. Jede Frau, die sich nicht als attraktiv empfindet, jeder Mann der als Kind von seiner Mutter abgelehnt oder sogar verletzt wurde, wird sich in Gegenwart des anderen Geschlechts nicht wohl fühlen, bedroht oder benutzt.

Auch in gleichgeschlechtlichen Beziehungen wiederholen sich die Dramen, die aus dem Elternhaus auf die Kinder übertragen wurden. Sexualität ist häufig ein Versteckspiel, gepaart mit Leistungsdruck und der Unfähigkeit, sich wirklich verletzlich und mit einer seelischen Intimität zu begegnen.

Deshalb ist ekstatischer Sex keine Frage einer Technik, sondern es kommt darauf an, ob sich beide in dieser Begegnung wirklich fallen lassen können und dem anderen vertrauen. Viele Paare kennen keine körperliche Nähe, es sei denn es geht um Sex. Deshalb sollten in meinen Augen viele Paare wieder lernen, einfach nur zu kuscheln, die Haut des anderen zu spüren oder sich einmal tief in die Augen zu schauen, ohne dann übereinander herzufallen. Es ist wichtig, dass wir wieder lernen, die Nähe des anderen zu genießen, ohne in ein Schema zu gleiten oder ohne den Druck haben zu müssen, sexuell einfach zu funktionieren.

In der Sexualität zeigt sich auch unser Ausdruck von Lebendigkeit. Dieser Selbstausdruck ist bei vielen Menschen blockiert, weil sie keine Existenzberechtigung spüren. Viele überkompensieren diese unterdrückte Lebendigkeit, indem sie zu Suchtverhalten neigen oder in der Sexualität keine Grenzen erkennen. Hier ist die Wiederentdeckung eines gesunden Gleichgewichts gefragt.

Wenn wir uns jedoch erlauben, unsere Lebendigkeit mit unserem Herzen und unserer Seele zu verbinden, kann eine sexuelle Verbindung äußerst ekstatisch, elektrisierend und spirituell nährend sein. Wir tauchen in bewusstseinserweiternde Räume ein, die wir allein niemals erreichen könnten.

Ein wichtiges therapeutisches Instrument ist ja das Konzept des inneren Kindes. Was steht dahinter?

Harke: Das innere Kind ist der Schlüssel zu unserer Lebensfreude und gleichzeitig der Speicherort unserer tiefsten Verletzungen. Deshalb ist die Heilung des inneren Kindes ein wesentliches Element bei der Entwicklung von authentischer Selbstliebe.

Wir sind aufgerufen, unsere Schattenthemen, unsere Erfahrungen mit Ablehnung und Verlust oder mit Machtmissbrauch liebevoll in unser Erwachsenenbewusstsein zu integrieren. Je mehr wir diese Schattenthemen in uns befreien, umso mehr Potenzial aus Lebendigkeit, Kreativität und Lebensfreude wird unser inneres Kind wieder freigegeben.

 

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Inwiefern blockiert mangelnde Selbstliebe auch unseren Weg zu Sinn und Bestimmung? Was ist wichtig, um ein sinnerfülltes Leben zu führen?

Harke: Mangelnde Selbstliebe führt dazu, dass wir auch unsere beruflichen Talente und kreativen Träume nicht verwirklichen. Nagende Selbstzweifel, Versagensängste, Eifersucht und die Angst, sich wirklich authentisch zu zeigen, verhindern, dass wir unsere kühnsten Träume erreichen. Stattdessen geben wir uns mit dem Mittelmaß zufrieden oder quälen uns in unpassenden Jobs, weil wir noch immer dem Credo des Überlebensmodus folgen, der uns von unseren Ahnen vorgelebt wurde.

Je mehr wir uns selbst lieben, umso mehr werden wir uns die Erlaubnis geben, der Sehnsucht unseres Herzens Ausdruck zu verleihen. Je mehr wir zu unserer authentischen Verletzlichkeit stehen, umso mehr sind wir auch bereit, Risiken im Leben einzugehen: beruflich wie auch privat. Genau diese Verletzlichkeit offenbart unsere innere Schönheit und macht uns attraktiv und anziehend. Dies ist jedoch ein Gedanke, der dem verletzten, inneren Kind fremd ist.

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass sich die Offenbarung der waren Verletzlichkeit im Leben wirklich lohnt und dass sich vermeintliche Risiken später als genutzte Chancen offenbaren können. Mit unserer wachsenden Selbstliebe sind wir auch bereit, mehr von diesen Risiken einzugehen und damit erhöhen sich unsere Chancen, ein glückliches und sinnerfülltes Leben führen zu können enorm.

Ihre bisherigen Bücher hatten den Fokus auf Hochsensibilität. Wieso haben Sie sich entschieden, jetzt ein Buch über Selbstliebe zu schreiben?

Harke: Das Thema Selbstliebe war schon vor über 20 Jahren der Beginn meiner Heilungsreise zu mir selbst. Selbstliebe, Selbstannahme und Selbstakzeptanz sind die Themen, an denen kein Mensch vorbeikommt, der sich für Persönlichkeitsentwicklung interessiert.

All diese Qualitäten fühlten sich für mich als junge Frau fast unerreichbar an. Aufgrund meiner einschneidenden Erlebnisse als Scheidungskind in den 80er Jahren fühlte ich mich viele Jahre lang nicht liebenswert. Dies führte zu vielen Unsicherheiten und einem schwachen Selbstwertgefühl.

Schon als Psychologie-Studentin begann ich damit, die Heilung meines inneren Kindes und die Entwicklung von Selbstliebe für mich zu entdecken. Diese zwei Elemente waren die wesentlichen Schlüssel, um eine liebevolle Beziehung in meinem Leben zu manifestieren und meine Talente beruflich verwirklichen zu können.

Seit 2018 biete ich einen Onlinekurs an mit dem Titel „Die zwölf Schlüssel zur Selbstliebe“, den ich bis heute aktiv betreue und der meinen Klienten hilft, sich selbst anzunehmen und Abgrenzung zu meistern. Die Idee für ein Selbstliebe Buch hatte ich bereits schon viele Jahre und der Kailash Verlag hatte positiv auf dieses Buchkonzept reagiert.

Worum geht es und welche Leser möchten Sie vor allem ansprechen?

Harke: Mein neues Buch „Die Kraft der Selbstliebe“ bietet einen sicheren Reisekompass auf der Abenteuerreise zum eigenen Herzen. Dieses Buch ist für alle interessant, die sich aktiv mit dem Thema Selbstheilung beschäftigen möchten und die mehr erleben wollen, als nur ein Buch zu lesen. Im Grunde ist es ein Arbeitsbuch, das zum Mitmachen anregt.

Dabei führe ich meine Leser durch die sieben Räume der Selbstliebe angefangen bei der Frage, ob Selbstliebe egoistisch ist oder unser natürlicher Seinszustand. Im ersten Bewusstseinsraum befassen wir uns mit dem Thema Erdung, Akzeptanz des eigenen Körpers, Verwurzelung und der Versöhnung mit den Ahnen.

Im zweiten Bewusstseinsraum befassen wir uns mit den Verletzungen des inneren Kindes. Die Leser erhalten die Möglichkeit, die Mutter und den Vater in ihrer Prägefunktionen besser zu verstehen. Dafür stelle ich verschiedene Mütter- und Väter-Typen genauer vor. Wir schauen uns gemeinsam die emotionalen Verletzungen aus Kindertagen an und finden mithilfe von systematischen Fragen negative Glaubenssätze und Kernüberzeugungen heraus, die prägend für das gesamte Leben sein können. In jedem Kapitel gibt es praktische Übungen und Meditationen, die heilsame Impulse vermitteln und sanfte Veränderungen in Richtung Selbstliebe unterstützen. Im dritten Bewusstseinsraum beschäftigen wir uns mit der Kraft unserer Lebendigkeit und Sexualität.

Im vierten Bewusstseinsraum habe ich mir sehr viel vorgenommen: ich helfe meinen Lesern, dass sogenannte Ego nicht mehr als ein störendes Hindernis wahrzunehmen, sondern dahinter ihr verletztes, inneres Kind zu erkennen. Ich lade meine Leser ein, ihre wahre Ich-Kraft zu entfalten und zeige den Unterschied auf zwischen programmierten Egostrukturen und einem kraftvollen Ich-Bewusstsein mit Grenzen. Dies ist vor allem für spirituell interessierte Leser und Leserinnen eine neue und herausfordernde Perspektive, die zu einer tiefen Versöhnung mit dem inneren Kind führt.

Im fünften Bewusstseinsraum stelle ich die sieben Herzensqualitäten vor. Sie bestehen aus Sanftheit, Mitgefühl, Verbundenheit, Loslassen, Vergebung, Empfangen und Authentizität. Im sechsten Bewusstseinsraum tauchen wir ein in das Thema der Selbstliebe in Beziehungen. Ich helfe meinen Lesern, ihre Angst vor Nähe oder Co-Abhängigkeit zu überwinden und zu einer authentischen Beziehungsführung mit der Kraft der Selbstliebe zu finden.

Im siebten Bewusstseinsraum sprechen wir über die spirituelle Dimension der Selbstliebe, die dunkle Nacht der Seele und die Chance, aus Krisensituationen gestärkt hervorzugehen.

Unter dem Namen „hsp academy“ betreiben Sie zusammen mit ihrem Mann Arno ein Coaching- und Ausbildungszentrum für Hochsensible. Was zeichnet es aus und was genau bieten Sie für welche Zielgruppe an?

Harke: In der hsp academy unterstützen wir unsere hochsensiblen Klienten in erster Linie durch das Selbstliebe Programm, sich so anzunehmen, wie sie sind. Wir helfen ihnen, sich besser abzugrenzen und mehr auf die eigenen Bedürfnisse zu hören. Dabei stehen zahlreiche von mir geschriebene Bücher zur Verfügung, mein umfangreicher Youtube Kanal und meine Online-Coaching Programme.

Darüber hinaus ist 2021 ein Selbsthilfeprogramm entstanden, das Angehörigen von Narzissen hilft, aus dem Kreislauf der toxischen Beziehungen auszubrechen. Ich habe erkannt, dass viele hochsensible Menschen (mich eingeschlossen) narzisstische Missbrauchsbeziehungen erlebt haben, die eine gesunde Entwicklung von Selbstliebe massiv erschweren.

Deshalb gehört es zu meinen neueren Zielen, meine Klienten umfassend und verantwortungsbewusst über das Phänomen des Narzissmus aufzuklären und Möglichkeiten aufzuzeigen, um sich aus diesen toxischen Beziehungen wieder zu befreien.

Aufgrund meiner eigenen kreativen Talente entwickeln sich die Angebotene hsp academy von Jahr zu Jahr weiter. Mein Traum ist es, besonders Frauen in ihre Selbstliebe zu führen und ihnen einen Weg zu zeigen, auf dem sie ihre innere Schönheit und archaische Kraft wieder entdecken können.

Was ist abschließend Ihr wichtigster Rat an die Leser?

 Harke: Es ist nie zu spät, mit der Entwicklung einer gesunden Selbstliebe zu beginnen.

Weitere Informationen unter: www.hsp-academy.de und www.sylviaharke.de

Fotos: Titelbild: Conny Ehm / Sylvia Harke

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