Resilienz stärken: So lernen Sie, Krisen zu meistern

by Hofelich
Resilienz stärken: So lernen Sie, Krisen zu meistern

Was heißt „Resilienz“? Resilienz ist per Definition die Fähigkeit, Krisen zu überwinden und zu meistern. Im Leben wechseln Hochs und Tiefs, gute und schlechte Zeiten. Jeder Mensch wird früher oder später mit Schicksalsschlägen, Konflikten und Niederlagen konfrontiert. Die entscheidende Frage ist: Wie gehen wir damit um? Zerbrechen wir daran, oder stellen wir uns der Herausforderung? Resiliente Menschen besitzen eine innere Stärke die ihnen hilft, Krisen zu überstehen und daran zu wachsen. Sie ziehen daraus Lehren für Erfolge in der Zukunft und bauen eine Widerstandsfähigkeit auf. Auch wenn Veranlagung und Gene eine Rolle spielen: Jeder kann die Fähigkeit zur Resilienz lernen.

Psychische Widerstandskraft in extremen Situationen

Resiliente Menschen besitzen eine psychische Widerstandsfähigkeit in Extremsituationen, wie schweren Krankheiten, langer Arbeitslosigkeit oder beim Verlust von nahestehenden Menschen. Das heißt nicht, dass sie keine Zeit des Leidens durchmachen.

Doch die innere Stärke hilft ihnen dabei, weiterzumachen sowie Lebenskrisen ohne anhaltende Beeinträchtigung durchzustehen und verarbeiten zu können. Das Gegenstück zur Resilienz ist Vulnerabilität. Sie kennzeichnet Menschen, die besonders leicht durch äußere Einflüsse seelisch zu verletzen sind.

 

Resilienz: Bergsteiger

 

Das Geheimnis der Resilienz

Was unterscheidet beide Extreme? Resiliente Menschen lassen sich nicht unterkriegen und geben nicht auf, während sich andere hilflos fühlen. Außerdem erholen sie sich schneller von Schicksalsschlägen und besinnen sich nach einiger Zeit wieder auf Ihre Stärken.

Sie gelten als anpassungsfähig, belastbar, aufmerksam, tüchtig, gescheit, neugierig und voller Selbstvertrauen. Sie können ihre Emotionen eher kontrollieren, gestalten ihre Beziehungen aktiver, haben eine tolerantere Einstellung gegenüber der Ungewissheit des Lebens. Außerdem  gehen sie lösungsorientierter mit Problemen um und akzeptieren das Unveränderbare eher als vulnerable Menschen.

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Was zeichnet resilienten Menschen aus

 

Zitat:

Der Erfolgreiche lernt aus seinen Fehlern und wird auf neuen Wegen von vorne beginnen.

Dale Carnegie, Rhetoriklehrer und Bestsellerautor 

 

Wie ausgeprägt die Resilienz eines Menschen ist, wird durch zahlreiche Faktoren beeinflusst: Die Erbanlagen, die Kindheit, das gesellschaftliche Umfeld, den familiären Zusammenhalt und die Arbeit. Außerdem durch alle bisherigen positiven wie negativen Erfahrungen. Die Forschung hat jedoch auch klar gezeigt, dass für jeden eine stärkere Widerstandsfähigkeit gegenüber Krisen bis zu einem gewissen Grad erlernbar ist.

 

Resilienz und Widerstandskraft

 

Erfolgreich trotz widrigster Umstände

Wissenschaftliche Langzeit-Studien zeigen, dass es immer wieder Menschen gibt, die sich trotz widrigster Umstände äußerst positiv entwickeln. So haben Kinder, die in Armut aufwachsen, zweifelsohne eine wesentlich schlechtere Ausgangsbasis für den weiteren Lebensweg, als ihre besser gestellten Altersgenossen.

Untersuchungen ergaben, dass etwa zwei Drittel der Kinder, die in großer Armut aufwuchsen, auch im Erwachsenenalter große Probleme hatte. Ein Drittel erwies sich jedoch als besonders widerstandsfähig und konnte sich trotz der schlechten Ausgangslage zu erfolgreich sozialisierten Erwachsenen entwickeln.

Was zeichnet resilienten Menschen aus?

Was zeichnet diese resilienten Menschen aus? Sie haben in der Regel einen starken Zusammenhalt, sind eher kollektivistisch als individuell orientiert und besitzen starke Werte, die sie mit den meisten Leuten aus der entsprechenden Gruppe teilen. Das wichtigste ist ihre mentale Einstellung.

Die mentale Einstellung resilienter Menschen: Sie…

  • sehen sich nicht automatisch als Opfer ihres Schicksals.
  • haben gelernt, dass sie selbst über ihr eigenes Leben bestimmen.
  • vertrauen nicht auf Glück oder Zufall, sondern nehmen die Dinge selbst in die Hand.
  • ergreifen Möglichkeiten, wenn diese sich bieten.
  • haben ein realistisches Bild von ihren Fähigkeiten.
  • Darüber hinaus wachsen viele Menschen gerade, weil sie schwierige Zeiten durchleben mussten.

 

Resilienz stärken: So lernen Sie, Krisen zu meistern

 

Überbehütung ist der größte Stolperstein für den Aufbau von Resilienz

Dagegen hat die US-amerikanische Psychologin Wendy Mogel bei zahlreichen Kindern aus gutsituierten Familien der Mittelschicht eine mangelnde Resilienz festgestellt. Trotz privilegierter Lebensumstände wie materiellem Wohlstand und liebevollen Eltern litten diese an vielfältigen Ängsten, Unsicherheiten und schienen unglücklich. Wendy Mogel hält Überbehütung in Verbindung mit unzureichender Wertevermittlung für die größten Stolpersteine bei der Ausbildung von Resilienz. Etwas drastisch bringt es der Schriftsteller und Georg-Büchner-Preisträger Erich Kästner auf den Punkt:

Zitat:

Ihr sollt lernen, Schläge einzustecken und zu verdauen. Sonst seid ihr bei der ersten Ohrfeige, die euch das Leben versetzt, groggy. Denn das Leben hat eine verteufelt große Handschuhnummer!

Erich Kästner

 

Resilienz: Erfolgreich trotz widrigster Umstände

 

 

Elisabeth Kübler-Ross: Mit schwersten Krisen umgehen

Dass die meisten Krisen in fünf verschiedenen Phasen verlaufen, hat die auf Sterbeforschung spezialisierte Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross herausgefunden. Sie untersuchte, wie Menschen mit einer der schwersten Krisen umgehen, mit denen man überhaupt nur konfrontiert sein kann: Der Nachricht vom bald bevorstehenden eigenen Tod. Oder dem eines nahestehenden Menschen.

Dieses Fünf-Phasenmodell der Krisenbewältigung lässt sich auch auf die Krisenbewältigung übertragen. Zwar können die Phasen je nach individueller Situation unterschiedlich ausfallen, stellen jedoch eine sehr guten Orientierungshilfe dar:

 

Das 5-Phasenmodell der Krisenbewältigung 

  • 1. Nicht-wahrhaben-Wollen: Zunächst erlebt der Betroffene einen Schock und will die Krise nicht wahrhaben. Sie liegt außerhalb seiner Vorstellungskraft. Er streitet sie ab und verdrängt sie, glaubt an Verwechslungen und Irrtümer.
  •  2. Zorn und Ärger: In der zweiten Phase erkennt der Betroffene, dass die Krise Realität ist. Er fühlt Zorn, Groll, Wut über seine Situation und empfindet Neid gegenüber anderen Menschen, die nicht betroffen sind. Er hadert mit dem Schicksal und stellt sich die Frage: „Warum denn gerade ich?“
  • 3. Verhandeln: In der meist kurzen dritten Phase erkennt der Betroffene die Krise an. Dennoch versucht er zu verhandeln. Er verhandelt mit Personen, dem Schicksal und mit Gott. Er besucht plötzlich die Kirche, legt Gelübde und Versprechen ab. Oder schließt einen Deal mit Gott: „Wenn ich mich auf eine bestimmte Weise verhalte, dann wird alles gut“.
  • 4. Depression: In der depressiven Phase scheint die Situation ausweglos. Sie ist vor allem durch eine hoffnungslose innere Leere und ein Gefühl der Sinnlosigkeit gekennzeichnet. Der Betroffene resigniert, zieht sich zurück und gibt auf.
  • 5. Zustimmung: In der letzten der fünf Phase nimmt der Betroffene sein Schicksal an und findet sich mit den Gegebenheiten ab. Diese innere Akzeptanz des Unvermeidlichen ist die Basis für einen Neustart. Der Betroffene entwickelt einen neuen realistischen Umgang mit der Situation. Nun kann der Blick wieder nach vorne gerichtet werden.

 

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Wolfgang Bilinski: „Resilienz – Krisen erfolgreich meistern und nutzen“

Hilfe zur Selbsthilfe bietet etwa das Buch „Resilienz – Krisen erfolgreich meistern und nutzen“ von Wolfgang Bilinski, das im April 2016 im Haufe Fachbuchverlag erschienen ist. Er geht den Fragen nach: Was können wir von Menschen lernen, die besonders gut mit Krisen umgehen können? Wie kann man Resilienz aufbauen?

Zitat:

Sowohl im Sport als auch im Wirtschaftsleben ist es realistisch, nicht immer ganz oben zu stehen. Niederlagen gehören ganz einfach zum Leben, und es zeigt sich, dass das richtige Lernen aus Rückschlägen der entscheidende Erfolgsfaktor ist.

Wolfgang Bilinski

 

Resilienz

 

In seinem Werk erklärt Bilinski anschaulich, lebensnah, mit vielen Praxisbeispielen, Arbeitsblättern und Übungen, wie man sich Resilienz aneignen kann und wie man es schafft, negative Erlebnisse in zukünftige Erfolge zu „transformieren“.  Er hat einen Krisen-Masterplan mit fünf Schritten entwickelt, der von der Krise zu neuen Höhenflügen führt.

 

Krisen-Masterplan in 5 Schritten:

  • 1. Niederlage eingestehen
  • 2. Chancen erkennen
  • 3. Rückschlag aufarbeiten
  • 4. Ich – Stabilisierung
  • 5. Neue Siege programmieren

 

6 Schlüsselfaktoren zur Stärkung des Krisen-Immunsystems:

  • 1. Vertrauen Sie in die eigene Kompetenz!
  • 2. Verlassen Sie die Opferrolle!
  • 3. Suchen Sie sich gute Freunde!
  • 4. Steigern Sie Ihre Wahrnehmungskompetenz!
  • 5. Setzen Sie sich realistische Ziele!
  • 6. Sorgen Sie für sich selbst!

 

 

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Fazit

Natürlich ist es nicht einfach, seine Einstellung zu ändern, wie der Psychoanalytiker Erich Fromm erklärt.

 

Zitat:

Die Schwierigkeiten, Rückschläge und Kümmernisse des Lebens als Herausforderung anzusehen, deren Überwindung uns stärkt, anstatt sie als ungerechte Strafe zu betrachten, die WIR nicht verdient haben, das erfordert Glauben und Mut.

Erich Fromm

 

Krisen meistern

 

Doch wer sich bemüht und bereit ist, an sich zu arbeiten, der wird seine Resilienz stärken können. Das heißt: Für jeden ist es erlernbar, seine Resilienz und psychische Widerstandskraft zu stärken. Dazu gehört es zuallererst anzuerkennen, dass Probleme und Niederlagen normale Bestandteile des Lebens sind. Wir haben großen Einfluss darauf, wie wir damit umgehen. Ob wir die Flinte ins Korn werfen oder uns den Herausforderungen stellen und diese meistern.

Wichtig ist die Einstellung, dass jeder Mensch Einfluss auf sein Leben hat und jeder seines Glückes Schmied ist. Resiliente Menschen sehen sich nicht in der Opferrolle oder fühlen sich hilflos, sondern übernehmen die Verantwortung für ihr Leben. Sie sind selbstbewusst und davon überzeugt, dass sie über eine innere Stärke verfügen, um eine Lösung finden zu. Sie richten den Blick auf die Lösung von Problemen.

Dabei sind ein soziales Netzwerk, enge emotionale Bindungen zu anderen Menschen und die Fähigkeit, andere um Hilfe zu bitten, unerlässliche Helfer. Außerdem sind Bewegung in Form von Ausdauersport wie etwa Walken, Joggen, Schwimmen oder Fahrradfahren hilfreich. Auch positive Erfahrungen der Krisenbewältigung in der Vergangenheit helfen dabei, aus Krisen herauszukommen.Treffend beschreibt die Psychotherapeutin Dr. Doris Wolf die positive Grundhaltung einer Person mit hoher Resilienz.

 

Zitat:

Was auch immer auf mich zukommt, ich kann damit umgehen und werde eine Lösung finden. Ich kann etwas tun, um die Krise, das Problem, die Niederlage oder den Fehlschlag zu bewältigen.

Dr. Doris Wolf

 

Gipfelstürmer, Resilienz

 

Bilder: Unsplash, Pixabay

 

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