Richard Wiseman: „Machen, nicht denken! Die radikal einfache Idee, die Ihr Leben verändert“

by Hofelich
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In seinem erfrischenden Buch „Machen, nicht denken! Die radikal einfache Idee, die Ihr Leben verändert“ stellt der britische Verhaltensforscher Richard Wiseman die üblichen Ratschläge der Lebenshilfe-Literatur auf den Kopf. Die meisten Selbsthilfegurus und Management-Coaches setzen auf positives Denken, nach dem Motto: Zwingen Sie sich zu positiven Gedanken und Sie werden glücklicher. Die gängige Vorstellung: Wer sein Leben verbessern will, muss sein Denken ändern. Dagegen sagt Wiseman, dass vielmehr auch der Körper unseren Geist beeinflusst und einfaches physisches Handeln unser Denken und unsere Psyche verändern kann. Wissenschaftlich fundiert zeigt er eine Reihe von leichten, effektiven Techniken auf, die Menschen helfen können: glücklicher zu werden, Ängste zu reduzieren sowie ihr Selbstbewusstsein, ihre Willensstärke und ihre Zuversicht zu steigern.

Wissenschaftlich fundierter Ansatz: Lächeln macht glücklich!

Richard Wiseman stützt sich auf die Thesen des viktorianischen Philosophen William James, der vor über hundert Jahren an der Harvard Universität einen radikal anderen Ansatz zu den Veränderungen der menschlichen Psyche aufgestellt hat. Seitdem haben Forscher weltweit Hunderte von Experimenten zu seiner Theorie durchgeführt und festgestellt, dass sie für nahezu jeden Aspekt des Lebens gilt. Heute wird William James Theorie als Teil der Mainstream-Psychologie anerkannt.

William James hat die Beziehung zwischen Emotionen und Verhalten genauer unter die Lupe genommen. Der gesunde Menschenverstand legt nahe, dass bestimmte Ereignisse und Gedanken in uns bestimmte Gefühle auslösen, die dann wiederum unser Verhalten beeinflussen. Dass etwa Angstgefühle Schwitzen auslösen, Glücksgefühle ein Lächeln oder Traurigkeit Weinen.

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William James: Verhalten erzeugt Emotionen, nicht umgekehrt!

Doch James hat die Kausalität umgedreht und sagte, dass das Verhalten Emotionen erzeugt und nicht umgekehrt. Demnach lächeln Menschen nicht, weil sie glücklich sind, sondern fühlen sich glücklich, weil sie lächeln. Das heißt, wir können jedes beliebige Gefühl einfach dadurch hervorrufen, indem wir uns so verhalten, als ob wir diese Emotion erleben würden: wer lächelt, wird sich glücklich fühlen.

Zitat William James:

„Wenn Du eine bestimmte Eigenschaft haben willst, handle so, als ob du sie schon hättest.“

Diese Aussage bezeichnet Wiseman als das „Als-ob-Prinzip“. „Statt zu versuchen, sich durch glückliche Gedanken aufzuheitern, kommt man viel schneller und effektiver zum Ziel, wenn man sich einfach so verhält, als ob man sich wohlfühlen würde. Lächeln Sie, gehen Sie federnd, halten Sie ihren Kopf hoch, sprechen Sie so, als ob Sie glücklich wären, tanzen sie, lachen sie, singen sie oder tun sie alles, was sie gerne tun“, sagt Wiseman. Spannen Sie ihre Muskeln an und sie entwickeln augenblicklich Willensstärke, zwingen Sie ihr Gesicht zu lächeln und sie fühlen sich glücklicher, stehen sie gerade und sie werden selbstsicherer“, so Wiseman.

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Wiseman: „Machen, nicht denken!“

 

Das Als-ob-Prinzip: die effektivsten Techniken im Überblick

Richard Wiseman führt unterhaltsam, wissenschaftlich fundiert und mit einer Prise Humor in die Prinzipien des Als-ob-Prinzips ein. Anschaulich zeigt er die wichtigsten wissenschaftlichen Studien und Experimente auf, die im Laufe von 200 Jahren Psychologie-Geschichte die Schlüssigkeit des Konzepts auf den Prüfstand gestellt und fachlich untermauert haben.

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass das Als-ob-Prinzip die Gefühle von Menschen, ihre Motivationsstärke, Überzeugungen und Persönlichkeit beeinflussen und ändern kann. Die Botschaft: Nicht allein der Geist beeinflusst den Körper, sondern vielmehr beeinflusst der Körper auch den Geist. Hier eine Auswahl der wichtigsten Techniken im Überblick.

Mit Machtposen mehr Selbstbewusstsein erzeugen

So haben wissenschaftliche Versuche gezeigt, dass schon das kurze Einnehmen von Machtpositionen das Selbstbewusstsein stärken kann. Dabei sollte eine Gruppe der Versuchspersonen eine Minute lang Machtposen einnehmen: an einem Schreibtisch sitzen, die Füße auf den Tisch legen, nach oben schauen, ihre Hände hinter dem Kopf zu verschränken.

Die andere Gruppe sollte dagegen eine eher unterwürfige Körperhaltung einnehmen: sich setzen, die Hände in den Schoss legen und nach unten schauen. Im Anschluss sollten die Probanden einschätzen, wie verantwortlich und einflussreich sie sich fühlten. Die Machtposen-Probanden schätzten ihren Einfluss höher ein, als die anderen. Außerdem zeigte die erste Gruppe in weiteren Tests eine größere Risikobereitschaft.

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Auswirkungen auf den Hormonspiegel: Mehr Testosteron, weniger Cortisol

Damit nicht genug. Die Forscher analysierten im Speichel der Versuchspersonen den Gehalt des „Dominanzhormons“ Testosteron sowie des „Stresshormons“ Cortisol. Diejenigen, die die Machtposen eingenommen hatten, zeigten wesentlich höhere Konzentrationen an Testosteron und niedrige Konzentrationen an Cortisol.

Bei der anderen Gruppe, die eine unterwürfige Körperhaltung eingenommen hatte, war es genau umgekehrt. Das Fazit: Wer sich nur eine Minute lang so verhält, als ob er dominant wäre, fühlt sich nicht nur selbstbewusster, sondern ändert auch die Konzentration chemischer Stoffe im Körper. (Siehe auch den Beitrag Amy Cuddy: Ihre Körpersprache beeinflusst, wer Sie sind“)

Einfache Technik für den Alltag

Das Einnehmen von Machtposen kann also das Selbstwertgefühl und die Selbstsicherheit stärken. Wiseman empfiehlt folgende Technik: „Wenn sie sitzen, lehnen sie sich zurück, schauen sie nach oben und verschränken sie ihre Hände hinter dem Kopf. Wenn sie stehen, stellen Sie ihre Füße flach auf den Boden, ziehen sie ihre Schultern zurück, drücken Sie ihre Brust nach vorne und strecken sie ihre Hände vor sich aus. Falls sie keine Zeit haben, eine machtvolle Pose einzunehmen, machen Sie eben eine Faust“, so Wiseman.

Unerledigte Dinge nicht aufschieben, sondern einfach anfangen

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Die Technik des Als-ob-Prinzips lässt sich auch erfolgreich einsetzen bei wichtigen Aufgaben, die wir ständig vor uns herschieben. „Nichts ist so ermüdend, wie das ewige Fortbestehen einer unvollendeten Aufgabe“, sagte William James. Die Lösung: Einfach anfangen! „Wenn Sie sich einer Tätigkeit nur für ein paar Minuten widmen, d.h. sich so verhalten, als seien Sie hochmotiviert, dann ändern Sie die Art und Weise, wie Sie sich selbst sehen, und erhöhen die Wahrscheinlichkeit um einiges, das Sie das auch erledigen werden, was sie zu tun haben“, rät Wiseman. „Immer wenn Sie einen Berg zu überwinden haben, überreden Sie sich selbst dazu, nur ein paar Minuten damit zu verbringen, diese überaus wichtigen ersten Schritte zu tun“.

Gezielte Muskelanspannung erhöht die Willensstärke

Das gezielte Anspannen der Muskeln kann die Willensstärke steigern. „Wenn Sie das nächste Mal nötig finden, diese Sahnetorte zu meiden, machen Sie eine Faust, spannen sie ihren Bizeps an, drücken Sie ihren Daumen und Zeigefinger aneinander oder packen Sie einen Stift fest mit Ihrer Hand“, sagt Wiseman.

Die richtige Körperhaltung am Schreibtisch: aufrecht sitzen, Kopf hoch, Schultern zurück

Die richtige Körperhaltung kann auch das Durchhaltevermögen beim Lösen von schwierigen Aufgaben steigern. Wisemans Empfehlung: Man sollte sich gerade und aufrecht an den Schreibtisch setzen und die Arme verschränken. Positive Effekte ergeben sich auch aus der Position des Computerbildschirms. Der Monitor sollte ein wenig oberhalb der Augenhöhe positioniert sein, da ein Blick nach oben positiv, ein Blick nach unten eher negativ wirkt. Eine zusammengesackte Haltung mit hängendem Kopf wirkt sich negativ aus. Wer aufrecht sitzt, die Schultern zurückgezogen und den Kopf hoch hält, ist produktiver, so Wiseman.

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Kreativität: Bewegen sie sich außerhalb der gewohnten Bahnen

Wer auf der Suche nach neuen Ideen in Denkblockaden verfällt, kann Abhilfe schaffen. „Verhalten Sie sich auf eine neuartige Weise“, sagt Wiseman. Man sollte einen langen, unvorhersehbaren und kurvenreichen Spaziergang machen. Außerdem sollte man sich so verhalten, als ob man kreativ wäre: Schnörkel auf ein Blatt Papier zeichnen, malen oder aus Papier eine Skulptur formen.

Sinn des Lebens, neue Wege gehen

 

Fazit: Richard Wiseman: „Machen, nicht denken!“

Richard Wisemans 2013 im Fischer Verlag erschienenes Werk „Machen, nicht denken! Die radikal einfache Idee, die Ihr Leben verändert“ ist ein äußerst empfehlenswerter Ratgeber mit vielen praktischen Tipps. In gewohnter Manier bringt der britische Psychologe und Verhaltensforscher die Erkenntnisse wissenschaftlicher Studien unterhaltsam, humorvoll und pointiert auf den Punkt und leitet daraus praktische Techniken für den Alltag ab. Natürlich ist auch das Als-ob-Prinzip kein Wundermittel. So warnt Wiseman den Leser zu Beginn des Werks davor, die aufgezeigten Ideen und Techniken bei schwerwiegenden Problemen zur Eigentherapie zu nutzen. Doch wer gezielt einige Techniken in seinen Alltag einbaut, der kann sein Leben sicher an der einen oder anderen Stelle etwas verbessern.

Bilder: Pixabay / Unsplash / Cover: Fischer Verlag

 

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